Düsseldorf: Mahnwache und Chanukka vor der Synagoge in Golzheim
Eigentlich war an diesem Samstag (9.12.) die dritte von acht Kerzen an der Reihe, entzündet zu werden. Beim jüdischen Lichterfest Chanukka kommt jeden Tag eine Kerze hinzu, immer bei Einbruch der Dämmerung und solange, bis acht Kerzen brennen. Vor der Synagoge in Düsseldorf leuchteten am Samstagabend 1400 weitere Kerzen. Jede stand für einen Menschen, der von Hamas-Terroristen beim Angriff auf Israel am 7. Oktober ermordet wurde.
„Licht steht über der Dunkelheit“
„Natürlich feiern wir dieses Chanukka-Fest mit gemischten Gefühlen. Es sind ja immer noch israelische Geiseln in der Gewalt der Terroristen. Aber vor allem in dieser Zeit ist es wichtig, dass wir deutlich machen: Das Licht steht über der Dunkelheit“, sagte Rabbiner Shimon Levín auf die Frage, wie ein fröhliches Fest mit Musik, Tanz, Geschenken und Gebäck zur momentanen Lage passt.
Ungastliches Wetter
Alle, die an diesem Samstagabend im nasskalten Dauerregen vor der Düsseldorfer Synagoge standen, einte dieses „Jetzt erst recht.“ Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Düsseldorf, Oded Horowitz, wurde von der Hamas-Attacke am 7. Oktober in Israel überrascht. Er besuchte mit der ganzen Familie Tel Aviv. Unter einem Zeltdach stehend begrüßte er die Anwesenden. Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller versicherte den Zuhörenden, dass die Stadt alles dafür tun werde, damit sich Menschen jüdischen Glaubens in Düsseldorf sicher fühlen.
Die durch Polizeiwagen abgesperrten Straßen im Umfeld der Mahnwache und die Zahl von Sicherheitsleuten in der Menschenmenge zeigten, dass Antisemitismus und Übergriffe auch im toleranten Düsseldorf nicht bloß Theorie sind. „Chay urim sameach“ – übersetzt: „ein frohes Lichterfest“ ist deshalb ein Zeichen der Solidarität und Hoffnung, wie Horowitz und Keller betonten.
Ein Oberrabbiner auf der Aluleiter
Dann stieg Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt auf eine Aluleiter und versuchte im Dauerregen die Chanukka-Kerzen anzuzünden. Schließlich gelang es ihm. Goldschmidt ist Präsident der Konferenz Europäischer Rabbiner und just aus Paris gekommen. Dort zeichneten die Rabbiner Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron für sein Engagement für das Judentum aus. Macron erhielt den Lord-Jakobovits-Preis am Donnerstagabend im Élyséepalast aus der Hand von Goldschmidt. Die Auszeichnung würdigt Macrons unermüdlichen Kampf gegen Antisemitismus in Frankreich seit seinem Amtsantritt 2017, sein starkes Eintreten für Religionsfreiheit und Toleranz sowie seinen Aufruf zur Einheit nach dem Angriff der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel.
Als die Chanukka-Kerzen in Düsseldorf leuchteten, sangen die Gäste. Der Tontechniker übernahm mit fröhlicher Musik vom Band. Ein schnelles Handyfoto der Honoratioren noch, dann eilten sie weiter. Oberbürgermeister Keller blieb noch auf einen Glühwein, der vor der Synagoge ausgeschenkt wurde.