Kunst der Entspannung: Museumscafés in Düsseldorf
Kunstbetrachtung kann manchmal recht anstrengend sein. Langes Gehen, Stehen, Hinsehen, über Bedeutungen nachdenken – wie nett, wenn man nachher bei einem Cappuccino und einem Imbiss entspannen und noch ein bisschen plaudern oder im Katalog lesen kann. Ein schönes Museumscafé macht das Kulturerlebnis erst rund. Und es lockt im besten Fall auch Publikum von außen an. Wie sieht es damit aus in der Landeshauptstadt Düsseldorf? Wir haben uns mal umgesehen.
Anna Maria im Kunstpalast
Vorher war da nichts. Ein zugiger Durchgang unter dem Belvedere, dem Seitenflügel des Kunstpalastes. Jetzt gibt es dort das Café-Restaurant Anna Maria, benannt nach der italienischen Zweitgattin des kunstsinnigen Kurfürsten Jan Wellem. Generaldirektor Felix Krämer wollte nicht nur eine neu sortierte, unterhaltsam gemischte Sammlung in sanierten Räumen, sondern auch eine attraktive Gastronomie, die zum Garten hin geöffnet ist – mit Blick auf den Brunnen.
Architekt Joachim Sieber machte es möglich und schuf den zurzeit vielleicht schönsten Düsseldorfer Restaurant-Raum, strukturiert von mächtigen, raffiniert rötlich beleuchteten Backsteinsäulen und einem Terrazzo-Boden, eingerichtet mit schlichten Holzmöbeln. Behaglich und großzügig zugleich. Tagsüber kann man dort Kuchen, Süppchen oder Salat bestellen, abends, auch nach Schließung des Museums, präsentieren die Chefs Saban Emini und Joakim Olsen eine Dinnerkarte mit mediterran inspirierten, eher hochpreisigen Speisen (Schnitzel Milanese für 30 Euro, Thunfisch für 39 Euro), die allerdings nicht an die Klasse der besseren Düsseldorfer Italiener heranreichen. Freundlicher, teils etwas nervöser Service. Könnte sich wegen des Ambientes zu einer Lieblings-Adresse der Düsseldorfer entwickeln. Di.-So. 11 bis 22.30 Uhr.
Bar im Creamcheese-Raum im Kunstpalast
Das ist sicher weltweit einmalig: Eine Kultbar, deren von berühmten Künstlern gestaltete Einrichtung zum Museum gehört, wird auch noch als lebendiges Lokal benutzt. Am Wochenende ist der Creamcheese-Ausstellungsraum im zweiten Stock des Kunstpalastes abends für Gäste geöffnet. Es gibt Drinks und Musik wie in den späten 1960er-Jahren. „Nights in White Satin“ und wildere Töne.
Heinz Macks Tresen spiegelt Lichter und Gesichter im blauen Licht, Ferdinand Kriwets Buchstabenprojektion wirft ihre Schatten an die Wand, vor einem liegenden Mädchen von Gerhard Richter hockt man cool auf Stufen. Falls die Knie mitmachen … Zur Eröffnung kamen viele neugierige Senioren, die noch das alte Creamcheese kannten. Im Treppenhaus zeigen Fotos, wie’s damals war. Eingang am “Anna Maria“. Fr./Sa. 19 bis 1 Uhr.
Pong im NRW-Forum
Da sich das Pong im Eingangs-Rondell des NRW-Forums befindet, ist es abhängig von den Öffnungszeiten des Museums. Gäste von außerhalb sind aber willkommen und nutzen das Pong besonders in der wärmeren Jahreszeit gerne wegen der Außenterrasse am Eingang. Doch auch im Winter lohnt sich der Besuch, zurzeit steht ein prächtiger Weihnachtsbaum neben der Theke.
Die Tagessuppe kostet nur 7,90 Euro, beliebt ist auch der Wirsing-Tafelspitz-Eintopf für 9 Euro oder Waffeln mit Kirschen für 6 Euro. In der Regel schmeckt’s, auch wenn beim Testessen der frittierte Salbei aus war und das Kürbis-Risotto einfach mit ordinärer Petersilie serviert wurde – trotz Nichtgefallen zum vollen Preis von 14 Euro. Di.-So. 11 bis 18 Uhr, Do. bis 21 Uhr.
Lido im K20
Nach mageren Corona-Jahren war das Klee’s an der Kunstsammlung NRW plötzlich „dauerhaft geschlossen“. Erst mal gab es gar nichts im K20 am Grabbeplatz. Jetzt wurde im Foyer eine sogenannte Pop-Up-Bar eröffnet. Betreiber ist die Lido-Gruppe, die bereits im Malkasten und am Handelshafen „Contemporary Casual Dining“ mit gehobenem Anspruch und entsprechenden Preisen anbietet und im kommenden Frühjahr ein neues Lokal im ehemaligen Klee’s eröffnen möchte.
Bis dahin kann man in der provisorischen Bar ein paar Kleinigkeiten wie eine winzige Quiche (5,90 Euro) oder Christstollen (luxuriöse 12 Euro) vom Pappteller essen. Auch der Kaffeebecher ist zum Wegwerfen. Begründung: Es fehle ein Wasseranschluss. Naja, besser als nichts. Di.-So 11 bis 18 Uhr.
Weird Space in der Kunsthalle
Der Name passt – Weird Space, eigenartiger Raum. An den meisten Nachmittagen gibt es Kaffee und Gebäck in der ehemaligen Kantine der Kunsthalle am Grabbeplatz neben dem Eingang. Mi./Do. und So. 12 bis 18 Uhr, Fr./Sa. 12 bis 20 Uhr.
Nachts, insbesondere am Wochenende, wird aus der niedrigen Bar der Salon des Amateurs, ein Musikclub, der sich als „unabhängiges Café“ bezeichnet und gar nichts mit dem Museum zu tun hat.
Als die Kunsthalle noch neu und modern war, in den 1970er-Jahren, gab es allerdings eine Bar ein Aussicht im zweiten Stock des Hauses, heute ein weitgehend leeres Foyer vor den Räumen des Kunstvereins. Eine Cafétheke wie früher würde die Atmosphäre sehr beleben.
Pardo’s im K21
Im zweiten Domizil der Kunstsammlung NRW, dem K21 im Ständehaus, hat Lemonpie das Pardo’s gepachtet (das „Event-Catering“ aus Mönchengladbach betrieb vor der Neueröffnung des Kunstpalastes auch die dortige Kristallbar). In dem hohen, von dem kubanischen Künstler Jorge Pardo mit Blubber-Tapete und Lichtergirlanden ausgestatteten Raum ist es nicht gerade gemütlich, aber apart.
Leider passen die biederen Möbel nicht dazu. Der Käsekuchen (4,50 Euro) schmeckt prima, Cappuccino kostet 4,50 Euro, für 8,50 Euro gibt’s Currywurst. Wird auch ganz gern von Leuten genutzt, die um den Schwanenspiegel spazieren. Achtung! Nur Kartenzahlung wird hier neuerdings akzeptiert. Nichts Bares ist Wahres. Di.-So 11 bis 18 Uhr.
KIT am KIT
Dieses Lokal in einem etwas altmodernen Beton-Glaskasten, von Rheinpromenaden-Architekt Niklaus Fritschi ans Mannesmannufer gesetzt, ist als einziges Museumscafé dominanter als das dazugehörige Kulturinstitut. Viele Gäste, besonders Touristen, kennen die „Kunst im Tunnel“ unter der Oberfläche gar nicht, genießen aber oben das Rheinpanorama.
Das KIT ist mit seinen Außenplätzen in der sommerlichen Flanier- und Partyzeit immer gut besetzt, jetzt wirkt es etwas abweisend. Auf den Lederbänken drinnen hat man jetzt seine Ruhe mit Ausblick, kann den hausgemachten Orangen-Glühwein für 4,50 Euro probieren. Und dann vielleicht doch mal einen Blick in die Ausstellungen mit spannender junger Kunst werfen … Mo.-Sa. 11 bis 21 Uhr, So. bis 18 Uhr.
Laterne im Schiffahrtsmuseum
Das kleine Café in der Spitze des Alten Schlossturms am Burgplatz bietet keine kulinarischen Offenbarungen, aber Kuchen, Kaffee und Kleinigkeiten wie Bockwurst mit Brot (3 Euro) und den spektakulärsten Blick über den Rhein und die Altstadt.
Der Aufstieg in den 4. Stock (Aufzug plus Wendeltreppe) lohnt sich schon deshalb. Man muss allerdings den Museumseintritt zahlen (3 Euro) und die Tasche unten einschließen. Portemonnaie nicht vergessen, sonst gibt’s oben nichts. Außerhalb der Museumszeiten kann die von der Fusco Gruppe betriebene Laterne über auch für Veranstaltungen gemietet werden. Di.-So 11 bis 18 Uhr.
Café Ping im Theatermuseum
Das Hofgärtnerhaus öffnet sich ganz reizend zum Park und wäre der ideale Platz für ein kleines Gartencafé. Aber es fehlt an Laufkundschaft. Der Versuch von Pong-Betreiber und Event-Manager Hamed Shahi-Moghanni, hier eine Filiale namens Ping zu führen, wurde schnell wieder eingestellt.
Der Name steht zwar noch auf der Tafel, aber der Espresso (2,50 Euro) und andere Getränke werden vom Kassenpersonal verkauft. Man sitzt auf dem kleinen Sofa im Treppenhaus. Sehr bescheiden. Di.-Do. 12 bis 17 Uhr, Fr. bis 19 Uhr, Sa./So. 11 bis 19 Uhr.
Und hier gibt es nichts
Das Hetjens Museum präsentiert zwar regelmäßig Ausstellungen zum Thema Tischkultur, selbst Platz nehmen kann man aber nicht. Obgleich die hübsche kleine Terrasse am Palais Nesselrode auch von außen besucht werden könnte und die Direktorin Daniela Antonin sich schon lange ein Café wünscht, ist noch nichts daraus geworden.
Das Filmmuseum mit der Black Box nebenan hat lediglich einen Getränkeautomaten. Ganz trocken bleiben das Heine-Institut und das Schumann Museum an der Bilker Straße. Während die letzten beiden Häuser vielleicht zu klein sind, wäre im verschachtelten Düsseldorfer Stadtmuseum, das sogar eine Aula hat, genügend Platz für Gastronomie. Aber da fehlt die Initiative.
Auch bei Goethe im Schloss Jägerhof gibt’s nur geistige Nahrung – und ab und an ein Jazzkonzert.