Düsseldorf: Vorlesetag und mehr in der Bahnhofsmission und am Hauptbahnhof
Es war für die 18 Schüler*innen der OGS-Gruppe der Grundschule Krahnenburgstraße am Freitag (17.11.) ein aufregender Ausflug. Die Bahnhofsmission und das Team des Hauptbahnhofs Düsseldorf hatte die Gruppe zum Vorlesetag eingeladen. Dabei ging es nicht nur ums Lesen. Die Kinder erfuhren auch viel über das Leben am Hauptbahnhof und dass es Menschen gibt, die kein Zuhause haben und sich deshalb oft am Bahnhof aufhalten.
Das Team der Bahnhofsmission, Ingrid Gündisch und Robert Modliborski, sowie Thomas Hackenberg und Jochen Schroeder vom Altstadt Streetwork aXept!, begrüßten die Gruppe am Freitagsnachmittag in der Kinderlounge der Bahnhofsmission. Ihre Begleiterinnen Katharina Thum und Jelena Opacic hatten den Kindern noch nicht verraten, was sie erwarten würden. So hörten alle gespannt zu, als Ingrid Gündisch ihnen erklärte, dass ihnen nicht nur vorgelesen wird, sondern sie auch noch eine Führung durch den Bahnhof bekämen. Während es sich eine Kindergruppe in der Lounge gemütlich machte, zogen die anderen los und erkundeten den Bahnhof.
Im Gespräch mit Thomas Hackenberg erfuhren die Kinder, dass an Arbeitstagen täglich rund 300.000 Menschen am Hauptbahnhof ein- und ausgehen. Das sind Berufstätige auf dem Weg zur Arbeit, Menschen die einkaufen möchten oder auch Reisende. Aber es gibt auch eine Gruppe, die den Bahnhof aufsucht, weil sie kein Zuhause haben. Das sind Obdachlose, die bei der Bahnhofsmission ein warmes Getränk und Hilfe bekommen können.
Von Obdachlosen handelte auch das Buch, was Jochen Schroeder vorlas: „Ein mittelschönes Leben“ von Kirsten Boje und Jutta Bauer. Es erzählt die Geschichte eines Mannes auf der Straße landet, nachdem ihn Frau und Kinder verlassen haben, er seine Arbeit und dann seine Wohnung verlor. Es gibt viele Vorurteile über Menschen, die auf der Straße leben. In dem Buch wird kindgerecht erklärt, dass es viele einzelne Schicksale gibt und wenn man erstmal alles verloren hat, es sehr schwer ist, wieder Fuß zu fassen. Viele der Kinder haben schon Obdachlose gesehen und erfuhren mit dem Buch, dass die meisten nicht gerne auf der Straße leben und selber Angst haben, es aber keinen Grund gibt sich vor ihnen zu fürchten, denn Obdachlose sind nicht automatisch auch Kriminelle.
Während die erste Gruppe der Vorlesung lauschte, zog die zweite Gruppe mit Jan Kockskämper, einem Bahnmitarbeiter und zwei Security-Kräften los und erkundete den Bahnhof. In der großen Bahnhofshalle wurden sie von Charlie Martin begrüßt, der am Stand des Einkaufsbahnhofs alle mit Luftballons versorgte. Für alle Kinder gab es dort die Aktion “Book a Look – and read my book”, bei der man einem Friseur etwas vorlesen konnte und dabei kostenlos die Haare geschnitten bekam. Ein Buchgeschenk gab es außerdem.
Spannend war der Besuch der Sicherheitszentrale des Bahnhofs, wo auf vielen Bildschirmen zu sehen war, welche Züge gerade fahren, aber auch, ob es irgendwo Probleme gibt, um die sich die Bundespolizei oder Sicherheitskräfte kümmern müssen. An der großen Anzeigetafel in der Bahnhofshalle bekamen die Kinder einen Überblick über die vielen verschiedenen Ziele. Nachdem sie dann noch auf einem Bahnsteig erfahren hatten, wofür der Sicherheitsstreifen in Richtung der Gleise ist, ging es zurück zur Kinder-Lounge. Doch gleich daneben fasziniert die Schüler*innen die Modellbahn im Glaskasten, in der die Züge so ganz ohne Verspätung fahren, wenn man einen Euro hineingeworfen hat.
aXept!
Die Streetworker von aXept! Bieten im Rahmen ihrer Arbeit auch Lesestunden für Kinder mit anschließendem Gespräch über das Leben und Überleben auf der Straße an. Interessierte finden hier weitere Informationen.