Düsseldorf: 12. Stele des FlingerPfad vor dem zakk eingeweiht
„Vom Draht zur Kultur“ und „Zwangsarbeit an der Fichtenstraße“ sind die Themen, die seit Montag (6.11.) auf der Stele auf der Fichtenstraße vor dem zakk erläutert werden. Es ist die zwölfte aufgestellte Stele des FlingerPad, der die Geschichte des Stadtteils von der Mitte des 19. Jahrhunderts an erzählt. 30 Stationen hat der Rundweg und die Initiative realisiert mit Unterstützung von Sponsoren die Aufstellung der dazugehörigen Stelen.
FlingerPfad mit 30 Stationen
Der FlingerPfad beschreibt den Wandel des Stadtteils in der Zeit der Industrialisierung. In den vergangenen Jahren wurden bereits elf Stelen aufgestellt. So werden Interessierte an den Stadtwerken zu „Energie“, an der Ronsdorfer Straße zu „Konsumgenossenschaften“, am früheren Kloster an der Flurstraße, am Arbeiterwohnquartier Ruhrtalstraße, an ehemaligen metallverarbeitenden Betrieben rund um den alten Güterbahnhof an der Schlüterstraße, am Capitol zum „Pferdebahndepot“ sowie vor dem ältesten Düsseldorfer Industriedenkmal, der früheren „Lokomotivenfabrik Hohenzollern“ über die historischen Hintergründe informiert.
Stele vor dem zakk
Unter der Überschrift „vom Draht zur Kultur“ erläuterte Kaspar Michels vom FlingerPfad am Montagabend vor knapp 50 Gästen, wie sich das Gelände an der Fichtenstraße nach 1840 entwickelte. Das ehemals ländliche Gebiet veränderte sich komplett, nachdem durch die Düsseldorf-Elberfelder Eisenbahn die Gegend erschlossen wurde und sich immer mehr Industrie ansiedelte. Die Zahl der Bewohner*innen von Düsseldorf explodierte auf über 200.000 Menschen. Emil von Gahlen und Eduard Becker gründeten 1873 die „Düsseldorfer Eisen- und Drahtindustrie AG“ und legten im Jahr 1901 ihre verschiedenen Standorte an der Fichtenstraße zusammen. Der Duisburger Großindustrielle Peter Klöckner Hauptaktionär übernahm 1906 den Betrieb, der später Teil der „Klöckner Werke AG“ wurde. Die Produktpalette umfasste Eisen und Stahl, Drähte, Nieten, Nägel, sowie Stahlseile.
Im Zweiten Weltkrieg war Klöckner in einigen Werken an der Rüstungsproduktion für die Nationalsozialisten beteiligt und setzte dort Zwangsarbeiter*innen und Kriegsgefangene ein. In Düsseldorf gab es über 300 Lager und Unterkünfte für ausländische Zwangsarbeiter*innen. Bis zu 50.000 von ihnen wurden in allen Betrieben eingesetzt und stellten mitunter bis zu 30 Prozent der gesamten Belegschaft. Ein Lager befand sich auf dem Werksgelände der Klöckner-Werke an der Fichtenstraße, wo 1.140 ausländische Zwangsarbeiter*innen nachgewiesen werden konnten. Sie stammten aus der Sowjetunion, Belgien, Italien, Jugoslawien, Frankreich, den Niederlanden und Polen.
1945 liquidierten die Alliierten Klöckner und das Werk an der Fichtenstraße konnte begrenzt als „Düsseldorfer Drahtindustrie“ weitergeführt werden.
Im Jahr 1972 legten die Firmen Klöckner und Krupp ihre Drahtseilherstellung zusammen und stellten drei Jahre später den Betrieb an der Fichtenstraße ein. 900 Beschäftigte verloren ihre Arbeit. Die Stadt Düsseldorf übernahm 1977 das Firmengelände und die Häuser mit den Werkswohnungen an der Kiefernstraße.
Soziokulturelles Zentrum
Im gleichen Jahr gründete eine Gruppe von Aktivist*innen den Verein „Zentrum für Aktion, Kultur und Kommunikation“, das heutige zakk. Durch viel ehrenamtliches Engagement entstand ein soziokulturelles Zentrum, das auch 50 Jahre später als gemeinnützige GmbH durch ein vielfältiges Programm aus Musik, Literatur, Kabarett/ Comedy, Politik und Gesellschaft, Party sowie zahlreichen Projekten und Workshops überzeugt.
Die Stele wurde mit der Hilfe des zakk finanziert und von den Gartenbauer*innen der Jugendberufshilfe JBH gesetzt.