Düsseldorf: Uniklinik setzt neuartigen Herzschrittmacher ein
In der Kardiologie des Düsseldorfer Universitätsklinikums (UKD) gehört das Einsetzen von Herzschrittmachern zu den Routineeingriffen. Das UKD ist eins der Expertenzentren in Deutschland und hilft jährlich mehr als 750 Patient*innen mit Schrittmachern. Jetzt erhielt aber zum ersten Mal einem Mann einen ganz besonderen Schrittmacher. Es handelt sich um ein deutlich kleineres und leichteres Modell, das direkt in die rechte Herzkammer kommt. Die UKD-Kardiologie setzte es als eines der ersten Zentren weltweit und als erste Klinik in Düsseldorf ein.
Fortschritt bei Herzschrittmachern
Klassische Herzschrittmacher werden den Patienten im Brustbereich unter der Haut eingesetzt. Über Elektrodenkabel stehen sie im direkten Kontakt zum Herzen und messen kontinuierlich über elektronische Signale den Herzschlag. Wenn es nötig wird, unterstützen sie durch Impulse, die das Herz wieder im richtigen Takt schlagen lassen.
Die neuen Geräte, die nur etwa ein Drittel des Volumens einer AAA-Batterie haben, werden im Herzkatheterlabor des UKD in einem kurzen Eingriff über die Leiste direkt in die Herzkammer eingesetzt. „Solche minimal-invasiven Eingriffe sind heute absolute Routine und bringen für die Patientinnen und Patienten viele Vorteile: Eine Vollnarkose ist für gewöhnlich nicht nötig, die Eingriffe sind weitestgehend schmerzfrei und man ist sehr schnell wieder fit“, erklärt Dr. Jan Schmidt, Oberarzt und stellvertretender Leiter der Abteilung für interventionelle Rhythmologie und Devicetherapie an der UKD-Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie. Mit Hilfe eines Katheters wird der Schrittmacher in Richtung Herz geführt. Bevor er fixiert wird, wird von Techniker*innen während der OP der Ort in der Herzkammer mit der besten Leitfähigkeit für die elektronischen Impulse ermittelt. „Genauso wie man es von anderen Materialien kennt, ist auch im menschlichen Gewebe die Leitfähigkeit nicht überall gleich. Aber: Je besser das Gewebe an der Stelle leitet, je besser können die Impulse den Herzschlag gleichmäßig halten. Die richtige Stelle zu finden, kann eine Sache von Millimetern sein und verlangt nach großer Erfahrung der operierenden Teams“, so Dr. Jan Schmidt. Ist der richtige Ort gefunden, wird der sogenannte AVEIR-Schrittmacher in der Herzkammer mittels eines Schraubsystems verankert.
Premiere in Düsseldorf
Der erste Patient, der am 15. September den neuartigen Schrittmacher erhielt, war Gerd Zündorf. Er litt an einer Entzündung am Fuß. Am UKD stellte man dann eine akute Herzerkrankung bei dem 72-Jährigen fest. „Bei Herrn Zündorf haben wir uns aber aufgrund seiner Infektion für ein neuartiges Modell entschieden“, erklärt Dr. Jan Schmidt. Im Vorfeld des Eingriffs hatte er sich mit dem neuen Gerät in einem Ausbildungszentrum in Belgien und einem Krankenhaus in Saudi-Arabien vertraut gemacht. „Bei den sogenannten ‚Elektrodenlosen Schrittmachern‘ sind die Geräte deutlich kleiner und leichter. Sie können daher direkt im rechten Ventrikel – also der rechten Herzkammer – implementiert werden. Elektroden müssen nicht mehr zusätzlich eingesetzt werden. Das vermindert unter anderem drastisch die Wahrscheinlichkeit, dass der Infekt in Herrn Zündorfs Körper sich auch auf den Schrittmacher setzen könnte.“
Insgesamt hat der Eingriff etwas über eine halbe Stunde gedauert. Gerd Zündorf war in dieser Zeit wach und danach schnell wieder fit. Abhängig davon, wie häufig ein elektronischer Impuls ausgelöst werden muss, reicht der Akku seines neuen Herzschrittmachers für 17 bis 20 Jahre. Für Gerd Zündorf bedeutet das vor allem Sicherheit: „Natürlich ist es ein ulkiges Gefühl zu wissen, dass da jetzt ein kleines Gerät in meinem Herzen ist. Aber ich sehe das eher als einen mechanischen Schutzengel, der direkt von innen dafür sorgt, dass mein Herz schön gleichmäßig schlägt. Dass ich jetzt der erste bin, der diesen neuen Schrittmacher hier bekommen hat, macht es noch aufregender. Ich bedanke mich herzlich beim ganzen Team der Kardiologie hier an der Uniklinik Düsseldorf und freue mich jetzt darauf, das Leben wieder in vollen Zügen zu genießen!“