Düsseldorf: Obdachlose und Suchtkranke wünschen sich einen Ort, an dem sie sein dürfen
Seit zwei Jahren diskutiert ein Arbeitskreis mit verschiedenen Beteiligten darüber, wie die Situation am Worringer Platz verbessert werden kann. Denn Obdachlose und Suchtkranke nutzen ihn als Treffpunkt. Doch ständige Kontrollen des Ordnungsamtes und der Polizei machen deutlich – gewünscht sind sie dort nicht. Einige sind weitergezogen und haben sich an der Baustelle des Grand Central zwischen Erkrather und Kölner Straße niedergelassen. Die Zustände dort sind katastrophal, eine Betreuung durch Streetworker oder medizinische Hilfe nicht möglich. Da im November die ersten Mieter in die Neubauwohnungen einziehen, wird es spätestens dann zu Konfrontationen kommen.
Weitere Plätze im Zentrum wurden in der Vergangenheit durch bauliche Maßnahmen so eingeschränkt, dass sie für Menschen, die ihren Lebensmittelpunkt auf der Straße haben, möglichst ungemütlich werden. Auf dem Platz am Immermannhof wurden beispielsweise Sitzgelegenheiten abgebaut und am Worringer Platz sorgt der Zaun um die Pizzeria dazu, dass öffentliche Sitzplätze nicht mehr zugänglich sind.
„Es muss in einer Großstadt Plätze geben, an denen sich Obdachlose und suchtkranke Menschen aufhalten können. Die Politik entwickelt kein Konzept, um die Situation rund um den Worringer Platz zu entschärfen“, kritisiert Oliver Ongaro, Streetworker beim Straßenmagazin fiftyfifty. Gemeinsam mit Michael Harbaum (Geschäftsführer des Drogenhilfezentrums), Thomas Wagner (Vorstand Altstadt Armenküche), und Streetworker*innen von aXept! wurde nach einer alternativen Aufenthaltsfläche gesucht. Unter dem Motto „Ein neuer Platz muss her!“ schlagen sie vor, den ehemaligen Parkplatz zwischen der U-Bahn Station Moskauer Straße und dem Gesundheitsamt auf der Kölner Straße zu einem Platz für die Betroffenen zu gestalten.
Bei einem Ortstermin berichten einige der Obdachlosen und Suchtkranken, wie sehr sie unter der Situation leiden. „Wir sind nur Aussatz, den keiner will! Am liebsten würden man uns wegsperren,“ heißt es und die Bitte „endlich mal eine Chance zu bekommen“. Sie wünschen sich einen Platz, an dem sie sich treffen können. Und die Streetworker betonen, dass dort dann auch eine Betreuung möglich sei und die medizinische Versorgung sichergestellt werden könne. In einer Befragung hatten die Betroffenen einfache Wünsche, wie trockene und schattige Sitzgelegenheiten und die Möglichkeit auf die Toilette zu gehen formuliert.
Der Platz neben dem Gesundheitsamt gehört der Stadt und könnte diese Anforderungen erfüllen. Zwar soll dort irgendwann ein neuer Gesundheitscampus gebaut werden, aber da die Planungen noch nicht abgeschlossen sind, könnte man sogar einen Begegnungsort integrieren – wenn der politische Wille dafür da wäre.
Bei den Obdachlosen herrscht vielfach Resignation. Die Vertreibungspolitik der früheren Jahre, die als überwunden galt, scheint wieder politisches Ziel zu sein, sonst wäre ja nicht über zwei Jahre nur über den Worringer Platz geredet worden, ohne Maßnahmen oder ein Konzept als Ergebnis – vermuten die Betroffenen.
Die Streetworker und die Altstadt-Armenküche wollen das Thema nun forcieren. Am Mittwoch (30.8.) organisieren sie auf dem Platz neben dem Gesundheitsamt einen Mittagstisch für die obdachlosen und suchtkranken Menschen. Damit soll gezeigt werden, welche Möglichkeiten dieser Platz bieten könnte.
„Während die Politik weiterhin untätig bleibt, wollen wir mit der Essensausgabe erneut auf die schwierige Situation rund um den Worringer Platz aufmerksam machen. Gleichzeitig wollen wir die von Obdachlosigkeit und Suchtkrankheit betroffenen Menschen erreichen.“, erklärt Oliver Ongaro, Streetworker beim Straßenmagazin fiftyfifty. Und Pater Wolfgang von der Altstadt-Armenküche betont: „Wir hoffen, einen Teil der Szene für den neuen Platz zu interessieren. Von der Stadt fordern wir eine angemessene Gestaltung durch Sitzgelegenheiten und Überdachungen.“
Vielleicht interessieren sich ja auch Bezirkspolitiker*innen, die Verwaltung oder der Oberbürgermeister für den Termin und machen sich selber ein Bild vor Ort.