Düsseldorf: Extinction Rebellion kritisiert mit Schneckenrennen die Untätigkeit der Bundesregierung
“Sind das die Klima-Kleber?”, fragte eine Passantin ihren Begleiter am Samstagsmittag (26.8.) an der Schadowstraße. Nein, antwortete dieser, das scheinen andere Aktivisten zu sein.
Forderung nach konsequenter Wärmewende
Es waren Aktivisten der Gruppe Extinction Rebellion (XR), einer internationalen Bewegung, die mit kreativen Aktionen auf den drohenden Klimakollaps aufmerksam macht. Am Samstag inszenierten sie ein Schneckenrennen und zeigten damit die Dringlichkeit der Klimawende auf. Ihre Kritik richtet sich an die Parteien in der Bundesregierung, die keine Verantwortung übernähmen und Entscheidungen verschleppten.
In den privaten Haushalten werden vielfach mit fossilen Energien geheizt. Dies lasse sich auch nicht von heute auf morgen ändern, betont Thomas Tönshoff, Energieberater und Aktivist von XR Düsseldorf. Da langfristige Prozesse erforderlich seien, müsse endlich damit begonnen werden. Erst in der vergangenen Woche kritisierte der Expertenrat das fehlendes Gesamtkonzept der Bundesregierung. Zwar habe man ein Programm von rund 130 Maßnahmen vorgeschlagen, aber selbst bei konsequenter Umsetzung verbleibe eine große Lücke zu den gesetzten Zielen bis 2030.
Publikumswirksam in Szene gesetzt starteten Schnecken für die Parteien SPD, Grüne, FDP, CDU, Linke und Afd ins Rennen um die Wärmewende. Die Klimakanzler-Schnecke Olaf bescheinigte sich, Lindner und Harbeck einen tollen Job zu machen. Die gelbe FDP-Schnecke sagt Lösungen zu und verweist auf die Bürger, die für das Gelingen der Wende verantwortlich seinen. Die Grüne-Schnecke betont, dass das 1,5 Grad-Ziel unverhandelbar sei und ist zuversichtlich mit der Ampel pragmatische Lösungen zu finden. Die CDU-Schnecke propagiert „Maß und Mitte“ und dass man das große Ganze im Blick haben müsse. Die Linke-Schnecke hat zwei Puppen dabei: Engelchen und Teufelchen, die sich die ganze Zeit streiten – da ist kein vorwärtskommen möglich. Die AfD-Schnecke spricht sich für deutsche Kneipen mit deutschen Stammtischen und deutschem Wein und Bier aus und wird dabei die ganze Zeit vom Verfassungsschutz beobachtet. Nicht als Schnecke, sondern als listiger Igel geht die Vertreterin der Bürger*innen ins Rennen. Sie hat sich von Wissenschaftlern beraten lassen und spricht sich deutlich gegen Lobbyisten aus. Mit bestem Gewissen und gutem wissen geht sie zuversichtlich an den Start.
Das Rennen
Der Startschuss fiel und die Passanten konnten live verfolgen, wie sich die Ampel-Koalition gegenseitig im Weiterkommen behinderte. Die CDU versuchte Annäherungen zur AfD, die aber vollkommen abseits der Rennstrecke ihren Weg ging. Die Schnecke der Linken blieb im Startbereich zurück, während sich der Igel mit kleinen, aber konsequenten Schritten dem Ziel näherte und gewann. Kommentar einer Zuschauerin: „Wenn es in diesem Tempo weitergeht, welche Welt sollen wir dann unseren Kindern hinterlassen“.
Extinction Rebellion fordert schon lange einen Bürger*innen-Rat, der mit der Wissenschaft im Rücken, unabhängig vom Wunsch nach Wahlsiegen, die Interessen der Bürger*innen vertritt. Ihr Ziel ist das Ende der fossilen Energien, um den Klimakollaps noch abzuwenden. Die Abkehr vom Heizen mit Gas und Öl müsse nicht nur diskutiert, sondern endlich umgesetzt werden.
„Die privaten Haushalte verbrennen rund ein Viertel des gesamten Öl- und Gasbedarfs in Deutschland. Fast ausschließlich wird damit Wärme erzeugt. Wenn wir die Klimakrise noch in den Griff bekommen wollen, dann können wir die Wärmewende nicht im Schneckentempo voranbringen. Die Technik ist längst vorhanden. Andere Länder machen es uns vor. Im kalten Norwegen werden bereits seit Jahren mehr als 60 Prozent der Häuser mit Wärmepumpen beheizt,“ erklärt Tönshoff.