Flüchtlinge in die Bergische Kaserne? CDU geißelt Alleingang des Oberbürgermeisters
Rund 400 Leute wollten rein, vielleicht 80 fanden Platz: Völlig verschätzt hatte sich der CDU Ortsverein Gerresheim/Ludenberg mit seiner Bürgerversammlung „Bergische Kaserne – Erstaufnahmestelle für Asylanten und Flüchtlinge?“ Es gab nur noch Stehplätze. Entsprechend groß war am Mittwochenabend (21.1.) das Gedränge im Hubbelrather Bürgerhaus.
Und klein der Informationsgehalt. Der Düsseldorfer CDU-Vorsitzende und christdemokratische Bundestagsabgeordnete Thomas Jarzombek griff OB Thomas Geisel, SPD, frontal an. Der habe sich offenbar längst für eine Erstaufnahmestelle in der ehemaligen Bergischen Kaserne an der B7 entschieden. Und verhandele darüber mit der rot-grünen Landesregierung – ohne sich auch nur einmal bei den Anwohnern sehen zu lassen. Von der im Wahlkampf von Geisel zugesagten Transparenz – laut Jarzombek – keine Spur. Dabei sei noch gar nicht klar, wie rasch die Kasernengebäude zu Unterkünften umgerüstet werden könnten und wie viel das kosten würde.
Da sekundierte Ratsherr Alexander Fils (CDU), der auf den Regionalplan verwies und die fehlenden planungsrechtlichen Grundlagen dafür, eine Aufnahmestelle in der Bergischen Kaserne einzurichten: „Den notwendigen Rechtsrahmen herzustellen, dauert nach meiner Einschätzung allein zwei Jahre“, meint Fils.
"Wirtschaftsflüchtlinge so schnell wie möglich loswerden"
Dem CDU-Ratsherren Olaf Lehne verrutschte manchmal die Wortwahl. Gern sprach er vom „Lager“ anstelle einer Unterkunft. Zudem machte er Unterschiede zwischen Flüchtlingen aus Syrien, denen man natürlich helfen müsse, und Wirtschaftsflüchtlingen, die zwar Asyl begehrten, in Wahrheit aber „bloß hier arbeiten wollen“. Die müsse man so schnell wie möglich loswerden.
Unisono betonten die CDU-Politiker, dass die meisten Flüchtlinge „arme, geschundene Menschen“ seien, denen man sicherlich helfen müsse. Nur seien die Lasten gleichmäßig über die Stadt zu verteilen und nicht einseitig im Stadtbezirk 7 zu konzentrieren. Zugleich wurde von den Christdemokraten vor einem Szenario gewarnt: Wenn die Bergische Kaserne für mehrere Millionen Euro in eine Unterkunft umgebaut werden würde, dann bestünde dieses „Lager“ (da war es wieder, das Unwort) mit Sicherheit die nächsten zehn oder fünfzehn Jahren.
Und blockiere eine der wichtigsten Freiflächen für Wohnungsbau in Düsseldorf. Auf die Frage einer Zuhörerin, welche Alternativen denn die CDU neben aller Polemik gegen andere Parteien zu bieten habe, gab es mehrere Antworten. Olaf Lehne ließ durchblicken, dass es ihm lieber wäre, die Hilfesuchende in drei Containersiedlungen à 200 Menschen unterzubringen als 600 Menschen in der Bergischen Kaserne zu konzentrieren. „Mit nur einem Rewe-Markt in der Nähe, bei dem dann alle einkaufen gehen.“
Besser an der Theodorstraße oder am Fernbahnhof des Flughafens
Alexander Fils sagte, an der Theodorstraße sei eine Freifläche dort, wo das Möbelhaus Höffner ursprünglich bauen wollte. Oder neben dem Flughafen Fernbahnhof, wo das angedachte internationale Handelszentrum schon seit vielen Jahren auf sich warten lasse.
Der Abend endete damit, dass die Christdemokraten einen Runden Tisch forderten – mit allen Parteien. Zudem müsse der OB in seinem Alleingang gestoppt werden. Die Infoveranstaltung wolle man schon bald wiederholen – für all jene, die ob des Gedränges enttäuscht ihre Winterjacke gar nicht erst ausgezogen hatten und gleich wieder gegangen waren.
Am Mittwoch, 28. Januar, 19 bis 21 Uhr lädt der FDP Ortsverband zu einer Informationsveranstaltung über die Einrichtung einer Erstaufnahme für Flüchtlinge auf dem Gelände der Bergischen Kaserne ein. Veranstaltungsort ist das Sportlerheim des SSV Knittkuhl, Am Püttkamp 9.
Was die Gerresheimer Kirchen zur Willkommenskultur zu sagen hatten, lesen Sie hier – bei report-D.