Düsseldorf Lichtenbroich: 16 Quadratmeter für zwei Menschen
Die neue Wohnanlage „In der Nießdonk“ in Lichtenbroich ist fast fertiggestellt. Die Handwerker arbeiten an den letzten Feinheiten. Die Flüchtlingsbeauftragte Miriam Koch hatte die Nachbarn, Ehrenamtler und Presse am Mittwoch (14.12.) zu einem Rundgang eingeladen. Mit dabei waren auch einige Bewohner aus der Flüchtlingsunterkunft am Mannesmannufer, die in der vergangenen Woche gegen die schlechten Wohnbedingungen dort demonstriert hatten. Über 300 von ihnen werden in den nächsten Tagen in die neue Anlage umziehen und besichtigten die Räumlichkeiten.
Die Aussenanlagen, ein Zaun und die Tore werden noch fertig gestellt
Endlich selber kochen können
Auch Sayed Aman und Raziya Rezaiee waren am Mittwoch mit ihren kleinen Sohn Yousef nach Lichtenbroich gekommen. Sie und viele andere im Behrensbau untergebrachten Flüchtlinge hatten das Gespräch mit Miriam Koch über die schlechten Wohnbedingungen gesucht. Die Flüchtlingsbeauftragte hatte Hilfe zugesagt und da die Fertigstellung der Anlage In der Nießdonk absehbar war, stand fest, dass die Bewohner der Unterkunft am Mannesmannufer mit Priorität umziehen würden. Sie trafen bei der Besichtigung auch auf viele neue Nachbarn.
Neben den Mitgliedern der Bezirksvertretung nutzen auch viele Lichtenbroicher die Gelegenheit auf einen Blick in die Unterkunft
Argwohn und Hilfsbereitschaft
Die Lichtenbroicher waren zahlreich erschienen. Zum Teil weil sie vehement endlich die Fertigstellung der zerstörten Straße forderten oder sich mit einem eigenen Blick aus den Fenstern der Flüchtlingsunterkunft davon überzeugen wollten, dass die neuen Bewohner mit dem Ausblick auf die Privathäuser nicht ihre Privatsphäre stören. Aber auch Ehrenamtler waren schon vor Ort und bekamen spontan Hilfe von den Flüchtlingen beim Transport erster Küchenutensilien, die bereits in einem Sachspendenlager für die neuen Bewohner gesammelt wurden.
(v.l.) Elena Gkiza und Maria Ventura arbeiten für die Caritas und werden sich um die Bewohner kümmern. Sie freuten sich über den großen Stadtplan, den die Bezirksvertreter für die Unterkunft mitgebracht hatten
Die Charitas wird die 374 Flüchtlinge betreuen
Für 374 Flüchtlinge bietet die Anlage in Lichtenbroich Platz. Seit Mai errichtete eine Firma vier zweistöckige und drei einstöckige Wohngebäude. Am Eingang befindet sich ein ebenfalls zweistöckiges Verwaltungsgebäude, in dem sich neben den Büros für Verwalter, Personal und Charitas auch Räumlichkeiten, für Kurse, als Treffpunkt oder für die Kinderbetreuung befinden. Im Gegensatz zu den anderen Wohnmodulanlagen hat die Stadt dieses Quartier für rund 15 Millionen Euro inklusive Infrastruktur nicht angemietet, sondern gekauft. Die Genehmigung für die Wohnanlage ist zunächst auf fünf Jahre befristet; mit Option auf Verlängerung.
Luxus sieht anders aus
Die Räumlichkeiten sind wieder nach dem Düsseldorfer Modell gestaltet und bieten so Einzel- und Familienwohneinheiten, Gemeinschaftsküchen, Sanitär- und Waschräume sowie Technikräume. Die Bewohner werden sich selbst versorgen. Die rund 16 Quadratmeter großen Räume sind alle mit jeweils einem Etagenbett, einem Tisch, zwei Stühlen, zwei Schränken und einem Kühlschrank ausgestattet. Die Familien haben eine kleine Küchenzeile, bestehend aus Herd und Spüle sowie ein eigenes Badezimmer. Die Einzelreisenden nutzen Gemeinschaftsküchen und Bäder. In jedem der Wohngebäude wurde außerdem eine barrierefreie Wohneinheit mit behindertengerechtem Badezimmer eingerichtet.
16 Quadratmeter für je zwei Personen
Die Straße „In der Nießdonk“ ist an diesem Ende nicht nur Zuweg zur Flüchtlingsunterkunft, sondern auch für den Kleingartenverein, den Spielplatz und die Anwohner. Sie soll noch neu asphaltiert werden. Bereits aufgestellt sind neue Beleuchtungsmasten.
Die Bauten sind zu einem Hof hin ausgerichtet. Zur Seite der Bahn haben sie zwei Etagen, zu den Nachbarhäusern nur ein Geschoss, Foto: Stadt Düsseldorf, Michael Gstettenbauer
Flüchtlingssituation in Düsseldorf
Der Stadt Düsseldorf werden weiterhin neue Flüchtlinge zugewiesen, die mit Wohnraum versorgt werden müssen. Die Landeshauptstadt Düsseldorf verfolgt nach wie vor das Ziel, die Flüchtlinge auf das gesamte Stadtgebiet zu verteilen. Mit Stand vom 1. Dezember sind in Düsseldorf insgesamt 7.878 Flüchtlinge untergebracht, davon 4.846 Flüchtlinge im Asylverfahren und 3.032 Flüchtlinge mit verfestigtem Aufenthaltsstatus. Die weit über 3000 anerkannten Flüchtlinge könnten in private Wohnungen ziehen, finden aber auf dem teuren Düsseldorfer Immobilienmarkt kaum Möglichkeiten. Die Wohnsitzauflage des Landes NRW verbietet ihnen aber auch den Umzug in andere, möglicherweise preiswertere Kommunen.