Düsseldorf: Schützen freuen sich über friedliche Kirmes und rund 4 Millionen Besucher*innen
Traditionell ziehen Schützenchef, Kirmesarchitekt, Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst und Rheinbahn am letzten Tag der Rheinkirmes Bilanz. Diese fiel am Sonntag (23.7.) für 2023 äußerst zufrieden aus. Rund vier Millionen Besucher*innen kamen und erlebten eine sehr friedliche Veranstaltung, die in Bezug auf Nachhaltigkeit neue Maßstäbe setzte. Denn durch den konsequenten Einsatz von Mehrweggeschirr konnte die Müllmenge um rund 30 Prozent reduziert werden.
Erfolg des Mehrwegsystems
Thomas König betonte, dass das gute Wetter auch zum Erfolg beigetragen habe. Es sei nicht zu heiß gewesen und viele Familien genossen den Besuch der Kirmes, die wieder zahlreiche Attraktionen bot. Gespannt waren die Veranstalter, wie die neue Mehrwegpflicht angenommen würde, denn bei einigen Schaustellern überwog die Skepsis. Alle waren auf ein gemeinsames Mehrwegsystem verpflichtet worden, was den Vorteil bot, dass Pfandbecher und Pfandgeschirr bei jedem Stand wieder abgegeben werden konnte. König betonte, der Platz sei in diesem jahr so sauber gewesen wie nie zuvor. Rund 30 Prozent des Abfalls habe man eingespart. Waren im vergangenen Jahr über 90 Tonnen Restmüll angefallen, lag man mit Stand Freitag bei nur 41,5 Tonnen. Ähnlich sieht es bei Glas und Papier aus.
Der Anbieter cup & More aus Bad Segeberg hatte rund 30.000 Schalen und 50.000 Becher im Umlauf, die an zentraler Stelle gespült und wieder ausgegeben wurden. Vertreter der Cranger Kirmes und des Cannstatter Wasen blicken gespannt auf die Rheinkirmes, da Düsseldorf Vorreiter im konsequenten Einsatz des Mehrweg ist.
Sicherheit
Zufrieden zeigte sich Polizeidirektor Thorsten Fleiß, der eine erstaunliche friedliche Kirmes für eine Veranstaltung dieser Größenordnung beschrieb. Frühzeitige Ansprachen von potentiellen Störern hätten wie in den vergangenen Jahren geholfen. Es wurden seitens der Polizei 200 Platzverweise ausgesprochen und acht Personen in Gewahrsam genommen. 24 Gegenstände, die unter das Waffengesetz fallen, wurden konfisziert und ebenfalls 24 Anzeigen wegen Körperverletzung wurden gefertigt.
Parkverstöße und Wildpinkler
Marcus Tiepel vom Ordnungsamt erläuterte die veränderte Einsatzsituation seines Teams in diesem Jahr. War der OSD in der Vergangenheit für die Zufahrtskontrollen zuständen, wurde diese Aufgabe dieses Mal an ein Sicherheitsunternehmen vergeben. So konnte das Ordnungsamt, das mit rund 400 Personen im Einsatz war, sich den Kontrollen des ruhenden Verkehrs und auf dem Platz widmen. Das erklärte auch, warum die Zahl der „Knöllchen“ auf 4640 gestiegen ist. Allein 3112 davon im Bereich Oberkassel, wovon auch zahlreiche Anwohner betroffen waren (1413), die ihre Fahrzeuge ohne Parkscheibe oder ohne Bewohnerparkausweis abgestellt hatten. Auch auf der rechten Rheinseite kontrollierte des Verkehrsdienst verstärkt und schrieb hier 1528 Verwarnungen.
In den meisten Fallen nicht geahndet wurden die verbotswidrig abgestellten Fahrräder. Zwar wiesen Schilder darauf hin, dass mit einer kostenpflichtiger Entfernung gerechnet werden müsse, das machte nur wenig Eindruck – zog aber auch kaum Konsequenzen nach sich.
275 Wildpinkler wurden erwischt, die dafür ein Verwarngeld zwischen 55 und 100 Euro zahlen müssen. Unter den 547 kontrollierten Jugendlichen gab es 150 Beanstandungen wegen des Genusses von Alkohol oder Rauchen.
Feuerwehr und Rettungsdienst
Feuerwehrsprecher Stefan Holtkamp blickt auf eine ruhige Einsatzlage für eine Veranstaltung dieser Größenordnung zurück. Es gab 92 Einsätze der Rettungswagen, einen der Feuerwache. Vielen Menschen konnten an den ambulanten Stationen der Rettungsdienste geholfen werden, 15 hilflose Personen wurden angetroffen, davon drei unter 18 Jahren.
ÖPNV, Parken und Fähre
Die Rheinbahn war mit allem am Start, was eine Fahrerlaubnis hat, betonte Heike Schuster von der Rheinbahn. So habe man am Feuerwerksfreitag einen 2-Minuten-Takt sicherstellen können, der die Besucher*innen zügig nach Hause brachte. An der Haltestelle Luegplatz war ein erfahrener Einsatzleiter im Dienst, der bestätigte, in dreißig Jahren noch nie so eine ruhige und störungsfreie An- und Abfahrt erlebt zu haben.
Optimierungspotential gibt es bei den kostenlosen Parkangeboten in den Parkhäusern von Vodafone und der Provinzial, die offenbar noch zu wenig bekannt waren. Von dort gab es direkten ÖPNV-Anschluss richtung Rheinkirmes.
Vermisst wurde von vielen die Kirmesfähre. Obwohl die Verhandlung mit dem Betreiber in den Zeiten vor Corona weit gediehen waren, hatte dieser dann abgesagt. Schützenchef Michael Zieren und Thomas König betonten, dass es Ziel sei, im nächsten Jahr wieder eine Fähre im Betrieb zu haben.
Kritik
Einigen Kritikpunkten mussten sich die Schützen stellen. Umweltschützer hatten gefordert, die gasgefüllten Luftballons, die traditionell zur Eröffnung der Kirmes steigen, wegzulassen, da das Plastik für die Umwelt schädlich sei. Michael Zieren betonte, man werde auch dies überdenken. Allerdings habe man plastikfreie Ballons verwendet, die abbaubar sind und die Schnüre seien aus Baumwolle.
Wie behindertenfreundlich die Schützen von 1316 sind wurde in Frage gestellt, nachdem Oberst Ernst-Toni Kreuels in einem Interview betont hatte, er wolle keine Schützen am Festzug teilnehmen lassen, die mit Elektro-Rollator unterwegs seinen. „Die Menschen am Wegesrand reagieren ganz unterschiedlich darauf, dass Menschen in so einem Elektromobil am Umzug oder der Parade Teilnehmen“ wird der Oberst in einem Artikel der Rheinischen Post zitiert. Er argumentiert dort mit der Sicherheit der Teilnehmenden und das Fahrzeuge grundsätzlich nicht zugelassen seien. Schützenchef Zieren erklärt, dass der Oberst alleine die Verantwortung für Festzug und Parade habe und deswegen auch alleine darüber entscheiden dürfe. Vielleicht überdenken die Schützen diese Einstellung in ihrer Manöverkritik, denn auch für bewegungseingeschränkte Schützen und Schützinnen wäre die Teilnahme am Festzug und Parade eine Ehre und nicht zu vergleichen damit, dass diese auf der Reiterallee von der Tribüne aus angeschaut werden kann.