Düsseldorf: Kölner Oberbürgermeisterin bekommt den Marwa El Sherbini-Preis
Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat den Marwa El-Sherbini Preis NRW bekommen. Reker wurde ausgezeichnet für „ihr herausragendes und authentisches Engagement beim Einsatz für gegenseitige Akzeptanz und gegen antimuslimischen Rassismus“. Der zum zweiten Mal verliehene Preis wurde vom Forum muslimische Zivilgesellschaft am Samstag (1.7.) im Rahmen einer Feierstunde im Bach-Saal in Düsseldorf Bilk an Henriette Reker übergeben.
Mord im Gerichtssaal
Der Preis ist benannt nach der ägyptisch stämmigen Deutschen Marwa El-Sherbini, die im Jahr 2009 in einem Saal des Landgerichts Dresden ermordet wurde. Täter war ein wegen rassistischer Beleidigungen Angeklagter, gegen den sie zuvor ausgesagt hatte. Er zog ein Messer und stach 18 Mal auf die schwangere Marwa El Sherbini ein. Als Sherbinis Ehemann seiner Frau zur Hilfe kam, wurde auch er durch Messerstiche lebensgefährlich verletzt. Das drei Jahre alte Kind der Sherbinis sah im Gerichtssaal, wie seine Mutter verblutete.
Hanau-Überlebender hält Laudatio
In Düsseldorf hielt Etris Hashemi die Laudatio auf Henriette Reker. Lebensgefährlich verletzt überlebte er das rechtsradikale Attentat von Hanau, bei dem neun Menschen mit Migrationshintergrund getötet und sechs verletzt wurden. Hashemis jüngerer Bruder starb durch die Hand des Attentäters. Er berichtete über den alltäglichen Rassismus, den muslimisch Gläubige Menschen in Deutschland erdulden müssen. Frauen mit Kopftuch würden aus Autos heraus übelste Beleidigungen zugerufen. Man spucke vor ihnen aus. Und verwehre ihnen oftmals den Zugang zu Berufen, Institutionen und Einrichtungen.
Henriette Rekers Haltung und ihr Einsatz
Henriette Reker habe sich hingegen bereits vor ihrer Zeit als Oberbürgermeisterin von Köln für ein respektvolles und friedliches Miteinander verschiedener Religionen eingesetzt. Wegen dieser Haltung sei sie selbst 2015 in Köln zum Ziel eines rechtsradikalen Attentäters geworden. Auch danach habe Reker an ihrer Überzeugung festgehalten und sich beispielsweise dafür eingesetzt, dass in Köln vor dem Freitagsgebet der Muezzin-Ruf öffentlich erklingen darf.
„Ich bin ein privilegiertes Opfer“
In ihrer Dankesrede sagte Henriette Reker, sie nehme den Preis an, sei aber bedrückt. Dafür nannte sie zwei Gründe. Zum einen werde sie mit Blick auf den Mord an Marwa El Sherbini Kontakt zum Generalbundesanwalt aufnehmen, um mit ihm über die Sicherheit in Gerichtssälen zu sprechen. „Ja, es stimmt: Ich war auch ein Opfer eines rechtsradikalen Attentats. Aber ich bin im Unterschied zu Marwa El Sherbini ein privilegiertes Opfer. Dies kann ich nutzen.“
Enttäuschung über Köln
Zugleich sei sie in der Debatte um den Muezzin-Ruf enttäuscht worden von dem scheinbar so toleranten Köln. Mit soviel Gegenkommentaren aus der Stadt habe sie nicht gerechnet. Heute erklinge der Muezzin-Ruf lediglich an der Moschee in Köln Ehrenfeld fünf Minuten lang zwischen 12 und 15 Uhr und sei nur im unmittelbaren Umkreis der Moschee zu hören. „Dabei sind etwa 15 Prozent der Kölner Bevölkerung muslimischen Glaubens. Und sollten sich doch eigentlich in der Stadt zu Hause fühlen“, so Reker.
Düsseldorfer Straßenschilder in zwei Sprachen
Der Düsseldorfer Ratsherr Samy Charchira (Bündnis90/Die Grünen) berichtete von der Verunglimpfung eines Straßenschildes in arabischer Sprache an der Eller Straße in Oberbilk. Eine Gruppe vermummter Rechtsradikaler habe das Schild überklebt. „Damit haben sie allerdings den gegenteiligen Effekt dessen ausgelöst, was sie beabsichtigten“, so Charchira. Zum einen habe die Düsseldorfer Verwaltung die falschen Schilder sofort entfernen lassen. Zum anderen habe es in Düsseldorf eine große Welle der Solidarität für Menschen mit arabischen Wurzeln gegeben.
In der mehr als zweistündigen Feststunde gab es weitere Grußworte und ein Gedicht, in dem ebenfalls der Alltagsrassismus gegen Muslime thematisiert wurde.