Düsseldorf: Keine Entscheidung über neue Oper
Das Motto des Treffens ist nicht zu übersehen. „Opernhaus der Zukunft“ prangt in großen weißen Buchstaben auf rotem Grund an der Stirnseite des Konferenzraumes im Congress Center Düsseldorf. Doch hat die Oper in Düsseldorf überhaupt eine Zukunft? Darum ringen am Mittwochnachmittag (7.6.) der Kulturausschuss, der Ausschuss für öffentliche Einrichtungen, der Ausschuss für Planung und Stadtentwicklung, der Bauausschuss und die Bezirksvertretung 1 auf einer gemeinsamen Sitzung. Aber nach mehr als zweistündiger kontroverser Diskussion verzichten sie auf eine Entscheidung. Die soll der Stadtrat treffen, auf seiner Sitzung am 15. Juni.
So schlug es SPD-Fraktionsvorsitzende Sabrina Proschmann vor. Die Sozialdemokraten wollen dem Bau einer Oper nur zustimmen, wenn der Rat verbindlich zusagt, mehr Geld als bisher geplant in den Bau von bezahlbaren Wohnungen zu stecken. Da sind vor allem die CDU und Oberbürgermeister Stephan Keller gefordert. Gespräche laufen, aber eine Einigung scheint noch nicht zu stehen. Kein Zufall also, dass der Wohnungsausschuss des Rats ausgerechnet am 15, Juni tagt, zwei Stunden bevor die entscheidende Ratssitzung beginnt.
Über diese Punkte soll der Rat am Donnerstag nächster Woche entscheiden: Das neue Opernhaus soll an der Heinrich-Heine-Allee entstehen, genau dort, wo jetzt noch die alte Oper steht; die Verwaltung bereitet einen Architekturwettbewerb vor und lässt eine Machbarkeitsstudie erstellen, die klären soll, wo die Oper zwischen dem Abriss des alten Hauses und der Eröffnung des Neubaus spielen kann. Für die Vorarbeiten soll die Stadt für 2023 und 2024 insgesamt 4,1 Millionen Euro bereitstellen.
Ob Düsseldorf tatsächlich ein neues Opernhaus bekommt, steht auf der Ratssitzung am 15. Juni aber nicht zur Entscheidung an. Es geht nur darum, den Weg zu solch einem Projekt vorzubereiten. Die Ergebnisse des Architekturwettbewerbs sollen erst 2025 vorliegen. Die Eröffnung ist für 2032 vorgesehen – wenn es so kommt, wie sich das Oberbürgermeister, CDU-Fraktion und FDP-Fraktion vorstellen und wenn sie die SPD noch für das Vorhaben gewinnen.
Die Grünen, eigentlich Kooperationspartner der CDU, plädierten zunächst zwar auch für einen Neubau, lehnen ihn inzwischen aber ab. Nach Corona, Krieg und Inflation könne sich die Stadt ein solche hohe Ausgabe derzeit nicht leisten, meint die Grüne Carla Gerlach, die zugleich Bürgermeisterin ist und damit Vize von Oberbürgermeister und CDU-Politiker Keller. Die Stadt, so Gerlach, brauche das Geld, um in den Bau von Schulen zu investieren, in den Klimaschutz, in Straßenbahnen und Busse und in die Reparatur maroder Brücken. Statt ein neues Opernhaus zu bauen, solle das alte saniert werden, meinen die Grünen.
Dem widerspricht insbesondere Manfred Neuenhaus, FDP-Ratsherr und Vorsitzender des Kulturausschusses. „Eine Sanierung“ so Neuenhaus, „ist unwirtschaftlich.“ Dem pflichtet Alexander Fils, CDU-Ratsherr und Vorsitzender des Planungsausschusses, bei. Eine Sanierung koste rund 450 Millionen Euro, der Neubau etwa 750 Millionen Euro. Oberbürgermeister Keller warnt vor Spekulationen. „Wir wissen noch nicht, was eine neue Oper kosten wird“, sagt Keller, verweist aber darauf, dass die Kosten nicht auf einen Schlag anfielen. Ein Neubau belaste das Stadtbudget dann jährlich mit einem zweistelligen Millionenbetrag. Andere notwendige Investitionen würden deshalb nicht gestoppt, versichert Keller.
Für Neuenhaus lautet die Alternative: Neubau oder Oper schließen. Eine Sanierung des alten Hauses hält er nicht für möglich. „Eine Schließung“ warnt der FDP-Politiker, „hätte auch wirtschaftliche Folgen.
Oberbürgermeister Keller dürfte es ähnlich sehen.
Nun ist der Rat gefragt.