Düsseldorf: Plötzlicher Cheftausch bei Henkel – Finanzvorstand Carsten Knobel übernimmt vom glücklosen Hans Van Bylen
Vorstandswechsel zum Jahreswechsel: Henkel tauscht den Chef aus. Wie das Unternehmen am Donnerstag eine halbe Stunde nach Börsenschluss in einer Ad-hoc-Mitteilung bekanntgab, räumt Hans Van Bylen (58) den Posten des Vorstandsvorsitzenden. Nachfolger wird der bisherige Finanzvorstand Carsten Knobel (50). „Persönliche Gründe“ seien ausschlaggebend dafür, dass Van Bylens Vertrag ein Jahr vor Ablauf aufgehoben werde. Er hatte zuletzt mehrfach schlechte Quartalszahlen bei Henkel zu verantworten. Allein im laufenden Jahr musste die Ergebnisprognose zwei Mal nach unten korrigiert werden. Die Börse quittierte die überraschende Ankündigung mit einem deutlichen Kursabschlag von rund vier Prozent.
Schlechte Zahlen, mehrfach gesenkte Prognosen: Hans Van Bylen räumt seinen Chefposten bei Henkel vorzeitig.
Das war die Gründerfamilie anders gewöhnt. Unter Van Bylens Vorgänger Kasper Rorsted kletterten Umsatz, Gewinn und Rendite von Quartal zu Quartal. Der dänische Manager optimierte Henkel konsequent. Und wechselte 2016 überraschend an die Spitze von Adidas. Mit Van Bylen folgte ein Manager, der sich in 35 Jahren bei Henkel bis ganz nach oben gearbeitet hatte. Seit 2005 gehörte Hans Van Bylen zum Henkel-Vorstand, seit 2016 leitete er den Konsumgüterhersteller mit Industriesparte.
Mittlerweile ist Henkel längst ein kühl, nach Zahlen geführter Weltkonzern. Der nun vorzeitig verabschiedete Vorstandschef Hans Van Bylen kam laut Presseberichten nie aus dem Schatten seines Vorgängers Kasper Rorsted heraus. Zudem plagen das Unternehmen enorme Probleme in zwei von drei Unternehmensbereichen. Bei Henkel Adhesive Technologys (Klebstoffe) bekommt das Düsseldorfer Unternehmen die Schwäche der Elektro- und Automobilindustrie zu spüren, die Hauptkunden für Henkel Klebstoffe sind. Hinzu kommen Logistikprobleme und ein sich abkühlender Welthandel.
Kratzer in der Kosmetik
Die als „Beauty Care“ bezeichnete Sparte Haarpflege und Kosmetik hat Probleme in einem wettbewerbsintensiven Bereich mit niedrigen Margen seine Position zu behaupten. Beide Unternehmensbereiche werden das laufende Geschäftsjahr mit einem Minus beenden – laut den henkeleigenen Prognosen. Lediglich der Waschmittelbereich (Laundry Home Care) hält sich im Plusbereich.
Das drückte gewaltig auf den Kurs der Henkel-Aktie: Er fiel von 125 Euro im Jahr 2017 auf 93,72 Euro am Ende des Tages, an dem der Abgang von Hans Van Bylen bekannt gegeben wurde. Die steile Absatzkurve hatte zu heftiger Kritik auf der diesjährigen Hauptversammlung des Konzerns geführt.
Zahlen-Mann
Mit Carsten Knobel kommt nun jemand an die Spitze, der bei Weggefährten als enorm durchsetzungsstark gilt. Für die nach Unternehmensangaben 5.800 (ehemals 16.000) Henkel-Mitarbeiter am Standort Düsseldorf dürfte die Zeit der Unsicherheit (Betriebsratschefin Birgit Helten-Kindlein zum Handelsblatt) damit weitergehen. Knobel hatte schon früh Unternehmensaufgaben in sogenannte Shared Service Center im Ausland ausgegliedert, unter anderem wegen der dort erheblich niedrigeren Personalkosten. Der künftige Henkel-Chef gehört aktuell zum Vorstand von Fortuna Düsseldorf.
Fotos: Henkel