Sonderausstellung in der Mahn- und Gedenkstätte: Düsseldorf und die Machtergreifung im Jahr 1933
“1933 – ein Jahr verändert Düsseldorf” ist der Name der Ausstellung, die noch bis zum 17. September 2023 in der Mahn- und Gedenkstätte besucht werden kann. Anhand eines roten Fadens wird chronologisch aufgezeigt, wie die Nazis innerhalb eines Jahres ihre Herrschaft der Gewalt installierten. Dabei werden neben den historisch bedeutenden Daten auch die Auswirkungen auf die Bevölkerung dargestellt.
Hildegard Jakobs beschreibt, wie bereits im Febraur 1933 Jagd auf Menschen gemacht wurdeDie Mahn- und Gedenkstätte hat bei dieser Ausstellung mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und dem Stadtarchiv zusammengearbeitet. Die “Machtergreifung” der Nationalsozialisten vor 90 Jahren zeichnete sich in Düsseldorf bereits am 31.12.1932 ab. Schon in der Nacht zu Neujahr gab es die ersten Toten bei Auseinandersetzungen zwischen Linken und den NS-Truppen. Die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler folgte am 30. Januar 1933.
Doch nicht nur in Berlin festigte sich die NS-Herrschaft. Bereits am 11. April 1933 kam es in Düsseldorf zu einer großen Bücherverbrennung, organisiert von der Hitlerjugend und anderen Jugendorganisationen. Damit zeigte sich Düsseldorf einen knappen Monat vor den reichsweiten Bücherverbrennungen als Vorreiter der systematischen kulturpolitischen “Säuberungen” der Nationalsozialisten. Einen Tag später wurde Oberbürgermeister Dr. Robert Lehr und der Stadtkämmerer Dr. Friedrich Odenkirchen aus dem Rathaus „entfernt“.
Die Ausstellung versucht zu verdeutlichen, wie hinter der Fassade von Feiern, Fackelmärschen, Inszenierungen und Events die Schreckensherrschaft immer weiter um sich griff. Die Arisierungen und feindliche Übernahmen weiteten sich aus. So wurden vor jüdischen Geschäften Posten aufgestellt, die die Kunden fotografierten. Die Fotos wurden veröffentlicht und damit angeprangert, wer bei Juden kauft.
In den Zeitungen aus dem Jahr 1933 tauchten drei zentrale Begriffe immer wieder auf, erklärt Dr. Fleermann: Alle Parteien sind Alt- oder Systemparteien; Zeitungen sind Lügenpresse und alle Mitglieder in den Gremien sind Volksverräter.
Als einzig positiver Aspekt sind in der Ausstellung der Ball und ein Fußballschuh zu sehen, da Fortuna Düsseldorf in diesem Jahr die deutsche Meisterschaft errang. Doch es wird auch dargestellt, wie sich Sport- und Karnevalsvereine im vorauseilenden Gehorsam den Nazis unterwarfen.
Im Oktober griff die Säuberung der Kunst und Kultur immer weiter um sich. Erst wurden die Leitungen von Institutionen und Häusern ausgetauscht, dann Kunstwerke vernichtet und Straßennamen geändert.
Zwei Erkenntnisse zu 1933 ziehen sich wie ein “roter Faden” durch die Schau: Auch in Düsseldorf haben zu viele Menschen dem Aufstieg der Nationalsozialisten tatenlos zugesehen und dadurch den Aufstieg der Diktatur mit ermöglicht. Zudem waren die Verbrechen, die sich in der Stadt ereigneten, von den ersten Wochen an für jeden sichtbar. Sie spielten sich zum großen Teil im öffentlichen Raum ab.
Stephanie Peifer von ver.di betont, dass mit der Zerschlagung der Gewerkschaftshäuser auch der Verfall der Demokratie einherging. Sie warnt davor, dass Parteien wie die AfD viele Sympathisanten haben, die das nationalsozialistische Gedankengut nicht erkennen wollen. Die Gewerkschaften sehen es als ihren Auftrag für Demokratie, individuelle Menschenrechte und Freiheit einzutreten.
Sigrid Wolf, DGB Vorsitzende Düsseldorf, erklärt: „Die eindrucksvolle Ausstellung beginnt am 31.12.1932 und endet am 32.12.1933 und verdeutlicht, wie das Jahr 1933 Düsseldorf verändert hat. Zwei Erkenntnisse ziehen sich wie ein roter Faden durch die Sonderausstellung: Auch in Düsseldorf haben zu viele Menschen dem Aufstieg der Nationalsozialisten tatenlos zugesehen und dadurch den Aufstieg der Diktatur mit ermöglicht Und: die Verbrechen, die sich in der Stadt ereigneten, waren von den ersten Wochen an für jeden sichtbar, denn sie spielten sich zum großen Teil im öffentlichen Raum ab. Gerade vor dem Hintergrund der notwendigen Stärkung von Demokratie und dem aufmerksamen, besorgniserregenden Wahrnehmen des Zuspruchs für die AfD und den rechtsextremen , rechtspopulistischen Entwicklungen bietet die Ausstellungen einen historisch wichtigen Beitrag und erinnert, was im einem Jahr 1933 in Düsseldorf geschah.“
Kuratiert wurde die Sonderausstellung von Dr. Bastian Fleermann, Hildegard Jakobs (Ausstellungstexte), Astrid Hirsch-von Borries und Andrea Trudewind (Bildrecherche). Die Gestaltung übernahm Thomas Ullrich (Büro Ullrich, Düsseldorf). Ermöglicht wurde die Finanzierung der Ausstellung durch den Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf e.V., den DGB Düsseldorf und dessen Jugend sowie dem Kulturamt der Stadt Düsseldorf.
Interessierte können die Sonderausstellung noch bis zum 17.9.2023 zu den Öffnungszeiten (sonntags, dienstags bis freitags von 11 bis 17 Uhr und samstags von 13 bis 17 Uhr) in der Mahn- und Gedenkstätte, Mühlenstraße 29, besuchen. Der Eintritt ist frei. Führungen für Schulklassen oder Gruppen müssen vorher telefonisch unter 0211-8996205 abgestimmt werden. Weitere Informationen, unter anderem zu begleitenden Veranstaltungen während der Laufzeit finden sie hier.