Düsseldorf: 20.000 Arbeitsplätze hängen hier am twitternden US-Präsidenten
Im Comic gibt sich Donald stets bemüht, ist dem Scheitern allerdings näher als dem Erfolg. Doch so grauenvoll sich die Dinge für ihn auch entwickeln, der berühmteste Erpel von Entenhausen macht unverdrossen weiter. In den USA ist Donald der 45. Präsident – und das ist gar nicht komisch. Schon gar nicht für rund 10.000 Arbeitsplätze, die allein in Düsseldorf am US-Export hängen. Diese Zahl hat die Industrie- und Handelskammer Düsseldorf auf Nachfrage von report-D geschätzt. Wie sie sagt: konservativ. Hinzu kommen weitere 10.000 Arbeitsplätze von 431 US-Unternehmen, die in Düsseldorf ihren Geschäften nachgehen.
Verschifft ein Zehntel der gebrauten Alt-Menge in die USA: der Uerige Foto: Messe Düsseldorf
Die Sprinter-Produktion im Daimler-Werk Düsseldorf Rath: In den zurückliegenden beiden Jahren war das ein rekordverdächtiger Ort. 180.000 kleine Laster rollten dort 2015 vom Band. Mehr als 170.000 waren es im vergangenen Jahr. Produziert wurde von 6500 Mitarbeitern quasi durchgängig im Drei-Schicht-Betrieb. Nun sollen in den kommenden Jahren 650 Mitarbeiter dazu bewegt werden, den Musterbetrieb zu verlassen. Denn in Charleston, South Carolina, baut Daimler ein neues Sprinter-Werk für eine halbe Milliarde Dollar. Bisher lieferte Düsseldorf knapp 30.000 Sprinter pro Jahr in die USA.
Feierten den vier Millionsten Sprinter aus Düsseldorf: Der damalige Werkleiter Martin Kelterer, OB Thomas Geisel und Albert Sienz vom DRK. Foto: Daimler
Die Entscheidung zum Laster-Wechsel fiel lange vor der Wahl des Erpels Trump ins höchste Amt seines Landes. Sie zeigt, dass die Wirtschaft ihre eigene Agenda hat.
Henkel hat im Sommer 2016 den US-Waschmittelhersteller Sun für 3,2 Millarden Euro übernommen. Weil die Produktion von Waschmitteln, Kosmetik und Klebstoffen sehr lokal abläuft, sieht es Henkel-Chef Hans van Bylen nicht als Gefahr an, das ein Viertel des Henkel-Umsatzes aus den USA stammen.
Gehört seit 2016 zu Henkel: der US-Waschmittelkonzern Sun. Foto: Henkel
Altbier der Hausbrauerei Uerige ist nach Angaben der Familie Schnitzler gegenüber Journalisten im Oktober vergangenen Jahres an mehr als 35 Theken zwischen New York und Los Angeles erhältlich. De US-Export macht nach Angaben des Hauses mittlerweile zehn Prozent der gebrauten Menge aus.
All diesen Erfolgsgeschichten zum Trotz stehen die Zeichen in diesen Tagen nicht auf Business as usual. „Das ausgerechnet im Geschäfts mit einem der wichtigsten deutschen Auslandsmärkte, den USA, so viele Unsicherheiten bestehen, ist angesichts der zahlreichen internationalen Krisenherde besonders schlimm“, gibt IHK Hauptgeschäftsführer Gregor Berghausen zu Protokoll.
Umfrage der IHK zu US-Ängsten
Nach einer Umfrage der IHK rechnen drei Viertel der hiesigen US-Exporteure auch weiterhin mit einem stabilen Geschäft, ein Viertel erwartet einen Dämpfer. Dafür reichen Donald Trump ja manchmal 140 Zeichen bei Twitter. Gern übersehen wird am Rhein der Mexiko-Effekt. Etliche Unternehmen haben in Mexiko investiert – im Vertrauen auf das nordamerikanische Freihandelsabkommen Nafta. Wenn Trump den südlichen Nachbarn weiterhin so zaust, trampelt er auch auf deutschen Investitionen herum. Das sorgt unter den direkt Betroffenen für Unruhe, auch weil südamerikanischen die Mittel und der Wille fehlen, als Abnehmer einzuspringen, falls die USA ausfallen.
"Schaun mer mal!"
Und daher will man abwarten und schauen, wie sich die Dinge entwickeln. Eine Beruhigungspille hält die Düsseldorfer Industrie- und Handelskammer für Unternehmen noch bereit, wie der für Außenwirtschaft zuständige Dr. Gerhard Eschenbaum verrät: „Wenn Trump tatsächlich den mittleren Westen der USA modernisieren will, kann er das nicht ohne Maschinen und Anlagen aus Deutschland tun.“
Und da ist es in der Wirtschaft wie bei Walt Disney. Ein Fünkchen Hoffnung bleibt. Bis zuletzt.