Düsseldorf: Handwerkskammer stellt Frühjahrsgutachten vor
Die positive Nachricht des Frühjahrsgutachtens der Handwerkskammer (HWK) für den Wirtschaftsbereich an Rhein und Ruhr: Die Konjunktur stabilisiert sich und die Zukunftserwartungen sind optimistisch. Allerdings sorgen das Handwerk immer noch die fehlenden Fachkräfte und die ambitionierten Klimaschutzvorhaben der Politik.
HWK-Präsident Andreas Ehlert stellte am Montag (24.4.) die Ergebnisse der aktuellen Frühjahrskonjunktur-Umfrage im Handwerk vor. Die erfreuliche Nachricht, nach dem Krisenjahr 2022 habe sich die Lage weitestgehend stabilisiert. Das Geschäftsklima ist gegenüber dem vergangenen Herbst um 22 Punkte auf 120 Punkte gestiegen. Zwar sei die Umsatzlage nach wie vor angespannt, aber die Geschäfte laufen mehrheitlich gut, berichtete der Kammerpräsident. Der Ausblick auf die nächsten sechs Monate seien überwiegend positiv. „Die pessimistischen Erwartungen der Betriebe aus dem Herbst des letzten Jahres sind in dieser Form nicht eingetreten“, erläuterte Ehlert. „Die allmähliche Entspannung bei Lieferengpässen und der Inflationsdynamik kommt auch bei den Betrieben an, die nun wieder deutlich positiver in die Zukunft blicken.“
Nach einer schwachen Konjunkturlage im Herbst 2022 konnten sich das Lebensmittel- und das Gesundheitsgewerbe erholen. Schwierig sei die Situation dagegen im Bauhauptgewerbe, da gestiegenen Bauzinsen und Materialpreise private Bauherren und Investoren abschrecken. Hinzu käme die wankelmütige Neubauförderung des Bundes, erklärt Ehlers. Die Kombination wirke sich negativ auf die handwerklichen Baubetrieben aus. Aktuell seien die Auftragsbücher noch gut gefüllt, aber die Erwartungen für das nächste halbe Jahr seien mehrheitlich negativ.
Die Preise für Material, Rohstoffen und Energie steigen langsamer, was sich in einem Rückgang des Verkaufspreisklimas um 15 Punkte widerspiegelt. „Das ist das positive Signal an die Verbraucher: Die Preisdynamik im Handwerk beruhigt sich“, so Ehlert. Trotz einer unsicheren wirtschaftlichen Gesamtlage sei die Nachfrage nach Handwerkerleistungen in vielen Bereichen weiter hoch, führte er aus. Besondere Maler, Elektriker oder Heizungsbauer weisen die beste Konjunkturlage aller Handwerksbranchen auf.
Bei fast zehn Wochen liegt die Auftragsreichweite im gesamten Kammerbezirk, was ein neuer Rekord ist. Allerdings ist die Zahl der Betriebe mit offenen Stellen mit 41 Prozent ebenfalls rekordverdächtig, es fehlen Fachkräfte. Das Beschäftigungsklima erholte sich leicht, ist aber weiterhin negativ. Besonders die Gewerke, die für die Energie-, Wärme- und Mobilitätswende verantwortlichen sind, haben bereits jetzt vielfach ihre Kapazitäten ausgereizt. „Die Politik ist deshalb gut beraten, nicht nur große Ziele zu formulieren, sondern auch den konkreten Weg dorthin zu definieren“, sagte Ehlert mit Blick auf die ambitionierten Klimaschutzvorhaben. Die Heizungspläne der Bundesregierung böten kein schlüssiges Gesamtkonzept, das Machbarkeit und Sozialverträglichkeit gewährleiste, kritisiert Ehlert. „Das Vorziehen des Startdatums auf das Jahr 2024 sorgt für große Verunsicherung im Markt. Zwar sind die Förderbedingungen nun etwas transparenter. Sie drohen in ihrer Kleinteiligkeit aber zu einem Fass ohne Boden zu werden – in finanzieller und in bürokratischer Hinsicht.“ Die Umrüstung sei zu wenig technologieneutral angelegt; der Gesetzentwurf ignoriere, dass nur jedes zweites Gebäude auf die Wärmepumpe vorbereitet sei und grundsätzlich müsse die Politik „nach dem Krisenmodus der letzten drei Jahre jetzt wieder an die großen Themen ran“, forderte Ehlert: „Dazu gehört eine umfassende Fachkräftestrategie und eine systematische Verbesserung der Standortbedingungen für das Handwerk, dem Gewerbefläche fehlt und das unter hohen Kommunalsteuern und auf über 40 % gestiegenen Sozialbeiträgen leidet. Sonst werden die großen Transformationsziele Ziele bleiben.“