Düsseldorf: Die Jazz Rally bringt zu Pfingsten die Stadt zum Klingen
Den wichtigsten Satz der 27. Jazz Rally Düsseldorf sagte einer ihrer künstlerischen Leiter, sagte Rainer Witzel am Pfingstsonntag, kurz vor drei Uhr: „Jazz darf keine Rentner-Musik werden.“ Bei aller Hochachtung vor einem erfahrenen Publikum und dem American Songbook voller Standards: Selten war eine Jazz Rally so jung wie 2019. Bis hin zum Reggae mit Third World dehnten Witzel und sein Mitstreiter Nils Gropp das Angebot. Soul, Funk, Brass, Free Jazz, aber eben auch die Klassiker: Die Stadt verwandelte sich in einen komplexen Klangkörper. 68 Konzerte auf 29 Bühnen lockten nach Angaben des Veranstalters mehr als eine Viertelmillion Besucher nach Düsseldorf.
Spontane Tanzeinlage vor dem Uerige am Samstag zu den Klängen von "The Bourbon Street Stompers".
Boris Neisser aus dem Vorstand der Destination Düsseldorf prägte diese Überschrift für das größte Musik-Event Düsseldorfs in diesem Jahr: „Die Rally der großen Gefühle!“ Überall seien glückliche Musik- und Jazzfans zu sehen gewesen. Und zwar sowohl an den vergleichsweise kleinen Spielorten wie auch im Zentrum des Jazz, im Zelt auf dem Burgplatz.
"Best gig ever" – Aloe Black war begeistert vom Publikum im restlos ausverkauften Burgplatz-Zelt.
Dort stand am Samstagabend der Manager von Aloe Black am Mischpult und murmelte den Satz „Best Gig ever“. Mr. „I need a Dollar“ – Black war kurz zuvor in knallroter Jacke auf die Bühne gekommen und hatte von Anfang an einen Draht zum Publikum, das begeistert mitging. Auch die Headlinerin des Freitagabend, Nik West, verliebte sich in Düsseldorf. Zusammen mit ihrer Gruppe hängte sie vier Hoteltage am Rhein dran, um die Stadt richtig kennenzulernen.
Die Gumbo Jazz Band spielte im Pavillon auf dem Heinrich-Heine-Platz auf.
Natürlich war es wieder ein Kraftakt, 428 Musikerinnen und Musiker aus 28 Nationen in der Stadt zu beherbergen. Und als ausgerechnet die Auftaktveranstaltung in Folge einer Sturmwarnung um 20 Minuten verschoben werden musste, dachten viele der Helfer insgeheim: „Na das fängt ja gut an!“ Aber dann schnurrt der Jazz-Zug drei Tage durch Düsseldorf und beinahe alles klappte wie am Schnürchen.
Kein ganz einfaches Pflaster für Jazz: der Kö-Bogen, samt Sansibar. Hier spielte am Samstagnachmittag "Saxitude".
Okay, die Auftritte in der Sansibar im Kö-Bogen waren nach dem Gefühl der Künstler ein wenig zäh, weil dort neben den Jazz Rally-Besuchern auch ganz normale Oligarchen mit ihrer weiblichen Begleitung dinierten und erst nach und nach ein Verständnis für den Rhythmus dieses besonderen Abends entwickeln mussten.
Die Sparda-Bank gab auf der Rathausbühne dem Jazz-Nachwuchs eine Chance, mit einem eigenen Wettbewerb. Hier: die Gruppe "SmallMedium".
Aber insgesamt präsentierte die Destination Düsseldorf zusammen mit dem Hauptsponsor Schauinsland, der seit acht Jahren hochengagierten Sparda-Bank und vielen weiteren Sponsoren ein absolut internationales Angebot. Beide Anker-Sponsoren haben sich verpflichtet, bei der Jazz Rally weiterhin mitzumachen. Die Gäste aus Polen, der Schweiz und Malta, die neue Französische Generalkonsulin Olivia Berkeley-Christmann – alle zeigten sich überrascht und hocherfreut, wie lässig und gut Düsseldorf die Gastgeberrolle übernahm.
Im Weinhaus "Tante Anna" begeisterte Barbara Oxenfort mit ihrem Trio bei klassischen Jazz-Stücken.
Bei der traditionellen Jam-Session im Breidenbacher Hof war das grenzenlose Miteinander der Musiker in einem Raum zu beobachten. Los ging‘s klassisch jazzig und entwickelte sich dann zu Klang und Vibrationen, die es so nur in diesem Moment gab. In der Jazz-Stadt Düsseldorf.
Die 27. Jazz Rally holte nach Veranstalter-Angabe rund eine Viertel Millionen Menschen nach Düsseldorf.