Düsseldorfer DGB mobilisiert mehr als 10.000 Menschen zum 1. Mai
Unter dem Motto „Solidarität – Vielfalt – Gerechtigkeit“ haben nach Angaben des Veranstalters mehr als 10.000 Menschen den 1. Mai auf dem Johannes-Rau-Platz in Düsseldorf gefeiert. Rund 1200 Teilnehmer zählte report-D beim traditionellen Mai-Marsch vom Gewerkschaftshaus zur Bühne. Dort erteilte der nordrhein-westfälische IG Metall Chef Knut Giesler als Festredner rechten Hetzern eine Absage, forderte aber zugleich die Politik auf, sich wieder mehr mit den Sorgen der Bürgern zu befassen. Die Düsseldorfer DGB Chefin Sigrid Wolf ermahnte Überbürgermeister Thomas Geisel zu Vernunft im Zusammenhang mit dem städtischen Rationalisierungsplan „2020“. Geisel antwortete: „In der Umsetzung geschehe nichts ohne Beteiligung der Betroffenen.“
Sigrid Wolf begrüßte am 1. Mai rund 1200 Teilnehmer der Demo und mehr als 10.000 Gäste auf dem Johannes-Rau-Platz.
Sonne, trocken, starke Windböen – das Maiwetter zeigte sich zwar kühl, aber deutlich besser als vorab befürchtet – und als im verregneten Vorjahr. Ab 10 Uhr sammelten sich die Mai-Teilnehmer vor dem Gewerkschaftshaus an der Friedrich-Ebert-Straße. Die DGB-Jugend hatte einen Kleinlaster samt DJ und Anlage organisiert. Vorweg trommelte die Gruppe „Hora de Samba“ den Weg frei, der unter anderem über eine noch im Tiefschlaf ruhende Königsallee führte. In der Zugmitte erklangen Schalmeien.
Rechtsextreme Propaganda im Düsseldorfer Mai-Marsch: der Nazi-Krake machte viele Teilnehmer sauer.
Zahlreiche Zugteilnehmer empörten sich über ein Plakat, das den Düsseldorfer Schlossturm in den Tentakeln eines Kraken zeigte. Aufschrift: „Unsere Stadt ist keine Ware“ Mit solchen Kraken-Motiven hatten die Nationalsozialisten antijüdische Hetze illustriert. Kurz vor dem Ziel scherte der Träger, ein grauhaariger Mann, aus und trug das zweifelhafte Plakat von dannen. Rechtsextreme versuchten, Kundgebungsteilnehmer anzusprechen. Dabei wurden zwei Männer von einer Gruppe an den Rand des Festgeländes gedrängt.
Festredner war der NRW-Chef der IG Metall, Knut Giesler.
„Ich bin stolz auf meine Kollegen in Eisenach, die dort gezeigt haben, wie man mit einem Höcke und seinem Gefolge umgeht“, sagte Festredner Knut Giesler auf der Bühne. Die Gewerkschaften setzten ganz bewusst auf Vielfalt – gegen Einfalt. Giesler würdigte in seiner Rede den Tarifabschluss im Öffentlichen Dienst, forderte Unternehmen auf, zu Tarifvereinbarungen und ordentlichen, unbefristeten Arbeitsverträgen zurück zu kehren.
Unbeugsam – auch beim 1. Mai: Kaspar Michels und seine Absage an rechte Hetzer.
DGB-Chefin Sigrid Wolf rief in ihrer Begrüßung zu Solidarität mit dem pensionierten Lehrer Kaspar Michels auf. Dem Mitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, GEW, wird von der Düsseldorfer Justiz derzeit der Prozess gemacht, weil er vor dem Maxhaus ein Transparent in die Höhe gehalten hat. Aufschrift: „Die AFD ist in Düsseldorf nicht willkommen“. Dieses Vorgehen der Staatsanwaltschaft sei ein Angriff auf die Meinungsfreiheit, sagte Wolf und forderte einen kompletten Freispruch auf Staatskosten für Michels.
Nach Marsch und Kundgebung gab es an der Kniebrücke ein großes Familienfest.
OB Geisel versprach in seinem Grußwort, die Anstrengungen für den Bau bezahlbarer Wohnungen zu erhöhen und verwies auf rund 700 Millionen Euro, die Düsseldorf in den kommenden Jahren in den Schulneubau investiere: „Beides ist wichtiger als Renommee-Bauten in der Innenstadt – um die wir uns im Übrigen auch kümmern.“
Unterhalb der Kniebrücke hatten 90 Gruppen, Einzelgewerkschaften, Partien und Initiativen ihre Stände und Pavillons fest vertäut gegen die manchmal heftigen Windböen. Mit einem Familienfest und Live-Musik von Carmen Brown klang der Mai-Feiertag in Düsseldorf aus.