Düsseldorf: Beim DLRG Neujahrsschwimmen sind nur die Profis zugelassen
Miss Piggy ließ ihre rosa Schwarte zu Wasser, gelbe Gummienten rauschten stromabwärts und Haifischflossen trieben dreizackig am Schlossturm in Düsseldorf vorbei: Das DLRG Neujahrsschwimmen war in den Jahren vor Corona ein großer Spaß mit jeder Menge fantasievoll kostümierten Schwimmern. Der Strom und die Wasserrettung und die Einsatzbereitschaft der Ehrenamtlichen gingen in diesem Spektakel unter. Deshalb wurden die bunten Kostüme jetzt von der DLRG ausgebootet. Bei der 56. Ausgabe am 14. Januar 2023 machten sich anstelle von knapp 400 Schwimmern ganze 27 auf den knapp einstündigen Weg von der Kniebrücke in Düsseldorf-Oberkassel zum Yachthafen in Düsseldorf Lörick. Alles Profis: Rettungsschwimmer, Strömungstaucher, Feuerwehrleute; aus Düsseldorf und umliegenden Städten.
Wasser von oben und unten
Natürlich weiß DLRG-Pressesprecher Julian Meichsner, wie das aussieht: extrem spaßbefreit und – Vater Rhein zum Trotze – eher dröge. Bereits 2020 hatte die DLRG die Teilnehmerzahl auf 240 reduziert – „aus Sicherheitsgründen“. Da rettet es auch nicht, dass die Handvoll Am-Rheinufer-Zurückbleibenden ob des atlantischen Tiefausläufers samt Dauerregen auch gut und gerne hätten mitschwimmen können. Nass wurden sie sowieso alle – ob am oder im Rhein. Völlig egal. „Wir hätten momentan gar nicht die Kapazitäten, um solch ein großes Volksschwimmen im Rhein abzusichern“, erklärt Meichsner.
Hochwasser beschleunigt den Rhein
Unausgesprochen bleiben eine Menge weiterer Gründe: Niemand weiß, wie nach zwei Jahren mit Corona-Lockdowns und Schwimmbadschließungen der gemeine Schwimmende denn ausreichend in Form ist. Das momentane Rheinhochwasser macht aus dem Strom ein Turbo-Wasserrutsche: Von den Rheinbuhnen sind nur die grün-weißen Stangen zu sehen. „Diese bitte links liegen lassen!“ lautet die Anweisung an die Schwimmenden, deren Befähigungsnachweise zuvor penibel kontrolliert wurden. Wer zum Ziel in den Löricker Yachthafen einbiegen will, tut gut daran, rund 100 Meter vor dem Abzweig den Kurs zu ändern und mit dem Bremsmanöver zu beginnen. Ansonsten ist der nächste Halt: der Fähranleger in Kaiserswerth.
„Bitte nicht nachmachen!“
Acht Grad Wassertemperatur bei acht Grad Außentemperatur nötigt dem Dormagener DLRG-Strömungsretter Matthias Heinekamp nur ein Schulterzucken ab: „Bei einem Neujahrsschwimmen könnte der Rhein auch deutlich kälter sein.“ Ist das Hochwasser ein Problem für den Profi? „Nein, wir müssen den Strom in all seinen Ausprägungen kennenlernen.“ Im Sommer war er mit seinem Kollegen Christoph Claßen bei extremem Niedrigwasser unterwegs: „Da standen wir hüfttief neben der Fahrrinne, das war mindestens genauso gefährlich.“ An alle Normalo-Schwimmer geben die beiden DLRGler den – Jahr für Jahr konsequent missachteten Rat: „Bitte nicht nachmachen. Der Rhein ist kein Gewässer, in dem man mal eben die Füße abkühlt.“ Schönen Gruß an den Paradiesstrand neben dem Hafen Düsseldorf.
Im Ziel – erst mal einen Tee
Am Ziel des Neujahrsschwimmens servierte die DLRG den Schwimmern im Löricker Yachthafen Kinderpunsch und heißen Tee. Der Verein feiert in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen in Düsseldorf und das 110-Jährige deutschlandweit. Nach Angaben von Sprecher Julian Meichsner hat die DLRG während Corona in Düsseldorf rund 300 Mitglieder verloren und sackte dadurch auf rund 1600 Mitglieder. „Das wollen wir so rasch als möglich wieder aufholen.“ Wie das Jubiläum im Sommer und Herbst gefeiert werden soll, will die DLRG Düsseldorf schon bald verraten.