Düsseldorf: Ausstellung vor dem Rathaus erinnert an Deportationen und sucht Fotografien
“#LastSeen” heißt die Wanderausstellung der gleichnamigen Initiative, die noch bis zum 9. November auf dem Düsseldorfer Marktplatz zu sehen ist. Am Donnerstag (27.10.) wurde sie eröffnet und Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller betonte, wie wichtig es sei, dass dies an einem so zentralen Ort geschehe. Denn die Menschen sollen motiviert werden sich die Dokumentationen zu den letzten Augenblicken der Menschen anzuschauen, die deportiert wurden. #LastSeen im Sinne von „zum letzten mal gesehen“, denn viele kehrten nicht zurück. Die Mahn- und Gedenkstätte hofft mit der Ausstellung Düsseldorfer*innen zu erreichen, die vielleicht noch Fotos von solchen Szenen besitzen, denn es gibt aktuell keine Fotos von den Deportationen in der Landeshauptstadt.
Die Initiative “#LastSeen” der Arolsen Archives und Partner hat etwa 550 Fotografien von Deportationen aus circa 50 Orten gesammelt und daraus die Wanderausstellung konzipiert. Ziel ist es darauf aufmerksam zu machen, dass viele Plätze und Wege, von denen aus Menschen deportiert wurden, heute noch das Stadtbild prägen. Menschen wurde aus der Mitte der Gesellschaft herausgerissen und an sehr zentralen Orten zusammengeführt. Von dort ging es in die Züge, die in den Konzentrationslagern endeten.
Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller: “Die Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen sind nicht vergessen. Die Wanderausstellung an diesem zentralen Ort vor dem Düsseldorfer Rathaus gibt den deportierten Menschen, die in aller Öffentlichkeit aus der Gesellschaft gerissen wurden, ein Gesicht. Darüber hinaus regt die Ausstellung ihre Besucherinnen und Besucher an, selbst auf die Suche nach Zeitdokumenten zu gehen und gibt damit wichtige Impulse für die Aufarbeitung nationalsozialistischer Verbrechen.”
In der Wanderausstellung sind Bilder der Deportationen aus dem Deutschen Reich zwischen 1938 und 1945 zu sehen. Neben der jüdischen Bevölkerung wurden auch Sinti und Sintizze sowie Roma und Romnja deportiert. Die Fotografien zeigen die letzten Augenblicke, bevor die Deportierten in aller Öffentlichkeit, an konkreten auffindbaren Orten, verschleppt wurden. #LastSeen fragt: Wer waren die Deportierten? Was ist über ihr Leben bekannt? Wer fotografierte? Wo genau wurde das Bild aufgenommen? Wer waren die abgebildeten Täterinnen und Täter und wer die Zuschauenden?
Die Ausstellung in dem historischen Lkw fährt verschiedene Orte in Deutschland an. Besucher*innen erhalten Tipps für Recherchen und Informationen, wie die Bilder von damals heute zum Sprechen gebracht werden. Ziel ist es, sich auf die Suche nach weiteren Bildern und Informationen zu machen, denn bisher gibt es aus Düsseldorf keine historischen Fotodokumente, die an den Tagen der Deportationen vom Düsseldorfer Güterbahnhof Derendorf in den Jahren 1941 bis 1944 aufgenommen wurden. Die Mahn- und Gedenkstätte hofft, dass in Fotonachlässen Düsseldorfer Familien diese wichtigen Zeitdokumente identifiziert und damit für die Nachwelt entdeckt werden. Das Team der Mahn- und Gedenkstätte steht als Ansprechpartner bereit und betreut die Ausstellung vor Ort. Interessierte können sich bei Fragen oder für Informationen von montags bis freitags telefonisch unter 0211-8996205 oder per E-Mail an astrid.hirschvonborries@duesseldorf.de wenden.
Hildegard Jakobs, stellvertretende Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte, bietet an, dass Düsseldorfer*innen mit ihren historischen Fotografin vorbeikommen können und diese gemeinsam gesichtet werden. Dies erfolgt kostenlos und die Fotos verbleiben natürlich bei den Eigentümern – es werden ggf. Kopien zur Dokumentation angefertigt.
Die Wanderausstellung “#LastSeen – Bilder der NS-Deportationen” noch bis zum 9. November (ausgenommen 1. November), täglich von 10 bis 17 Uhr, auf dem Marktplatz zu sehen. Der Eintritt ist frei.