Düsseldorf: Inflation trifft Ärmere wesentlich härter als Wohlhabende
Familien und Alleinlebende mit geringen Einkommen werden durch die Inflation in Deutschland deutlich härter getroffen als Wohlhabende. Dies untermauern Wissenschaftler des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung. In ihrem neuesten Inflationsmonitor steht dies: Gemessen an den repräsentativen Warenkörben trugen Familien mit niedrigem Einkommen im September eine Inflationsbelastung von 11,4 Prozent, bei ärmeren Singles waren es 10,8 Prozent. Die durchschnittliche Inflation lag im September bei 10,0 Prozent.
Schere zwischen Arm und Reich
„Die spezifischen Inflationsraten zeigen, dass Haushalte mit geringeren Einkommen durch den Preisanstieg bei Haushaltsenergie überproportional belastet sind und sich hier auch die Verteuerung der Nahrungsmittel stärker niederschlägt“, erklären Dr. Silke Tober und Prof. Dr. Sebastian Dullien, die den Monitor erstellen. Im September habe sich die soziale Schere zwischen Arm und Reich in Deutschland noch einmal stärker geöffnet – von 2,1 auf 3,4 Prozentpunkte. Das ist der höchste in diesem Jahr gemessene Wert.
Tankrabatt und Neun-Euro-Ticket
Neben der allgemeinen Preissteigerung bei Energie und Lebensmitteln wirkten sich im September der Wegfall des Tankrabatts und des Neun-Euro-Tickets zusätzlich als Preistreiber aus. Ärmere hätten besonders unter starker Teuerung zu leiden, unterstreichen Tober und Dullien. Denn sie kauften vor allem Alltagsgüter, die kaum zu ersetzen seien. Zudem könnten diese Haushalte nicht auf Erspartes zurückgreifen, um ihr Konsumniveau zu halten.
Der Staat muss entlasten
Umso wichtiger sei die staatliche Entlastung. Die von der Bundesregierung ergriffenen Maßnahmen, vor allem durch das 3. Entlastungspaket, gingen „weitgehend in die richtige Richtung“, konstatieren Tober und Dullien. So komme die Energiepreispauschale in Höhe von 300 Euro, die Erwerbstätige im September erhalten haben, und die im Dezember an Menschen im Ruhestand und andere zuvor ausgelassene Gruppen gezahlt wird, vor allem Haushalten mit niedrigerem Einkommen zugute, da sie versteuert werden muss. Dasselbe gilt für die Pauschalen, die für Kinder gezahlt wurden. Die Vorschläge der Gaskommission für eine Gaspreisbremse seien ebenfalls wichtig, um Preisschübe abzufangen.