Dame der Kunst: Herma Körding im Stadtmuseum Düsseldorf
Die Künstlerin war eine Dame: aufrecht, elegant, tadellos frisiert, mit feinen Blusen und exzellenten Manieren. Eine Ausnahmeerscheinung in den zerzausten Künstlerkreisen des späten 20. Jahrhunderts. Auch ihr Stil war aus der Zeit gefallen. Als die Kolleg*innen die Freiheit des Ausdrucks suchten, malte sie expressive Porträts und strenge Stillleben. Bis zum 27. November erinnert das Stadtmuseum Düsseldorf an Herma Körding (1927-2010).
Da blickt sie uns an aus golden versiegelten Augen. Der schöne Mund auf dem Selbstporträt von 1988 ist fast trotzig verschlossen. Diese Königin im weißen Malerkittel wahrt ihre Geheimnisse. Sie hat die Hand mit dem Pinsel sinken lassen, als müsse sie nachdenken über den nächsten energischen Strich. Um ihren Hals hängt eine Taschenuhr. Durchaus kein zufälliges Accessoire. Die Vergänglichkeit war Herma Kördings großes, geliebtes Thema.
Der Prozess des Vergehens
Auf endlosen Spaziergängen sammelte sie Früchte, Blüten, Blätter, Muscheln, bizarre Fundstücke, arrangierte sie in ihrem häuslichen Atelier und beobachtete die Veränderung, bis sie die Dinge malerisch festhielt in ebenso leichten wie strengen Strukturen. „Der Prozess des Vergehens ist erschreckend und beängstigend, kann aber auch von außerordentlicher Schönheit sein“, so wird Herma Körding zitiert im kleinen Katalog zur Ausstellung mit über 100 Werken, die, wie der gesamte künstlerische Nachlass, zum Verkauf stehen.
Die Preise, die das Auktionshaus Hargesheimer in Zusammenarbeit mit der Familie und dem Stadtmuseum gelistet hat, sind moderat – zwischen 400 Euro für frühe Tuschzeichnungen und 2000 Euro für das teuerste Gemälde, eine rebellisch lächelnde „Frau mit buntem Blumenkleid“. Das malerische Werk von Herma Körding, die in Kiel geboren wurde und in Karlsruhe, Paris sowie an der Düsseldorfer Akademie studierte, hat keine große Bedeutung in der konzeptverliebten Kunstgeschichte der Moderne. Ein Glück für Liebhaber: Die Bilder sind erschwinglich.
Die Würde der Figuren
Mit Rührung geht man durch die kleine Ausstellung voller Gesichter und Geschichten. Das beginnt mit lebendigen Skizzen, die in den Parks und Straßen von Paris entstanden, wo die junge Malerin 1950/51 das Leben ausprobierte. Auch einige lässige Akte sind dort entstanden. Später richteten sich ihre Figuren auf, entwickelten auf schmalen, hohen Formaten eine ganz besondere Würde. Zwischen klaren Konturen schimmert in feinsten Nuancen die Haut. Die Augen erfassen den Betrachter. Die Kleider mit ihren Mustern und Farben wie die Hintergründe gehören zur Komposition wie bei Matisse.
Herma Körding wurde zur Düsseldorfer Porträtistin ihrer Epoche, wobei nur wenige Figuren wie die „Creamcheese Queen Bim Reinert“ oder die Grafikerin Babette Beckmann (aus den 1990er-Jahren) persönlich zu erkennen sind. Körding war keine Auftragsmalerin. Sie hatte sich ihre Motive schon immer lieber selbst ausgesucht und nüchtern benannt wie das markante „Modell im Bademantel“ (1956) oder das zarte „Kind im Sonntagskleid“ (1961). Auch später konnte es passieren, dass sie Menschen ansprach, die sie malen wollte – aus rein künstlerischen Gründen. Schön, dass an sie erinnert wird.
Was, wann und wo?
„Herma Körding – Augenblicke“: bis 27. November im Stadtmuseum Düsseldorf, Berger Allee 2. Di.-So. 11 bis 18 Uhr. Eintritt: werktags 4 Euro, ab 17 Uhr und sonntags frei. Etwa 30 Exponate können zugleich im Auktionshaus Hargesheimer, Friedrich-Ebert-Str. 11 und 12 besichtigt werden. Alle Werke sind verkäuflich. Katalog: 10 Euro.