Düsseldorfer Eltern in Sorge: Poolbildung von Schulbegleitern – zu Lasten der Kinder?
Rund 420 Kinder mit geistiger oder körperlicher Behinderung besuchen in Düsseldorf eine Schule und erhalten dabei Unterstützung von einem Schulbegleiter. Ohne Begleitung könnten sie nicht am Unterricht teilnehmen. Bisher durften Eltern den Integrationshelfer für ihr Kind unter den Angeboten verschiedener Träger auswählen, um den passenden Partner zu finden. Durch eine Neuregelung der Stadt ist dies ab Sommer nicht mehr möglich, da es eine Poolbildung von Schulbegleitern geben wird.
Ausschreibung ist erfolgt
Die Stadt Düsseldorf hat die Leistung der Schulbegleitung ausgeschrieben. Dabei wurden die Aufgaben in drei Bereiche gegliedert, je nach Anforderungen der Kinder. Ein autistisches Kind benötigt beispielsweise eine andere Art der Betreuung als ein körperlich behindertes Kind. Die Entscheidung über den oder die Träger wird Ende April fallen. Ab dann dürfen die Eltern nicht mehr frei wählen.
Amtsleiter Roland Buschhausen und seine Mitarbeiterin Charlotte Heggen hatten keinen einfachen Stand bei den Eltern
Ende April fällt die Entscheidung über den Träger
Diesen Zeitplan und die fehlende Einbindung der Eltern empfinden die Betroffenen als sehr kritisch. Der Verein "Gemeinsam Leben und Lernen Düsseldorf" hatte daher am Donnerstag zu einer Podiumsdiskussion eingeladen. Neben Eltern nahmen auch Roland Buschhausen, Leiter des Amtes für Soziale Sicherung und Integration und die stellvertretende Leiterin der Abteilung für Senioren, Behinderte und Pflegebedürftige, Charlotte Heggen teil. Moderiert wurde der Abend von Daniela Partenzi.
Kleine Träger ziehen den Kürzeren
Unter den etwa 60 Besuchern waren Eltern, aber auch Mitarbeiter von Trägern, die als Schulbegleiter tätig sind. Einige Träger haben sich auf bestimmte Aufgabengebiete konzentriert. Dies bietet den Eltern die Möglichkeit, auf die Bedürfnisse ihres Kindes qualifizierte Helfer zu bekommen. Die Schulassistenz kann auch von Menschen ausgeübt werden, die keine Ausbildung haben. Daher kann der Unterschied zwischen den Integrationshelfern sehr groß sein. Hinzu kommt das persönliche Vertrauensverhältnis, das für einige betroffene Kinder eine wichtige Grundlage ist, mit ihrem I-helfer erfolgreich zusammenzuarbeiten.
Außerdem wird befürchtet, dass der neue Anbieter der Leistungen bis zum Start der Sommerferien nicht genügend Personal eingestellt haben wird, um die Betreuung aller 420 Kinder sicherzustellen. Eine Mitarbeiterin des Caritasverbands, der auch als Anbieter der Schulassistenz tätig ist, erklärte bei der Diskussion, die Caritas habe erst gar nicht an der Ausschreibung teilgenommen, da die qualitativen Anforderungen für den Verband in den zehn Wochen zwischen Zuschlag und Sommerferien nicht zu erfüllen gewesen seien. Was aus den 50 Mitarbeitern wird, die aktuell in der Schulassistenz tätig sind, ist offen.
Da mit der Neuregelung der Poolbildung die Schulassistenz nur von dem Träger geleistet werden darf, der den Zuschlag der Ausschreibung erhalten hat, sehen viele Eltern besorgt Richtung Sommer. Gerade die Kinder, die eine Einzelbetreuung haben, werden sich mit neuen Betreuern zurechtfinden müssen. Die Eltern eines autistischen Kindes schildern an dem Abend verzweifelt, wie sie nach langer Suche nun endlich einen Helfer gefunden haben, der mit dem Kind gut arbeitet. Da dieser von einem kleinen Träger kommt, der sich nicht an der Ausschreibung beteiligt hat, geht ihre Suche nun wieder von vorne los. Was für den Fortschritt ihres Kindes in der Schule fatal ist.
Michael Rieder und Heike Götz sind betroffene Eltern und alles andere als glücklich über die Kommunikation der Stadt zum Thema Poolbildung
Schulen sehen Vorteile
Andreas Rupieper, Schulleiter der Mosaikschule, sieht in der neuen Poolbildung aber auch eine Chance für die Schule. Aktuell hat er vierzig Integrationshelfer von neun unterschiedlichen Trägern. Die Kommunikation und Organisation würde durch Pools wesentlich erleichtert. Für die Kinder bliebe es bei festen Betreuern aus einem Team, auch wenn jemand mal krank würde oder ein Wechsel stattfände.
Dies sind die Vorteile, die auch Roland Buschhausen und Charlotte Heggen anführen. Die sehen ebenfalls die „Sportlichkeit“ des Zeitplans, bieten aber allen Integrationshelfern Vermittlungshilfe an, wenn für sie ein Wechsel des Arbeitsgebers zum Sommer in Frage kommt, um weiterhin die gewohnten Kinder zu betreuen. Beide betonen, dass die Kinder, die bisher Einzelbetreuung hatten, diese auch weiterhin erhalten werden.
Mehr Kommunikation
Das Amt für Soziale Sicherung und Kommunikation bemüht sich um verbesserte Kommunikation zu den Betroffenen und stellt eine weitere Informationsveranstaltung in Aussicht. Sobald feststünde, welcher oder welche Träger den Zuschlag der Schulbegleitung erhalten, würde dies auf der Internetseite der Stadt kommuniziert.