Düsseldorf: Bachelor Professional und Meister – 939 AbsolventInnen mit Doppeltitel
Es wäre die erste Meisterfeier des Kammerbezirks Düsseldorf gewesen, bei der den 214 Absolventinnen und 725 Absolventen zur bestandenen Meister- und Bachelor-Prüfung gratuliert worden wäre. Doch dann kam das Coronavirus. Die 71. Meisterfeier, die am Sonntag (8.3.) in der Düsseldorf Stadthalle für rund 2.600 Gäste geplant war, wurde abgesagt. Stattdessen konnten die die jungen Meisterinnen und Meister ihre Urkunden gestern in der Messe abholen.
Abhol-Termin
Von diesem Angebot machten sehr viele Handwerker*Innen Gebrauch. „Wir hatten ohnehin das Hotel gebucht. Da haben wir uns am Samstag einen schönen Abend in Düsseldorf gemacht und holen heute unsere Meisterbriefe ab“, sagten Sabine Hagestedt und Sarah Stachosski, beide Friseur-Meisterinnen. Carolin Metzke, Meisterin im Bestattungsgewerbe erhielt ihre große Urkunde von Handwerkskammerpräsident Andreas Ehlert, der im Messe- und Congresszentrum ebenfalls anwesend war und für alle Anholerinnen und Abholer diese Nachricht hatte: 2Wir werden die Meisterfeier im Rahmen eines Sommerfestes nachholen.“
Friseurinnen-Meisterbrief to go: Sabine Hagestedt (l.) und Sarah Stachosski holten ihre Urkunden am Sonntag (8.3.) in der Messe ab.
In große, blauen Mappen gab es Meisterbriefe und keine Bachelor-Urkunden. Der im vergangenen Jahr neu gestaltete Meisterbrief enthält den Zusatz „Bachelor Professional“ nicht. Dabei dürfen seit dem 1. Januar 2020 die MeisterInnen im Handwerk zusätzlich den Titel „Bachelor Professional“ führen. Damit soll der Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung Ausdruck verliehen werden. Doch so richtig stolz sind die meisten eher auf den „Meister“, der bald an vielen Arbeitsstätten gerahmt an der Wand hängen wird. Über 2.000 Stunden Zeit haben die AbsolventInnen investiert, dazu viel Geld und Geduld, bis sie die Prüfung bestanden haben.
Hundert Absolventen mehr als 2019
Mit 939 neuen MeisterInnen lag die Zahl der Absolventen 2020 um fast einhundert höher als ein Jahr zuvor. Für rund die Hälfte der 214 Meisterinnen und 725 Meister bedeutet der Abschluss den Einstieg in die berufliche Selbständigkeit. 86 Prozent der AbsolventInnen bekunden ihre Bereitschaft, künftig selber ausbilden zu wollen. Zu den beliebtesten Meisterqualifikationen, mit 193 Absolventen (davon fünf Frauen), gehört immer noch der „Meister im Kraftfahrzeughandwerk“, völlig ungeachtet des Strukturwandels im Automobilsektor. 143 Absolventen (davon 118 Frauen) gab es im Friseurgewerbe, 87 bei den Installateur und Heinzungsbauern (zwei Frauen).
23 Prozent Frauen
Der Anteil der weiblichen Absolventen kletterte im Vergleich zum Vorjahr von 20 auf 23 Prozent. Wobei Kammerpräsident Andreas Ehlert immer noch das Ziel vorgibt, so schnell wie möglich die 30-Prozent-Marke zu erreichen. Als erfreulich beschrieb Ehlert den Anstieg der Neu-Meister mit ausländischem Pass. 68 Meisterschüler aus 22 Nationen (darunter 19 aus der Türkei und 16 aus Italien) legten ihre Prüfung ab.
Qualität hoch halten!
Kammerpräsident Andreas Ehlert appelliert an die Städte und Kommunen, auf die Qualität der Schulen und Berufkollegs zu achten und dafür zu sorgen, dass bei dem gestiegenen Bedarf an Flächen für den Wohnungsbau, Gewerbeflächen nicht vergessen werden. Er kritisierte in einem Pressegespräch die Verkehrspolitik der Stadt Düsseldorf, von der er sich mehr Augenmaß und Vernunft wünscht. Besonders betroffen machte ihn Oberbürgermeister Thomas Geisel, mit seiner Unterschrift auf einem Werbebrief der Stadtwerke zum Bau von dezentralen Photovoltaikanlagen. Darin sieht Ehlert einen Angriff auf den Mittelstands und eine enorme Wettbewerbsverzerrung.