Kampagne zur Organspende gestartet: #DüsseldorfEntscheidetSich
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: auf 8500 Menschen auf der Warteliste für die Transplantation eines Organs kamen im vergangenen Jahr nur 933 Transplantationen. Das ist für die Erkrankten schrecklich und könnte durch die klare Entscheidung für oder gegen die Spende der Organe im Todesfall verbessert werden. Mit der Kampagne #DüsseldorfEntscheidetSich sollen die Düsseldorfer*innen angeregt werden sich zu entscheiden. Denn auch ein „nein“ auf dem Organspendeausweis ist eine klare Aussage, die den Angehörigen hilft, wenn sie eine Entscheidung fällen müssen.
Denn es geht nicht nur um die Menschen, die auf eine Transplantation warten. Es geht auch darum Angehörigen die Entscheidungen abzunehmen, wenn der Tot eintrifft und die Ärzte nach einer Organspende fragen. Was vielen Menschen nicht klar ist, die meisten Menschen kommen nicht für eine Organspende in Frage – auch wenn sie einen mit „ja“ ausgefüllten Spenderausweis haben. Das macht die Lage für die Ärzte zusätzlich schwierig. Denn nur Patienten, die auf Intensivstationen liegen und dort bereits beatmet werden, kommen im Fall des endgültigen (irreversiblen) Ausfalls der Hirnfunktionen (sogenannter Hirntod) für eine Organspende in Frage. Alle anderen, selbst wenn sie im Krankenhaus versterben, erfüllen die Voraussetzungen nicht.
Umfragen haben ergeben, dass 83 Prozent der Bevölkerung eine Organspende befürworten. In der Praxis sind es dann aber deutlich weniger, wenn die Ärzte Gespräche nach den Tod des Angehörigen auf der Intensivstation führen.
Am 3. Juni 2023 ist der nächste Tag der Organspende. Bis dahin wollen Düsseldorfs Krankenhäuser gemeinsam mit der Stadt, der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), dem Netzwerk Organspende NRW, der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein und zahlreichen weiteren Partnern für ein Ausfüllen des Organspendeausweises werben. Ziel ist, dass sich die Düsseldorfer*innen sich mit dem Thema Organspende beschäftigen und eine Entscheidung im Organspendeausweis dokumentieren.
Dort gibt es die Felder, die sich jeweils mit „oder“ abgrenzen:
- Ja, ich gestatte, dass nach der ärztlichen Feststellung meines Todes meinem Körper Organe und Gewebe entnommen werden.
- Ja, ich gestatte dies, mit Ausnahme folgender Organe/Gewebe …
- Ja, ich gestatte dies, jedoch nur für folgende Organe/Gewebe …
- Nein, ich widerspreche einer Entnahme von Organen oder Gewebe.
- Über ja oder Nein soll folgende person entscheiden: …
Gemeinsames Engagement
Um möglichst viele Menschen für dieses wichtige Anliegen zu erreichen, wollen sich die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein, die Rheinbahn, Borussia Düsseldorf sowie das Comitee Düsseldorfer Carneval als Initiativpartner engagieren.
Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller lädt alle ein, sich an die Initiative zu beteiligen: „Organspendeausweise können ohne großen Aufwand in Kantinen, Geschäftsstellen, an Kassen oder bei Veranstaltungen ausgelegt werden. Die Stadt teilt sie in allen Bürgerbüros und im Dienstleistungszentrum aus. Neuerdings auch am Rathaus-Empfang. Diese kleinen Schritte helfen, dieses wichtige Thema an die Bürgerinnen und Bürger der Stadt heranzutragen. Ich freue mich, wenn wir in Düsseldorf Vorreiter darin werden, in der ganzen Stadt ein breit verankertes Bewusstsein für die Bedeutung der Organspende zu schaffen.“
Prof. Dr. Dr. Frank Schneider, Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Düsseldorf betont, dass sich alle Düsseldorfer Krankenhäuser mit den niedergelassenen Ärzt*innen an #DüsseldorfEntscheidetSich beteiligen.
Dr. André Schumacher, Vorsitzender der Kreisstelle Düsseldorf der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein und niedergelassener Hausarzt unterstreicht: „Als Vertrauensperson und erster Ansprechpartner in medizinischen Belangen nehmen die niedergelassenen Haus- und Fachärzte eine tragende Rolle bei Fragen rund um die Organspende ein. Durch kompetente Beratung und Information können wir – insbesondere auch im Rahmen der jetzt startenden Kampagne – dazu beitragen, mit etwaigen Bedenken und Zweifeln aufzuräumen, um so das Leben betroffener Patientinnen und Patienten zu bewahren.“ Anfang 2020 wurde das Transplantationsgesetz um die „Stärkung der Entscheidungsbereitschaft bei der Organspende“ aktualisiert. Diese sah vor, eine Erklärung zur Organspende auch in Ausweisstellen zu ermöglichen sowie Hausärzt*innen zu motivieren, ihre Patient*innen zu ermuntern, eine Entscheidung zu dokumentieren. Dass dies für Hausärzt*innen sehr sensible Gespräche sind, die nicht in jeder Situation machbar sind, wird auch nicht dadurch verbessert, dass die Gebührenordnung dafür mittlerweile eine Abrechnungsnummer hat.
Obwohl es im Karneval eher fröhliche als nachdenkliche Veranstaltungen gibt, war Michael Laumen, Präsident des Comitee Düsseldorfer Carneval, sofort dabei, als es darum ging die Kampagne zu bewerben. „Organspende ist gelebte Solidarität – und Solidarität ist traditionell ein wichtiges Identitätsmerkmal des Düsseldorfer Karnevals,“ betont er. Im nächsten Narrenspiegel werden die Jecken Informationen zur Organspende erhalten.
„Unser Verein Borussia Düsseldorf ist schon seit vielen Jahren sozial engagiert und kümmert sich auch mit eigenen Projekten wie `Bunt gehts rund ́ und `Borussia hilft ́ um benachteiligte und bedürftige Menschen in Düsseldorf. Zudem haben wir bereits mit dem Verein Kinderhilfe Organtransplantation (KiO) zusammengearbeitet, für den sich unser Spitzenspieler Timo Boll als Botschafter einsetzt. Daher war es für uns eine Selbstverständlichkeit, die Organspende-Kampagne in der Landeshauptstadt zu unterstützen,“ erklärt Andreas Preuß, Manager von Borussia Düsseldorf.
So kommt man an Material und Informationen
Neben der Information über Plakate und Flyer bietet das Netzwerks Organspende NRW e.V. an Infostände zu errichten und Vorträge zu buchen. Mit dem Angebot sollen auch Schulen ermutigt werden, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Im Curriculum ist Organspende nicht enthalten. An einigen Schulen wird es im Biologie, Ethik oder Philosophie-Unterricht besprochen. Jugendlich haben ab 14 Jahren das Recht im Organspendeausweis „nein“ anzukreuzen. Ab 16 Jahren ist auch das „ja“ möglich. Konstanze Birkner, Geschäftsführerin des Netzwerks setzt große Hoffnungen in die Kampagne in Düsseldorf: „Unser Ziel ist es, die Öffentlichkeit umfassend über die Organspende aufzuklären. Hier können wir mit dieser meines Wissens bundesweit bisher einmaligen Aktion, die bewusst auch Partner aus der Stadtgesellschaft einbindet, wertvolle Arbeit leisten.“
Mitmachen!
Um die Kampagne zu verbreiten, bitten die Organisatoren nach einer Verteilaktion darum ein Foto zu machen und dies mit der Anzahl der verteilten Organspendeausweise auf den Social-Media-Kanälen mit dem Hashtag #DüsseldorfEntscheidetSich zu posten oder per Mail an des@med.uni-duesseldorf.de zu senden.
Eine Bilanz der Kampagne wird nach Ablauf der Aktion im Juni 2023 gezogen. Dann steht fest, wie viele Organspendeausweise in Düsseldorf verteilt werden konnten. Ein festes Ziel wird im Rahmen von #DüsseldorfEntscheidetSich nicht gesetzt. Jeder Organspendeausweis, der verteilt und ausgefüllt wurde, ist ein Gewinn. Jede Entscheidung zählt!
Alle Infos zu Kampagne: www.uniklinik-duesseldorf.de/des