Düsseldorf: Die Grünen wählen Mirja Cordes zur Parteisprecherin
In einem sind Parteien nicht anders als Kegelclubs oder Sportvereine: Wenn eine langjährige Vorsitzende geht, bleibt oft ein Scherbenhaufen zurück. Den müssen die Nachfolger erst einmal mühsam kitten. Paula Elsholz (35) von Bündnis 90/Die Grünen in Düsseldorf macht das anders. Sie übergibt nach rund sieben Jahren in den Pedalen den Fahrradlenker der Partei in voller Fahrt an Mirja Cordes. Ein Führungswechsel mit Zustimmung der Basis: 86,7 Prozent der Mitgliederversammlung sagte am Samstag (27.8.) ja zum Führungswechsel.
Die neue Alte
Die neue Führungskraft der Grünen in Düsseldorf ist die alte: Mirja Cordes führte die Düsseldorfer Grünen bereits von 2016 bis 2021. Damals gemeinsam mit Paula Elsholz. Nun hat Cordes den Landtagsabgeordneten Stefan Engstfeld als Sprecher an ihrer Seite und Kreiskassierer Philippe Büttner nebst fünf BeisitzerInnen im Düsseldorfer Vorstand.
„Strukturen professionalisieren“
In der Max-Weber-Berufsschule in Düsseldorf Bilk erneuerten die ehemals rauflustigen Grünen diszipliniert und geräuschlos ihre Spitze. Nur eine Kandidatin, Vorstellungsrede, keine Fragen – Abstimmung. Dann verbreitet die Partei dieses offizielle Statement von Mirja Cordes: „Ich kenne die Partei aus vielen verschiedenen Perspektiven und freue mich darauf, meine Erfahrung noch einmal als Sprecherin einzubringen. Wir sind in den vergangenen Jahren enorm gewachsen – in der Mitgliederzahl sowie in der politischen Verantwortung. Immer mehr Düsseldorfer*innen stehen hinter unseren Inhalten und wollen GRÜNE Politik mitgestalten. Gleichzeitig sind unsere Strukturen nicht im gleichen Tempo mitgewachsen und müssen weiter professionalisiert werden. Meine Vorstandskolleg*innen haben den Weg bereits gestartet, den wir jetzt gemeinsam weitergehen. Hier werde ich in den kommenden Monaten meine Stärken einbringen.“
Wähler- und Mitgliederzahl mehr als verdreifacht
Zuvor gab es einen gebührenden, emotionalen Dank an Paula Elsholz. Sie hat viel zur Parteistärke beigetragen und die Grünen in Düsseldorf aus einem Jammertal 2016/17 in neue Höhen geführt. Etwa jeder fünf Wahlberechtigte in Düsseldorf wählt Grün. Die Zahl der Parteimitglieder hat sich verdreifacht. Da wird kein Scherbenhaufen übergeben, sondern eine zurzeit ziemlich robuste Vase. Dass ein grüner Bundesminister fossile Brennstoffe zurückholt und eine grüne Außenministerin Tacheles über Putin redet und die Grünen Waffenlieferungen zustimmen – all das können sie prima erklären. Notwendigkeiten seien das, für die man natürlich nicht die eigenen ideale geopfert habe, sondern in alternativlosen Übergangsprozessen stecke.
(K)Ein Bruch?
Dass Paula Elsholz nach der Landtagskandidatur auch den Parteivorsitz aufgibt – zeigt das einen Bruch? Paula Elsholz selbst sagt: „Nein. Das Amt der Parteisprecherin in Düsseldorf gehe mit einer enormen Zeitbelastung einher. Außerdem bleibe sie Ratsfrau, Familienpolitikerin und im Landtag NRW engagiert im Untersuchungsausschuss Lügde.“ Die Effektivität und Geschmeidigkeit der Düsseldorfer Grünen ist zum Teil Elsholz Werk. Mittlerweile bildet die Stadtpartei die Gesellschaft ab.
Die Sache mit dem Hut
Die Spannbreite reicht von der Zwölfjährigen, die sich für das Klima engagieren will bis hin zu grünen Urgesteinen mit teils herber Diskussionskultur. Da wird dem eigenen Parteivorstand auch gerne mal mit Gerichtsverfahren gedroht. Am Ende müssen die Sprecher alles zusammenführen und wirksam werden lassen. Paula Elsholz Lieblingsfrage in den zurückliegenden Jahren war: „Wer hat jetzt dafür den Hut auf?“ Sie selbst für die Partei in Düsseldorf jetzt nicht mehr.