Düsseldorf: Zoff zwischen OB Keller und seinem Vorgänger Geisel
Versucht Oberbürgermeister Stephan Keller seinen Amtsvorgänger auszubooten? Den Eindruck hat Thomas Geisel und wendet sich jetzt in einem offenen Brief an Keller. Geisel fühlt sich missachtet, denn bei städtischen Veranstaltungen fehlt sein Name immer wieder auf den Einladungslisten.
Nachdem Geisel bereits bei der Eröffnung des KAP1 nicht eingeladen war, fand auch die Auftaktveranstaltung zur Fußball-Europameisterschaft 2024 am Montagabend (4.7.) im Innenhof des Rathauses ohne ihn statt. Ein Stadtsprecher erklärte dazu, dass die Stadt die Gästelisten zu ihren Veranstaltungen grundsätzlich nicht kommentiere. „Über den Einladungskreis wird vielmehr stets von Fall zu Fall nach Relevanz von Personen oder Personengruppen für die jeweilige Veranstaltung entschieden.“ Rund 500 Düsseldorfer*innen kamen beim „Düsseldorfer Abend” zur Euro 2024 zusammen. Geisel hatte den Entscheidungsprozess von der Bewerbung bis zur Zusage im September 2018 eng begleitet und hätte gerne seine Kontakte von damals fortgesetzt. Nun hat ihn Stephan Keller ins Abseits gestellt.
Der ehemalige Oberbürgermeister hatte in seiner Amtszeit viele Kontakte zu den Bürger*innen, Organisationen und Unternehmen. Noch heute ist er bei vielen ein gern gesehen Gast. Erst kürzlich machten ihn die Bilker Schützen zum Ehrenmitglied. Aber ausgerechnet bei städtischen Veranstaltungen ist er offenbar nicht mehr willkommen. Geisel interpretiert dies als Anweisung der Stadtspitze und schreibt in seinem Brief an Keller: „Großzügigkeit – „Jönne könne“ – gehört zu den vorzüglichsten Charaktereigenschaften hier im Rheinland. Ich bedaure sehr, dass Dir dieses Talent offenbar nicht gegeben ist.“ und betont: „Da ich nicht möchte, dass der Eindruck entsteht, ich hätte eine Einladung des Oberbürgermeisters missachtet und die heutige Veranstaltung „geschwänzt“, erlaube ich mir, dieses Schreiben öffentlich zu machen.“ Ddorf-aktuell liegt der komplette Brief vor.
Kommentar: Angst vor Konkurrenz?
Oberbürgermeister Keller bemüht sich in den vergangenen Wochen deutlich stärker um Bürgernähe. Man könnte den Eindruck erhalten, er arbeite daran, seinen Ruf als „Verwaltungsmensch“ zu wandeln und im direkten Kontakt zu Vereinen und Institutionen mehr Nähe zu zeigen. Im Mai hielt er beim Sommerfest des Kreises der Düsseldorf Muslime nicht nur ein Grußwort, sondern verstärkte das Senioren-Team der Fortuna als Torjäger beim interreligiösen Fußballspiel. Keller eröffnete den Düsseldorfer CSD und in dieser Woche trifft er seinen „Amtskollegen“, dem Bürgermeister im Akki- Düsseldörfchen.
Ein ehemaliger Oberbürgermeister könnte Keller die Show stehlen und als Konkurrenz auftreten. Vielleicht möchte der OB deshalb Geisel keine Öffentlichkeit bieten?