Düsseldorf Kunstpalast: Der hundertjährige Museumsbau soll für knapp 30 Millionen saniert werden
„Felix“ kommt aus dem Lateinischen; es bedeutet übersetzt „der Glückliche“, „der Erfolgreiche“. Und Mut hat Felix Krämer offenbar auch noch. Der Generaldirektor des Düsseldorfer Kunstpalasts wird von all dem reichlich brauchen. Denn er schlägt vor, sein Haus für knapp 30 Millionen Euro von Grund auf zu sanieren. Hundert Jahre nach der Einweihung soll aus dem maroden Ehrenhof-Kasten mit vielen Baumängeln Düsseldorfs Wohnzimmer werden.
So kommen die Pläne jetzt, nach einem Jahr der Ausarbeitung, am 4. Juli auf den Tisch des Düsseldorfer Stadtrates. Der Gebäudeflügel mit der Sammlung soll gut ein Jahr lang geschlossen bleiben – und im Frühjahr 2022 wiedereröffnet werden. Wer weiß, was in den zurückliegenden vier Jahrzehnten in und um den Kunstpalast herum alles schief gegangen ist, reibt sich die Augen. Undichte Dächer, Feuchtigkeitsprobleme nach der Sanierung 2011, Ärger mit Leihgebern, vergessene Türen, notdürftig verhängtes Mauerwerk: Die Bestandaufnahme von Museumschef Felix Krämer war eindeutig: „Ich kenne kein anderes Museum dieser Bedeutung, das in einem so schlechten Zustand ist.“
Heute ein Durchgang, übermorgen – ein Museumscafé. Gastronomie im Belvedere. Animation: Linie 4 und Rhein Render
Also wird in die Hände gespuckt: Ziel des Umbau- und Sanierungsvorhabens sei es, das historische Ensemble von 1925/26 so weit zu ertüchtigen, dass es internationalen Museumsstandards entspricht. Notwendige Sanierungen der technischen Gebäudeausrüstung ermöglichen die parallele Ausführung der Modernisierung. Dabei sollen die Ausstellungssäle attraktiver werden, die Treppenhäuser breiter und im heute offenen Durchgang in Richtung Rheinunterrassen/Regierungsschlösschen, feine Leute sprechen von einem Belvedere, soll ein voll verglastes Café/Restaurant entstehen.
Gegen den Sanierungsstau
All diese Details wurden im Rahmen einer Pressekonferenz am Montag (3.6.) vorgestellt. Der Vorsitzende des Museumskuratoriums und Düsseldorfer, Oberbürgermeister Thomas Geisel, hob seinen Daumen: „In den letzten Jahren hat sich der Kunstpalast mit bemerkenswerten Ausstellungen und spektakulären Ankäufen inhaltlich neu aufgestellt und weiterentwickelt. Mit dem Umbau und der Modernisierung des Gebäudes sollen diese neuen Inhalte noch besser zur Geltung gebracht werden. Dieser Umbau stellt einen weiteren wichtigen Schritt zum Abbau des Sanierungsstaus in unseren Kulturgebäuden dar.“
Kulturdezernent entzückt
Kulturdezernent Hans-Georg Lohe freut sich, „dass die langjährigen Bemühungen, das wichtige städtische Kunstmuseum am Ehrenhof zu modernisieren und mit einer attraktiven Gastronomie auszustatten, auf die Zielgerade gehen.“
Vor einem Jahr hat Felix Krämer, der Generaldirektor Kunstpalast, seine Umbaupläne erstmals öffentlich gemacht. In den vergangenen Monaten ist das Planerteam zusammengestellt worden. Angeführt wird es von dem Düsseldorfer Architekten Joachim Sieber, der sich in einem EU-weiten öffentlichen Vergabeverfahren durchgesetzt hat. Krämer freut sich: „Mit Joachim Sieber, der die Privatsammlung Philara in Flingern umgebaut hat und vorher lange Jahre im Büro von O. M. Ungers tätig war, haben wir einen Architekten mit großer Expertise für Museumsbauten gewinnen können. Gemeinsam mit den Mitarbeitern haben wir in Workshops unseren Bedarf umfassend ermittelt.“
Fünf Projekt-Pakete
Umbau und Sanierung des Kunstpalasts werden in fünf Maßnahmenpakete aufgeteilt: (1) die Einrichtung einer Gastronomie im Belvedere, (2) Innenausbau der Sammlung, (3) die Sanierung der technischen Gebäudeausrüstung, (4) die Sanierung der Bibliothek, Depotflächen und eines Verwaltungstraktes sowie (5) die Ertüchtigung der Außenanlagen. „Ein weiteres Ziel ist es, Sammlungs- und Ausstellungsflügel so miteinander zu verbinden, dass der Gebäudekomplex auch im Innern als Einheit empfunden wird.“
Innen sollen die Säle attraktiver, großzügiger werden. Hier ein Blick in die Museumspädagogik. Animation: Rhein Render
Dazu dienen der Einbau zweier offener Treppenanlagen und die punktuelle Freilegung von Fenstern, die den Rundgang durch die Sammlung für die Besucher klarer strukturieren. In der neu gestalteten Sammlungspräsentation sollen die Bestände des Kunstpalastes in ihrer Vielfalt präsentiert werden und nicht in dunklen Kellern altern. Durch ein „Cross-Over“ – ein gezieltes Neben- und Miteinander – werden Gattungen und Genres so kombiniert, dass Querverbindungen und Bezüge herausgestellt werden können. Neben der Klassik Westeuropas verfügt der Kunstpalast auch über Sammlungen islamischer und asiatischer Kunst. Durch eine gemeinsame Präsentation eröffnet sich ein breiteres Spektrum, das die multikulturelle Gesellschaft widerspiegelt. Das Glasmuseum wird auf die gesamte Fläche des Erdgeschosses des Sammlungsflügels ausgeweitet und der Eingangsbereich mit den Fenstern von Jan Thorn Prikker neu in Szene gesetzt. Die Außenanlagen werden stärker an das historische Vorbild angelehnt, in ihrer Qualität aufgewertet – was die gesamte Baumaßnahme abrundet.