Düsseldorf Derendorf: 70 KünstlerInnen beim Urban Art Festival an der Jülicher Brücke
Bona aus Berlin hat die gesamte Fläche genutzt – und richtig viel Farbe versprüht. Seit 2006 kreiert sie bunte Köpfe im Straßenraum. Hier in Düsseldorf ist in den vergangenen Tagen beim Urban Art Festival eines ihrer größten Werke entstanden. Direkt an der Toulouser Allee versammeln sich die politischen Botschaften; gesprühte Mahnungen gegen die europäischen Grenzschützer von Frontex, gegen die Festung Europa, gegen eine Welt, die in Flammen und Rauch aufgeht. Fünf Tage (18. Bis 22. September) lang haben 70 lokale, regionale und internationale Graffiti-Künstler ganze Arbeit geleistet. Am Sonntag (22.9.) ist das Finale.
Kunst an der Bande – der Toulouser Allee.
„Brücken Denken“ lautet das Motto desdiesjährigen Urban Art Festivals. Passend zum Standort rund um die Jülicher Brücke über der Toulouser Allee. Hier haben die Organisatoren der Stadt 2000 Quadratmeter Freiflächen an Brückenpfeilern und Betonwänden abgehandelt. Und die werden nun so gestaltet, dass es Spaß macht. Und weh tut.
Dieser griechische Künstler sieht Europa als Festung mit Frontex-Käppi und dem toten Flüchtlingsjungen auf dem Arm.
Alle zwei Jahre lässt das Urban Art Festival in Düsseldorf die Spraydosen klackern, macht Musik, öffnet zischend Bierflaschen und grillt Gemüse. Es gibt Workshops und Malaktionen. Etliche Mädchen und Jungen haben zum ersten Mal eine Spraydose in der Hand und probieren sich aus. In der Luft liegt der scharfe Geruch von Lösungsmitteln. Klaus sagt, man habe in diesem Jahr das ursprünglich zweiwöchige Happening auf fünf Tage eingedampft. Seit Mittwoch wurde gearbeitet. An diesem Wochenende – Samstag und Sonntag (21. +22.09.) – wird auch gefeiert.
Hinten läuft die Farbe, vorn läuft die Musik: DJ Killa Calles aus Düsseldorf Oberbilk.
Mit allem gehörigen Respekt. Denn gleich gegenüber liegen Schienen zur Mahnung und Erinnerung – an 6.000 von den Nazis deportierten und später vielfach ermordeten Düsseldorferinnen und Düsseldorfer jüdischen Glaubens. Wie Vieh wurden sie am alten Düsseldorfer Güterbahnhof in Waggons verladen und deportiert; direkt zu den Gasduschen und Verbrennungsöfen.
Im SUV vorbei an der verzweifelt ausgestreckten Hand untergehender Flüchtlinge.
Heute krakeelen AFD und Rechtsradikalen gegen Flüchtlinge; und sogenannte Bürgerliche stimmen ein. Statt von „Rassen“ sprechen wir von „Kulturen“ – aber unterscheiden schon wieder zwischen den Menschen. Die Festung Europa hat sich das Frontex-Barrett in die Stirn gezogen und lässt Flüchtlingen im Mittelmeer ersaufen, verweigert ihnen die Einfahrt in Häfen. Die Kunstwerke des Urban Art Festivals ergänzen das Mahnmal um eine Gegenwart, in der wieder Menschen in großer Zahl sterben.
Schnell noch ein Selfie – bevor die Welt im Klima-Brand abraucht