Was macht die Kunst in Düsseldorf 2020: Pläne zwischen Ständehaus und Ehrenhof
Immerhin – Picasso kommt vor. Vom 15. Februar bis zum 14. Juni zeigt die Kunstsammlung NRW im K20 am Grabbeplatz die sehr privat geprägten Werke, die der Großmeister der Klassischen Moderne während des Zweiten Weltkriegs geschaffen hat. Im K21 wird ab Mai mit Thomas Ruff einer der Düsseldorfer Star-Fotokünstler präsentiert. Ansonsten legt Direktorin Susanne Gaensheimer keinen Wert auf allgemein bekannte Namen. Sie hat mit ihrem internationalen Netzwerk ein politisch, feministisch und kuratorisch korrektes Programm für 2020 ausgearbeitet. Ob das Publikum so was liebt, wird sich zeigen.
Mit den Besucherzahlen des ablaufenden Jahres, in dem sie Ai Weiwei in beiden Häusern präsentierte, kann die Chefin ganz zufrieden sein: 230.000 wurden im K20 gezählt, 210.000 im K21 – wobei es sich größtenteils sicher um dieselben interessierten Leute handelt. Man hat sich schon daran gewöhnt, dass Gaensheimer die heiligen Hallen der Moderne für neue Perspektiven öffnet und dabei nicht nur nach Westen schaut.
Sorgte für Publikumsandrang in beiden Häusern der Kunstsammlung: Ai Weiwei im vergangenen Mai.
Nichts als Zukunft
So präsentiert sie im nächsten Herbst die indisch-ungarische „Modernistin“ Amrita Sher-Gil (1913-1941), von deren „kosmopolitischer Identität“ man bereits 2018 im sogenannten „Museum Global“ erfuhr. 80 hierzulande gänzlich unbekannte Werke der jung verstorbenen Malerin werden dafür aus der National Gallery von Neu-Delhi ausgeliehen. Wie schon zum Museum Global soll es ab Oktober wieder einen „Open Space“ in der Grabbe-Halle geben. In dem von außen frei zugänglichen „überdachten öffentlichen Raum“ kann jedermann arbeiten, spielen, lesen und über „Nichts als Zukunft“ nachdenken.
Zuvor, von März bis August, geht es im K20 noch um eine „radikal konsequente“ Künstlerin der Nachkriegszeit, die laut Gaensheimer „nicht ausreichend gewürdigt wurde“: Charlotte Posenenske (1930-1985) beschäftigte sich als Malerin und Bildhauerin mit Strukturen des Minimalismus. Es sollen eben nicht immer die großen Männernamen der Moderne sein wie Edvard Munch (noch bis zum 1. März), Gaensheimer will auch „angrenzende Positionen“ zeigen.
Noch bis 19. Januar im K21: die Installationen mit Licht und Sound von Carsten Nicolai.
Keine netten Mädchen
Im K21, wo noch bis 19. Januar die blitzenden und klingenden Installationen von Carsten Nicolai gezeigt werden, fördert sie sogar die ganz junge Kunst. „In order of appearance“ werden, wie schon in diesem Jahr, die „Absolvent_innen“ (mit Underline) der Kunstakademie im Untergeschoss des Ständehauses vorgestellt – vom 8. Februar bis 8. März.
Schon ab 18. Januar kann man in der Bel Etage etwas über vier amerikanische Konzeptkünstlerinnen „der ersten Generation“ lernen: Eleanor Antin, Lee Lozano, Adrian Piper und Mierle Laderman Ukeles. „Hoch relevant“, versichert Gaensheimer. Denn die heute betagten Feministinnen beschäftigten sich früh mit, so wörtlich, „Institutionskritik, Rassismus, Identitäts- und Genderpolitiken, aber ebenso ökologisch aktivistischen Anliegen“. Das klingt anstrengend und trägt den Titel: „I’m not a nice girl“, ich bin kein nettes Mädchen.
Aktuelle Reflexion muss sein
Auch Thomas Ruff macht kaum noch das Erwartete, nämlich fotografieren, er benutzt seit etwa 20 Jahren vorgefundene Aufnahmen unterschiedlichster Herkunft und bearbeitet sie digital. Von Mai bis August 2020 sieht man im K21 das Ergebnis. Zeitlich etwas verschoben, von Juni bis Oktober, soll der in Hamburg und Berlin lebende Neuseeländer Simon Denny uns mit seinen „vielschichtigen, forschungsbasierten Arbeiten“ über die „Rekonfiguration von Technologie und Politik“ aufklären.
Auch die letzte Schau im Jahresprogramm für K21 beschäftigt sich mit „aktueller Reflexion“ und experimentiert mit „medialen Präsentationsformen“. Das Werk der Künstlerin, Filmemacherin und Autorin Hito Steyerl aus München gilt, versichert Susanne Gaensheimer, „zurzeit als eine der am meisten avancierten Positionen“. Bleibt zu hoffen, dass der Betrachter nicht zurückbleibt.
Der "Open Space“ für jedermann im K20 war 2018 beliebt: Das soll es im nächsten Herbst wieder geben.
Verrückt nach Angelika
Zum Glück ist im städtischen Kunstpalast am Ehrenhof alles viel einfacher und eingängiger. Dabei steht auch da im nächsten Jahr eine Frau im Mittelpunkt, allerdings eine historische Persönlichkeit: die formidable Rokoko-Malerin Angelika Kauffmann (1741-1807), die schon zu Lebzeiten einen fantastischen Ruhm erlangte und ein Kulturstar ihrer Zeit war – „Verrückt nach Angelika“ werden wir ab 30. Januar bis in den Mai sein.
Etwa zugleich (vom 5. Februar bis 1. Juni) folgt eine Würdigung des jüngst verstorbenen Mode- und Menschenfotografen Peter Lindbergh: „Untold Stories“. Und ab 19. Februar wird mit „Sichtweisen“ die neue Sammlung Fotografie präsentiert, mit Werken von Man Ray bis zu den Bechers. Und bestimmt ganz nah am Interesse des Publikums.
Online informieren
Die Kunstsammlung NRW (www.kunstsammlung.de) wird im Januar eine neue Website bekommen. Informationen über die geplanten Ausstellungen des städtischen Kunstpalasts gibt es unter www.kunstpalast.de/de/museum/ausstellung