Düsseldorf Premiere: 140 Menschen schwimmen in Schuhen und laufen in Neopren – erster SwimRun
Zwischen diesen beiden liegen 30 Jahre, wenn es um das Geburtsdatum geht. Und gerade Mal eine Minute und 27 Sekunden im Ziel. Mehr noch: Als der schließlich erstplatziere Timo Schaffeld (21) aus Oberhausen auf einer der vier Schwimmetappen die falsche Boje anvisiert, bringt ihn ausgerechnet sein schärfster Konkurrent Arnd Bader (51) durch laute Rufe zurück auf Linie. Umgekehrt weist Timo auf der Laufetappe 3 den richtigen Pfad. „Ist doch Ehrensache“, sagen die Nummer eins und die Nummer zwei des ersten Düsseldorfer SwimRuns, als sie wieder bei Puste sind und das knallenge Neopren etwas gelockert haben.
Unterbach, 8.30 Uhr, Start zum ersten SwimRun Düsseldorfs – die Badekappe hält.
SwimRun? Das ist was Skandinavisches. In Schweden beispielsweise geht’s so im Kraul-Zug und laufend über diverse Schäreninseln. An Land bleibt der Neoprenanzug an, im Wasser die Turnschuhe. Dort haben die beiden Organisatoren Florian Skiba und Sven Klußmeier ihren ersten SwimRun absolviert und das Schimmen-Rennen-Schwimmen-Rennen nach Deutschland gebracht. In diesem Jahr gab es drei derartige Wettbewerbe, Düsseldorf war für die Swimrunner das Finale.
Sechs Mal Wechsel zwischen See und Land
Am und im Unterbacher See von Düsseldorf wird an diesem Sonntag (1.10.) in vier Etappen insgesamt 1,7 Kilometer weit geschwommen. Und zwischendrin drei Mal gelaufen, aufaddiert: rund 13 Kilometer. Sechs Mal heißt es „Rinn ins Wasser – Raus aus dem Wasser“. Schaffeld braucht für das „Challenge“ genannte Wechselbad der Sportarten 1:23:31 Std. Arnd Bader aus Remscheid folgt ihm mit 1:24:58 Std.
Rot: die Schwimmstrecken, blau: die Lauf-Partien. Sechs Mal wurde gewechselt. Karte: SwimRun
„Das hier ist nicht mit einem Triathlon zu vergleichen“, analysiert die schnellste Frau des Tages, Saskia Käs (24) aus Solingen. Die Triathletin, die immer schon in den USA angetreten ist, hat den unmittelbaren Vergleich. Auf die unglaublich humorige Reporterfrage, ob denn ihr Fahrrad kaputt sei, zuckt sie mit den Schultern. „Mir gefällt hier die lockere, fröhliche Atmosphäre. Alle haben ein Lächeln im Gesicht – bei Triathlon hingegen ist alles ungeheuer erst.“ Deshalb ist Saskia bewusst am Unterbacher See gestartet – „um einen schönen Saisonabschluss zu haben“.
Im Wasser arbeiten die Arme, “Paddles” an den Händen sorgen zusätzlich für Vortrieb und Tempo.
Dass sich rund 140 SwimRunner schon morgens um 8.30 Uhr ins 17 Grad kalte Seewasser stürzen, setzt Leidensfähigkeit, Spaß am Sport und einen ganz eigenen Humor voraus, der auch in den Teamnamen der verrückten Doppel deutlich wird. Die nennen sich beispielsweise „Der Dicke und der Bochumer“ oder kommen mit der klassischen Frage „ToMi or to U?“, treten als „Irre Schnecken“ oder „Wadenkrampf“ an.
Ankunft mit weichen Knien im Ziel.
Auch sympathisch: Noch ist die sonst allmächtige Sportartikelindustrie so überhaupt nicht auf SwimRun eingestellt. Klar gibt es Neoprenanzüge für Schwimmer. Doch spätestens nach den ersten Laufmetern zwickt‘s in den Kniekehlen und scheuert es am Hals – und zwischen den Oberschenkeln bremst das aufeinander scheuernde Gummi das Fortkommen.
Scheuerstellen in den Kniekehlen
Sieger Timo Schaffeld – der zuvor auch am Baldeneysee gewonnen hat, trägt einen der ersten Anzüge mit Stretch-Einsätzen im Schritt. Und die Beine hören oberhalb der Knie auf. Für die Waden hat er ein paar selbstgeschnittene Beinlinge. Und auch die von Hause aus wasserfesten Schuhe sind speziell präpariert: „In die Sohlen habe ich ein paar Löcher hineingebohrt, damit nach einem Ausstieg aus dem See das Wasser möglichst schnell abläuft. Mit in den Schuhen stehendem Wasser läuft es sich nämlich gar nicht gut. Den sogenannten „Pool-Boy“, einen Auftriebskörper, der im Wasser zwischen die Beine geklemmt wird, hat Timo ebenfalls durchbohrt, damit er einen Gummistropp durchziehen kann. So hängt die Schwimmhilfe während des Laufens an der Oberschenkel-Seite. Voran ziehen sich die Schwimmer hauptsächlich durch Armbewegungen. Sogenannte Paddles, Plastikteller, auf den Handflächen sorgen für zusätzliches Tempo. Die Idee ist, dass im Wasser die Arme die Hauptarbeit leisten und an Land die Beine.
Swen Klußmeier (l.) und Florian Skiba sind die Organisatoren des SwimRuns.
Die Organisatoren Skiba und Klusmeier wollen nun erst einmal Pause machen; haben aber schon Idee für das kommende Jahr. „Vielleicht kommen noch zwei Austragungsorte hinzu und vielleicht bieten wir eine Gesamtwertung über alle Challenges an.“ Mal sehen. Düsseldorf sei auf jeden Fall gesetzt. Es hat den beiden Hamburgern und den 140 SwimRunner am Sonntag gefallen – am Unterbacher See.
Einzel – Herren
1. SCHAFFELD Timo, OTV Endurance Team, 1:23:31
2. BADER Arnd, TriForce Vital Remscheid, 1:24:58
3. BUFFET Kevin (BEL), Aisemont, 1:28:36
Einzel – Damen
1. KÄS Saskia, TSV Solingen, 1:37:30
2. VOOS Dunja, Solingen, 1:40:08
3. TIETZ Nathalie, Essen, 1:50:10
Alle Zeiten und die Teamwertungen unter www.raceresult.com