Düsseldorf Apollo Varieté: Reeperbahn-Show lockt mit tollen Artisten und starker Live-Musik
„Hamburch, meine Perle“ – diese Hymne haben sie beim HSV gerade abgeschafft. Bernhard Paul poliert die Perle in Düsseldorf wieder auf. Mit einem Balanceakt zwischen Klischee und Klasse. Rotzfrech und sentimental. Rock und rotierenden Menschen und Kegeln und Bechern.
Das war kein schnöder Tanz an der Stange: Helena Lehmann präsentiert eine einmalige Kombination aus Akrobatik, Tanz und Pole Dance Elementen
Das Abschreckendste an der neuen Show in Roncalli’s Apollo Varieté ist ihr Name: „Hamburg – auf der Reeperbahn nachts um halb eins!“ Das fühlt sich an wie super abgegriffenes, verblasst-rotes Plüsch. Doch – Stopp! Jetzt nicht auf dem Absatz kehrt machen, sondern das Krönchen leicht schief in die Stirn schieben, die verspiegelte Sonnenbrille aufsetzen, das Kalle-Goldkettchen um den Hals schlingen. Nach mehr als drei Stunden fühlt man sich – wie der König von St. Pauli.
Beim Trio Bokafi trug das Schleuderbrett seinen Namen zu Recht
Die Idee
Wenn Hans Albers seine Heuer vertrinkt und dabei singt – dann kreischen die Möwen und zwinkern die Mädchen in Korsage und Netzstrümpfen. So möchte man sich das Leben zwischen Seeleuten und Huren, Bars und Bordellen vorstellen. Zwar schlägt die Fantasie damit einen Doppelsalto weg von jeder Realität. Sei’s drum: Hamburg ist ein Hafen für die Sehnsucht.
Clausdius Specht bei seiner Jonglage
Die Artisten
Joao Godinho eröffnet im weißen Luftnetz die Show, hoch über den Köpfen der Gäste. Wie Olha und Denys als “Duo Attraction“, die Ungarn Gabor Boros, Geza Papp und Attila Gyarmathy als „Trio Bokafi“ auf dem Schleuderbrett und Mateusz und Oskar als Duo Limitless knippst er die Schwerkraft aus. Da muss es irgendwo hinter der Bühne einen Schalter geben. Nur die Deckenhöhe setzt ihrer Artistik eine Grenze. Mit ihrem „Vertical Dance“ beweist Helena Lehmann, was eine Artistin an der senkrecht stehenden Stahl-Stange alles leisten kann – weit oberhalb des schnöden Pole Dance. Igor Bouterine aus Russland lässt die Hula Hoop Reifen kreisen und Claudius Specht jongliert mit Keulen und Bechern in einer Art und Weise, wie man sie so perfekt noch nicht gesehen hat.
Einige Zuschauer zweifelten noch – aber er war es wirklich: Karl Dall, der sich gerne von Susi Salm anhimmeln ließ
Der Moment
– der kommt nicht wieder: Für die Düsseldorfer Premiere nach einigen Tagen Soft Opening hatte das Apollo Varieté Deutschlands hängendes Augenlid verpflichtet: Karl Dall zeigt allen, wie man eine weiße Kapitänsuniform trägt (Guckst Du, Flori Silbereisen!) und „La Paloma“ singt. Mit ihm wurde der Raum unter der Düsseldorfer Kniebrücke zur Hafenbar, in der alles passieren kann. Doch das gab‘s nur einmal, das kommt nicht wieder. Aber das ist kein Grund, geizig zu werden und sich das Eintrittsgeld zu sparen.
Susi Salm (links) begeisterte das Publikum nicht nur mit ihrer Stimme
Das Herz
Denn Sängerin und Conférencieuse Susi Salm und die Liveband Rudolf Rock & die Schocker kommen aus Hamburg (na gut: teilweise Lüneburg und Perg in Oberösterreich), sind Hamburg und schaffen es, den Mythos live auf die Bühne zu bringen; den Saal in Stimmung zu bringen. Sie sind das Herz der Show. Wenn sie dieses Niveau bis zum 20. Oktober halten – dem finalen Düsseldorfer Reeperbahn-Tag: großen Respekt! Und eine tiefe Verbeugung.
Termine und Preise
Montag und Dienstag sind spielfrei im Düsseldorfer Apollo Varieté. Mittwoch (2x monatlich) und Donnerstag: jeweils 19.30 Uhr. Freitag: 20 Uhr. Samstag: 16 und 20 Uhr. Sonntag: 14 und 18 Uhr. Die Preise beginnen bei 19 Euro für die hinterste Reihe Rang am Mittwoch, Donnerstag und Sonntag (16 Uhr) und steigern sich bis zu 32 Euro fürs Parkett. Freitag (20 Uhr), Samstag (16 und 20 Uhr) und Sonntag (20 Uhr): 22 Euro für die hinterste Reihe im Rang, 42 Euro fürs Parkett. Ticket plus Artistenteller (ein Hauptgericht): 51 bis 54 Euro (je nach Tag). Ticket plus dreigängiges Menü: 59 bis 69 Euro (je nach Tag).
La Paloma, ohe!