Digitalisierung in Düsseldorf: Von der Kunst, einen Termin im Bürgerbüro zu ergattern
Aktualisierung 24.06.2022, 12:40 Uhr: Da der Stadt jetzt offenbar auch aufgefallen ist, dass die Termine für die große Nachfrage – insbesondere nach Reisepässen – nicht ausreichen, werden während der Sommerferien vom 27. Juni bis 9. August im Straßenverkehrsamt (Höherweg 101) von montags bis freitags jeweils von 7:30 bis 13 Uhr zusätzliche Schalter eingerichtet, an denen ohne vorherige Terminvereinbarung Reisepässe beantragt werden können.
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Morgens um 6:30 Uhr in Düsseldorf: die Jagd nach Terminen für Serviceleistungen der Stadtverwaltung geht in die nächste Runde. Zum Teil seit Wochen stellen sich Düsseldorfer*innen den Wecker, weil sie sich ummelden müssen, der Reisepass abgelaufen ist oder man eine amtliche Beglaubigung von Papieren braucht. Die digitale Stadt Düsseldorf hat das Nummernziehen in den Bürgerbüros abgeschafft. Termine gibt es nur noch online oder – wie einige hoffen – telefonisch. Doch die Computerstimme am Telefon vergibt die Termine nur aus dem Online-Tool. Oder auch nicht. Denn Termine sind kaum zu bekommen.
Der frühe Vogel fängt auch keinen Termin
Jeden Morgen werden neue Termine frei geschaltet, um 6:30 Uhr – heißt es auf der städtischen Seite. Doch die sind binnen Sekunden vergeben. Den nächsten Schwung an Terminen soll es zwischen 7 Uhr und 7:30 Uhr geben – diese zu erwischen ist wie ein Sechser im Lotto. Zwar werden im Laufe des Tages einzelne Termine nachgepflegt, doch auch wenn sie in der Anzeige erscheinen, wird die Buchung häufig mit dem Hinweis „nicht möglich“ abgebrochen. Hoffnung keimt auf, wenn dann ein Termin buchbar ist – meist sehr kurzfristig. Doch innerhalb von 30 Minuten beispielsweise aus dem Düsseldorfer Süden das Bürgerbüro in Kaiserswerth erreichen? Das ist nicht zu schaffen.
Immerhin seien die Bürgerbüros Oberkassel und Bachstrasse bereits mit einem neuen Buchungssystem ausgestattet, informiert die Stadt. Doch auch dort sind offenbar keine Termine frei.
Wer fit ist und einen Computer hat, nimmt die Herausforderung an und versucht es tagsüber mehrfach auf der Terminvergabeseite. Immer wieder tauchen einzelne neue Termine auf, doch beim Versuch diese zu buchen erneute Ernüchterung: „Leider sind zu Zeit keine freien Termine verfügbar“.
Was kann man tun?
Einige Bürger*innen beschwerten sich per Mail – mit Erfolg. Wochen später erhielten sie eine Antwort – mit Termin. Andere resignieren und sind mit abgelaufenem Personalausweis unterwegs. Doch was machen die Bürger*innen, die dringend auf einen Termin angewiesen sind? Der persönliche Gang zum Bürgerbüro ist keine Lösung. Der Security-Mitarbeiter vor der Tür lässt niemanden ohne Buchungsnummer hinein. Tatsächlich scheint die größte Chance zu bestehen, wenn man morgen gegen 7:30 Uhr online immer mal wieder versucht. Dann werden die freien Termine für den aktuellen Tag eingestellt – zum Teil auch für nachmittags oder frühen Abend.
Tipp: Wenn man einen Termin hat, sollte man zur Sicherheit Bargeld mitnehmen. Denn die Stadt weist zwar darauf hin, dass möglichst mit Karte bezahlt werden soll, aber es kann auch passieren, dass ohne Ankündigung an der Tür des Bürgerbüros ein Zettel hängt “heute nur Barzahlung möglich”.
11.000 Termine pro Woche
Auf Anfrage teilt die Stadt mit, dass es derzeit eine überdurchschnittliche hohe Nachfrage an Terminen bei Reisepässen und der melderechtlichen Erfassung von inzwischen rund 4.000 Geflüchteten aus der Ukraine gebe. Man habe mit zusätzlichem Personal und Überstunden darauf reagiert und damit kurzfristig die Terminverfügbarkeit erhöht. Insgesamt bieten die Bürgerbüros 11.000 Termine pro Woche an, betont die Stadt. „Mit der Umstellung auf das neue Terminvergabesystem sollen sich weitere Verbesserungen ergeben. Nach dem Start in den Bürgerbüros Bilk und Oberkassel sollen bis zum Jahresende alle elf Standorte umgestellt sein“, heißt es.
Das tröstet die Düsseldorfer*innen nicht, die jetzt einen Termin brauchen. Also für den nächsten Morgen wieder den Wecker stellen!