Düsseldorf: Bahnhofsmission feiert einen musikalischen 120. Geburtstag
Dass eine Dixieland-Band im Hauptbahnhof Düsseldorf spielt, mag es bereits gegeben haben. Premiere dürfte aber die Dixieland-Begleitung des Liedes „Großer Gott, wir loben Dich“ gewesen sein, die am Samstagmittag zu hören war. Sie gehörte zum Gottesdienst, der in der Haupthalle des Düsseldorfer Hauptbahnhofs anlässlich des 120. Geburtstags der Bahnhofsmission abgehalten wurde.
Die Bahnhofsmission ist ökumenisch geprägt, so hielten Michael Schmidt (Vorstandsvorsitzender und Pfarrer der Düsseldorfer Diakonie) und Bruder Johannes von den Franziskanern die Andacht. Immer wieder blieben Reisende interessiert stehen, hörte eine Weile zu und eilten dann weiter. Barbara Kempnich, eine der Leiterinnen der Bahnhofsmission, kennt dies bereits von den Gottesdiensten, die vor Corona immer am Mittag des Heiligabend gehalten wurden. Aber das sei nicht schlimm, ein kurzes Innehalten würde bei vielen Menschen schon etwas bewegen und die Botschaft der Bahnhofsmission „Hilfe für alle“ käme an.
Ziel ist es, allen auf Augenhöhe zu begegnen und von Mensch zu Mensch mit ihnen umzugehen. Besonders während der Corona-Pandemie hat das Team gespürt, wie wichtig den Besucher*innen der Kontakt war. Die Menschen finden bei der Bahnhofsmission ein offenes Ohr, können Hilfe bekommen und damit soll auch geholfen werden der Isolation und Einsamkeit etwas zu entfliehen.
Den 120. Geburtstag feiert die Bahnhofsmission Düsseldorf nicht mit Pomp und Torte, sondern mit dem Gottesdienst und es gibt Geschenke für Bedürftige. 120 Tüten mit Lebensmitteln werden gepackt, die in der Bahnhofsmission ausgegeben werden.
Zu finden ist die Bahnhofsmission zwischen den Gleisen 12 und 13 am Düsseldorfer Hauptbahnhof. Das Team ist aber auch oft im Bahnhof und auf den Plätzen drumherum unterwegs.
120 Jahre Bahnhofsmission
Entstanden ist die Bahnhofsmission in Düsseldorf als vor 120 Jahren mit der Industrialisierung immer mehr Menschen in die Stadt strömten. Von 1850 bis 1900 entwickelte sich die ehemalige Provinzstadt zur Großstadt und die Bevölkerung verachtfachte sich. Viele junge Frauen vom Land kamen am Bahnhof Düsseldorf an und liefen Gefahr in die Fänge von Männern zu gelangen, die sie in die Prostitution zwangen. Um dem Vorzubeugen gründeten sich der „Mädchenschutzverein“ ein Vorläufer der Bahnhofsmission. Der Verein kümmerte sich um die jungen Frauen, vermittelte ihnen Arbeit und achtete darauf, dass sie auf dem rechten Pfad blieben.
Nachdem die Bahnhofsmission im Dritten Reich vorübergehend ihre Arbeit einstellen musste, waren ihre Dienste nach dem Krieg wieder sehr gefragt. Die Mitarbeitenden kümmerten sich um viele Flüchtlinge und heimkehrenden Soldaten, für die die Bahnhöfe zentrale Anlaufstellen waren. Diese Arbeit hat sich weiterentwickelt und bis heute nehmen die Hilfen bei Armut und Wohnungslosigkeit einen immer größeren Raum ein.