Düsseldorf: Kita-Kinder tauchen in die Theaterwelt ein
Ob es sinnvoll ist, bereits mit Zweijährigen ins Theater zu gehen? Aber selbstverständlich, glaubt der Leiter des Jungen Schauspiels, Stefan Fischer-Fels. Denn Kinder haben noch keine Konventionen im Kopf und lassen sich vollkommen auf das ein, was auf der Bühne geboten wird. Dass dies gut für die Entwicklung der Kinder ist, findet auch Diakonie-Chef Thorsten Nolting. Deshalb genossen in der vergangenen Woche mehr als 1000 Kita-Kinder der Diakonie ein besonderes Erlebnis. Sie besuchten die Vorstellung „Was die Sonne nachts macht“ im Jungen Schauspiel an der Münsterstraße.
(v.l.) Thorsten Nolting, Cornelia Großer (Diakonie-Fachberaterin der Kitas) und Stefan Fischer-Fels
Eigenes Theaterstück für die Kleinsten
Selin Dörtkardes, Noëmi Krausz und Peter Florian Berndt sind die Akteure in dem neusten Stück des Jungen Schauspiels, das am 29. Februar Premiere hatte. An manchen Tagen spielen die Drei das 45-Minuten-Stück gleich zwei Mal hintereinander, doch keine Vorstellung ist wie die andere. Das Besondere sind die Zuschauer: Kita-Kinder zwischen zwei und fünf Jahren. Und die sind echte Fachleute, wenn es darum geht, Stimmungen, Szenen, Geräusche und Effekte auf der Bühne zu erfassen und darauf zu reagieren. „Was die Sonne nachts macht“ ist das vierte Stück speziell für die jüngsten DüsseldorferInnen. Es wurde eigens von Paul Jumin Hoffmann und Anke Retzlaff geschrieben, denn Stücke für Publikum diesen Alters gibt es nicht von der Stange.
Licht verschiedenster Formen gehört zum Stück, Foto: David Baltzer
Die kleinen und großen Zuschauer werden auf eine fantastische Reise eingeladen, bei der es um viele Fragen geht: „Ist die Nacht wirklich so dunkel, wie es scheint? Ist es nachts leiser als am Tag? Vermisst der Mond die Sonne? Wie klingt Licht? Welche Melodien hat die Nacht?“ Bevor das Stück fertig war, haben die Macher gemeinsam mit Kita-Kindern und ErzieherInnen daran gearbeitet, es getestet und Reaktionen eingesammelt. Denn ist der Nacht ist es dunkel und allein die Frage, wie viel Dunkelheit die jungen Zuschauer noch gut finden, war ein wichtiges Ergebnis. Bei jeder Vorstellung kommt es zu unerwarteten Reaktionen. Da ruft ein Kind plötzlich „Was machen sie da?“ oder eine anderes „Meinen sie das ernst?“ – Situationen, die auch die Schauspieler vor immer neue Herausforderungen stellen. Aber dafür lieben sie dieses Format, das Stefan Fischer-Fels als „Synapsenexplosionsmaschine“ bezeichnet.
Kita-Schauspiel-Woche der Diakonie
Dass die Vorführungen für die Kinder ein besonderes Erlebnis sind, das weit über den eigentlichen Besuch hinaus strahlt, weiß auch Thorsten Nolting. Genau deshalb gibt es die neue Kooperation der Diakonie mit dem Jungen Schauspiel. Zum ersten Mal besuchten über 1.000 Kinder aus Diakonie-Kitas vom 2. bis zum 6. März die Vorstellungen des neuen Stücks „Was die Sonne nachts macht“. „Wir möchten eine frühe Begegnung mit der zauberhaften und erkenntnisreichen Welt des Theaters ermöglichen. Die Diakonie-Woche wird sicher viele, die sich gar nichts unter Theater vorstellen können, noch nie oder schon lange nicht da waren, Kinder und Familien für die tolle Arbeit des Jungen Schauspiels begeistern, weil dort Pädagogik und Kunst in bester Weise zusammenspielen“, betont Thorsten Nolting die Bedeutsamkeit von Theater für die ganze Familie. Die Kinder werden fasziniert und verstehen etwas, vielleicht nicht alle das Gleiche, aber auch später in den Kitas ist das Erlebte noch lange ein Thema, erklärt er die Initiative der Diakonie. Seinen Höhepunkt, bei dem dann die ganzen Familien mit eingeladen sind, findet das Projekt am 15. März beim Familienfest im Jungen Schauspiel an der Münsterstraße.
Licht und Dunkel – Faszination für die Akteure und die Zuschauer, Foto: David Baltzer
Der Leiter des Jungen Schauspiels, Stefan Fischer-Fels, ist ebenfalls von der Kooperation überzeugt: „Durch die Diakonie kommen Hunderte Kinder im Kindergartenalter in den Erstkontakt mit großer Kunst für kleine Leute. Stücke für die Allerkleinsten basieren auf einer eigens für sie entwickelten Theatersprache. Hier geht es nicht so sehr um die erzählte Geschichte, sondern um alles, was das Theater ausmacht: Licht, Kostüme, Bühnenelemente, Musik, Poesie, zarte Bilder – und echte Menschendarsteller. Für Erwachsene ist es doppelt spannend: Sie sehen tolles Theater – und vollkommen unvorhersehbare Reaktionen ihrer Kinder. Ein tolles gemeinsames Abenteuer!“.
Lust aufs Theater?
Das Junge Schauspiel zeigt „Was die Sonne nachts macht“ noch bis 18. Juni an der Münsterstraße 446. Informationen zu Tickets und Terminen gibt es hier.