Düsseldorf vergibt den Literaturpreis an die Autorin Emine Sevgi Özdamar
„Wenn man von seinem eigenen Land einmal weggegangen ist, dann kommt man in keinem neuen Land mehr an.“ Emine Sevgi Özdamar schreibt solche Sätze. Die Worte werden als Leitmotiv variiert – in dem fast 800 Seiten starken Roman „Ein von Schatten begrenzter Raum“. Nach der Schauspielschule in der Türkei, Bühnen-, Film- und Bucherfolgen in Deutschland und Frankreich kommt nun Düsseldorf ins Spiel. Hier bekam die außergewöhnliche, zurzeit in Berlin lebende Autorin Emine Sevgi Özdamar am Montagabend (29.5.) den mit 20.000 Euro dotierten Düsseldorfer Literaturpreis.
Neunmalkluge Katze und Hellseher-Katzen
Was da zwischen den Buchdeckeln steht, ist mehr wohlfeile Saisonware. Neben dramatischen Verwicklungen setzt Autorin Özdamar komische Akzente. Neunmalkluge Krähen treiben bei ihr ebenso ihr Unwesen wie hellseherische Katzen. Die Schauplätze Paris, Berlin, Istanbul und eine türkische Insel werden zu großflächigen Metaphern für das Leben an sich“, begründet die Jury ihre Wahl.
Innenwelten aufgefächert
„Mit großer poetischer Kraft erforscht Emine Sevgi Özdamar in ihrem Roman Ein von Schatten begrenzter Raum die Bedingungen des Exils. Was heißt es, als junge Schauspielerin sein Land zu verlieren, keine Sprache mehr zu haben, sich in der Fremde zurecht finden zu müssen, immer wieder gequält von den Schmerzen um den Verlust der Herkunft, der Freunde, der Familie? Özdamar fächert die Innenwelten ihrer Ich-Erzählerin auf, schildert die Eroberung eines neuen ästhetischen Raums und stellt ihren Sinn fürs Groteske unter Beweis.
Feierstunde
Und jetzt: Rund 150 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Medien, Kunst und Kultur im Forum der Stadtsparkasse Düsseldorf. Die Laudatio hielt die Literaturkritikerin Maike Albath. Emine Özdamar las aus ihrem Roman „Ein von Schatten begrenzter Raum“ vor, der 2021 im Suhrkamp Verlag erschien. Den musikalischen Rahmen gestalteten You Na Choi (Flöte) und Sooyeon Lee (Gitarre), Studierende der Robert Schumann Hochschule.
Bezug auf andere Künste
Der Düsseldorfer Literaturpreis zeichnet Autorinnen und Autoren aus, deren deutschsprachiges literarisches Werk inhaltlich oder formal Bezug auf andere Künste nimmt. Bisher wurden zwanzig Preisträger*Innen damit ausgezeichnet. Zum Beispiel: Patrick Roth, Christoph Peters, Thomas Kling, Katharina Hacker, Ulrich Peltzer, Ursula Krechel, Michael Köhlmeier, Marcel Beyer, Marion Poschmann oder zuletzt Norbert Gstrein.