Düsseldorf: Henkel will mehr als 2000 Arbeitsplätze streichen – Kritik von Gewerkschaft und Aktionärsvertretern
Die Henkel-Belegschaft zahlt die Rechnung für die Fehler des Managements: In einem ersten Schritt sollen durch die Zusammenlegung der bislang separaten Unternehmensbereiche Waschmittel und Kosmetik mindestens 2000 Arbeitsplätze entfallen. Das ist jeder zehnte Henkel-Job in diesen Bereichen. Der Vorstand hofft auf rund 500 Millionen Euro Einsparungen. Das Traditionsunternehmen behält sich darüber hinaus weitere Job-Streichungen in Produktion und Logistik vor, denn hohe Rohstoff-Preise, der Ukraine-Krieg, mit der dadurch ausgelösten Aufgabe des Russlands-Geschäfts, und die politische Lage in Belarus, ließen die Umsätze sinken. Dies wurde am Donnerstag (5.5.) bekannt.
Nimbus verloren
Der Nimbus von Henkel als sicherer Arbeitsgeber ist verloren. Auch wenn die Verschuldung im Moment bei nahezu null steht und die Kapital-Geber bei Henkel eine Rendite von elf Prozent (2021) erwarten können. Rein an Zahlen orientierte Firmenbeobachter, wie die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, kritisierten die Schritte als „Defensivmaßnahme“. Höhere Umsätze seien dadurch nicht zu erwarten. Zuvor müsse Henkel Marktanteile gewinnen.
Kritik der IG BCE
Die traditionell sehr gefügige Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) kündigt an, das Streichungsprogramm in den kommenden Wochen und Monaten kritisch hinterfragen zu wollen. Die Gesamtbetriebsratschefin Birgit Helten-Kindlein wird in der Süddeutschen Zeitung mit dem Hinweis zitiert, das Unternehmen sei noch viele Details dazu schuldig, „wo und mit welcher Begründung so viele Arbeitsplätze wegfallen sollen“.
Steigende Rohstoffpreise
Der seit 2020 um Kontrolle bemühte Vorstandsvorsitzende Carsten Knobel kämpft gegen mehrere Herausforderungen zugleich. Stark steigende Rohstoffpreise und Energiekosten können überwiegend im Industrie- und Klebstoffgeschäft an die Kunden weitergegeben werden. Im Konsumentenbereich gelingt das allenfalls bei starken Marken des Wasch- und Reinigungsmittelsektors. Im Kosmetikbereich hat Henkel zu vorsichtig gehandelt und mehrfach die Chance verpasst, etwa durch den Erwerb von Wella die notwendige Größe am Markt zu erreichen.
Kosmetik zu klein
Als Konsequenz aus Kostendruck und fehlender Größe im Kosmetikbereich will Henkel nun seine Konsumenten-Marken in einem gemeinsamen Unternehmen bündeln – das dann etwa so stark wäre wie der Industrie-Klebstoffbereich. Die 2000 abzubauenden Stellen wären überwiegend im Managementbereich, sagte Henkel-Chef Knobel. Man werde alles tun, um betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden.
Russland-Geschäft aufgegeben
Der Umbau des Konzerns aus Düsseldorf Holthausen wäre bereits in guten Zeiten eine Mammutaufgabe. Als Folge des Ukraine-Kriegs und nach massivem Druck hat sich Vorstand jedoch entschlossen, das Russlandgeschäft von Henkel komplett aufzugeben. Es brachte eine Milliarde Euro Umsatz – etwa fünf Prozent des gesamten Konzernumsatzes. In elf russischen Werken beschäftigt Henkel 2500 Mitarbeiter. Weil sich in Kriegszeiten kaum angemessene Preise für dieses Investment erzielen lassen, steht Henkel vor einer umfangreichen Wertberichtigung in den Bilanzen. Die Größenordnung der Auswirkungen sei noch nicht bekannt, heißt es aus dem Vorstand. Der Kurs der Henkel-Aktie verlor allein am Donnerstag knapp zwei Prozent.