Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf: Die große Bedeutung der Frauen – "mutig – weiblich – unvergessen"
"mutig – weiblich – unvergessen. Düsseldorfer Frauen in der Geschichte" heißt die neue Sonderausstellung, die ab Dienstag (5.2.) in der Mahn- und Gedenkstätte zu sehen ist. Darin werden sechzehn Frauen geehrt, von denen die meisten Namensgeberinnen für Düsseldorfer Straßen sind. Sie stehen für die vielen Frauen, die in der NS-Zeit eine große Rolle spielten. Denn wenn es darum ging, jemanden zu verstecken, Lebensmittel zu besorgen oder Denunziationen vorzubeugen, waren es oft die Frauen, die mutig agierten.
Hildegard Jakobs und Astrid Hirsch bei der Vorstellung der Sonderausstellung
885 Düsseldorf Straßen sind nach Persönlichkeiten benannt. Nur 70 tragen Frauennamen. Ausgehend vom Stadtplan „Frauenwege in Düsseldorf mit historischem Blick“ entwickelte Hildegard Jakobs, die stellvertretende Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte, und die Kuratorin Astrid Hirsch die Idee, diesen Frauen eine Ausstellung zu widmen. Denn eigentlich waren es fast immer die Frauen, die in der NS-Zeit Menschen versteckt haben. Sie verstanden sich darauf Verstecke zu finden, notwendige Lebensmittel zu organisieren und ganz wichtig, auch den Kindern spielerisch beizubringen, sich nicht zu verplappern. Denn Denunzianten gab es überall.
Peter Neyses vor der Tafel seiner Mutter
Seine persönlichen Erinnerungen daran erzählte am Freitag (2.1.) in den Räumen der Mahn- und Gedenkstätte Peter Neyses. Seine Mutter Hilde Neyses gehört zu den Frauen, die in der Ausstellung geehrt werden. Er lebte damals mit seinen Eltern und einer kleineren Schwester in Oberkassel am Kaiser-Friedrich-Ring. Fünf Jahre war er alt, als die jüdische Bekannte der Familie, Erna Etscheid, im September 1944 bei ihnen an der Tür klingelte. Sie hatte gerade den Deportationsbescheid erhalten. Die Neyses gewährten ihr Zuflucht. Die Kinder mussten immer mit Tante Erna verstecken spielen, sobald es an der Tür klingelte, daran kann sich Peter Neyses gut erinnern. Erna Etscheid hat den Krieg überlebt.
Die Nachforschungen zur Ausstellung waren schwierig, denn über das erfolgreiche Verstecken von Juden gab es keine Aufzeichnungen – das wäre zu gefährlich gewesen
Marie Juchacz ist eine andere Frau, die in der Ausstellung vorgestellt wird. Sie ist aktuell im Rahmen von "100 Jahre Frauenwahlrecht" in aller Munde: Schon früh war sie für die SPD aktiv und hielt am 19. Februar 1919 als erste Frau überhaupt eine Rede im Reichstag. Sie starb 1956 in Düsseldorf und seit 1982 ist eine Straße im Stadtteil Mörsenbroich nach ihr benannt.
Ebenfalls vertreten in der Ausstellung ist die Journalistin und Verlegerin Hulda Pankok. Sie steht häufig im Schatten des Künstlers Otto Pankok. 1937 erhält sie von den Nationalsozialisten ein Berufsverbot und versteckt im eigenen Exil, gemeinsam mit ihrem Mann, das befreundete Ehepaar Barz. Hierfür wird sie 2013 von der Gedenkstätte Yad Vashem als "Gerechte unter den Völkern" geehrt.
Neben diesen vier Frauen werden Luise Rainer, Louise Dumont, Lotte Wicke, Lore Agnes, Geschwister Aufricht, Ella Bial, Erna Eckstein, Tilde Klose, Rose Ausländer, Johanna Ey sowie Cilly Helten, Hedwig Jung-Danielewicz und Selma Meyer vorgestellt.
"mutig – weiblich – unvergessen. Düsseldorfer Frauen in der Geschichte"
Am Montag, 4. Februar, wird die Ausstellung um 19 Uhr in der Mahn- und Gedenkstätte, Mühlenstraßen 29, eröffnet. Ab Dienstag, 5. Februar, bis zum Sonntag, 24. März, ist die Sonderausstellung zu sehen. Am Dienstag, 12. März, gibt es eine öffentliche und kostenfreie Kuratorinnenführung um 19 Uhr. Individuelle Führungen durch die Sonderausstellung können telefonisch unter der Rufnummer 0211-8996205 gebucht werden. Der Eintritt ist frei.
Die Öffnungszeiten der Mahn- und Gedenkstätte sind dienstags bis freitags und sonntags von 11 bis 17 Uhr, samstags von 13 bis 17 Uhr, montags geschlossen.