Düsseldorf: Finale beim Feldversuch „Automatisiertes Fahren“ – wenn Autos mit Ampeln und Schildern kommunizieren
Zwischen Düsseldorf Friedrichstadt und dem Autobahnkreuz von A57 und A44 bei Meerbusch konnten aufmerksame Fahrer in den zurückliegenden vier Jahren einen gehörigen Schrecken bekommen. Denn manchmal legte der Fahrer des Wagens auf der Nebenspur ganz einfach die Hände in den Schoß. Dennoch blieb das Fahrzeug in der Spur. Das hat Ende März ein Ende. Das Forschungsprojekt „Automatisiertes Fahren im digitalen Testfeld Düsseldorf KoMoDnext“ rollt aus.
Forschungsgelder im Fluss
Von vielen Verkehrsteilnehmern im Düsseldorfer Dauerstau unbemerkt, floss reichlich Steuergeld über Düsseldorfs Straßen. Allein seit dem 1. Januar 2020 wurden rund zehn Millionen Euro ausgegeben, rund sieben Millionen davon stammten vom Bundesverkehrsministerium aus Berlin. 18 Partner probierten im wahren Düsseldorfer Leben mit der Hilfe von Radar und Sensor- und Computertechnik aus, wie fließender Verkehr geht. Die Umweltbelastungen würden dadurch sinken, Busse, Bahnen und Radler könnten ebenfalls eine grüne Welle bekommen und – gewissermaßen ein Randprodukt: Sobald sich ein Polizeiwagen unter Blaulicht nähert, würden alle anderen Verkehrsteilnehmer durch rote Ampeln gestoppt.
Technik trifft reales Leben
Was sich da so flüssig liest, muss jedoch jederzeit und zu 100 Prozent funktionieren, um kein Straßenchaos zu produzieren. Die Gretchenfrage: „Welche Technik und wie viele Daten braucht ein Fahrzeug, um automatisiert und sicher im realen Verkehr zu fahren?“ Die Erkenntnisse dazu tragen die beteiligten Ingenieur*Innen nun auf ihren Festplatten nach Hause.
Oberbürgermeister ist stolz
Die Politiker schöpften den Ruhm ab. „Es war uns sehr wichtig als Stadt mit starken Partnern aus der Telekommunikation, der Automobilindustrie und ihren Zulieferern, der Verkehrstechnik sowie der Wissenschaft an modernen Lösungen für das Verkehrsmanagement der Zukunft zusammenzuarbeiten. Vernetztes und automatisiertes Fahren kann gerade in Großstädten wie Düsseldorf dazu beitragen, den Verkehrsfluss zu verbessern, Emissionen zu senken und die Verkehrssicherheit zu erhöhen“, betonte Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller.
Die NRW-Minister*Innen auch
NRW-Verkehrsministerin Ina Brandes, CDU, sagte: „Das Forschungsprojekt hat auf beeindruckende Weise deutlich gemacht, wie dank Digitalisierung und Vernetzung Fahrzeuge, Straßen und Ampeln miteinander sprechen können, um den Straßenverkehr insgesamt sicherer und effizienter zu machen.“ Und ihr Kabinetts- und Parteikollege, Innenminister Herbert Reul, CDU, sprach: „Unser Ziel bleibt es, die Polizei von Anfang an beim automatisierten und vernetzten Fahren mitzudenken. Wir haben viel Herzblut investiert und zeigen heute, was morgen Wirklichkeit sein könnte: die grüne Welle auf Knopfdruck für Einsatzfahrzeuge.“
Sensoren und Computer
Entlang den Teststrecken waren Funkmodule gewissermaßen Austauschstationen für den notwendigen Datenverkehr. Ampeln, Schilder und Autos tauschten Daten aus; und bekamen von externen Sensoren alle Parameter in Echtzeit – bis hin zu Witterung und Windstärke. An der Kreuzung Herzog-/Elisabethstraße überwachte ein Radardetektor alle Bewegungen so, dass mitten im dort standardmäßig vorhandenen Gewühl ein automatisiertes Linksabbiegen möglich wurde.
Rundkurs bis zum Grabbeplatz
Ein weiterer Rundkurs in der Düsseldorfer Innenstadt zwischen Grabbeplatz und Benrather Straße zeigte, dass automatisiertes Fahren durch die Kommunikation mit den Ampeln dort gut möglich ist, wo es keine komplizierten Punkte gibt. So haben Linksabbieger auf diesem Rundkurs keinen Gegenverkehr.
App “Traffic-Pilot” für Radverkehr weiterentwickeln
Bereits im ersten Projekt KoMoD wurde die App “Traffic Pilot” entwickelt. Sie wird von rund 70 Prozent der rund 650 Ampeln in der Landeshauptstadt unterstützt. Autofahrern und Radfahrern kann so angezeigt werden, wie sie möglichst per “Grüner Welle” durch die Stadt fahren. Im Rahmen von KoMoDnext wurde an einer weiteren Funktion für die App gearbeitet. “Ein Ziel besteht unter anderem darin, Radfahrende bei einer Zufahrt auf die Lichtsignalanlagen direkt anzumelden. Durch die frühzeitige Anmeldung kann die Kreuzung dann ohne Halt passiert werden”, erläuterte Mobilitätsdezernent Jochen Kral. Dies könnte nun an ausgewählten Kreuzungen getestet werden.