Keine Angst vor dem Schönen: Galerie Benden neu in Düsseldorf-Oberkassel
Der hübsche Laden an der Cheruskerstraße 56 in Oberkassel stand schon lange leer, nachdem Mae Würth mit ihrer exklusiven Second-Hand-Boutique an die Arnulfstraße gezogen war. Die Lockdowns und die Depression der Pandemie dämpften die Lust am Geschäftsleben. Nicht für die Mutigen. „Das ist die Chance“, beschloss der renommierte Kölner Galerist Klaus Benden, wurde mit dem Vermieter einig und hat jetzt trotz Krieg und Corona seine Düsseldorfer Filiale eröffnet.
Benden macht keine Experimente. Er verkauft Pop-Art der schicken und abgesegneten Art: Andy Warhol, Tom Wesselmann, Roy Lichtenstein, Robert Rauschenberg. Aber in seiner ersten Düsseldorf Ausstellung präsentiert der erfahrene Galerist keinen Star aus dem Olymp der amerikanischen Moderne, sondern einen sehr lebendigen und aktiven deutschen Künstler, der ihm seit 25 Jahren verbunden ist: Willi Siber. Der Oberschwabe schafft abstrakte Objekte von berückender Schönheit.
Lust an der Oberfläche
Siber steht mit beiden Beinen fest auf oberschwäbischem Boden. Er wurde 1949 als Sohn eines Schreinermeisters in dem Dorf Dietenwengen bei Eberhardzell geboren – und genau dort, in seinem umgebauten Elternhaus mit großem Grundstück, ist bis heute sein Haupt-Domizil, neben einem Atelier in Reutlingen und einem Werkplatz im Tessin. In seiner Jugend hatte er das Andere gesucht, löste sich vom Praktischen, suchte die Kunst in der großen Stadt. Als Meisterschüler des Bildhauers Herbert Baumann schloss er 1976 das Studium an der Akademie Stuttgart ab. Und ging in den 1990er-Jahren zurück in die Heimat, um sich dort in freier Luft zu entwickeln.
Wie einst sein Vater arbeitete Siber mit Holz und Säge, Bohrer, Hobel. Er wurde bekannt mit fragilen Gitterobjekten aus Splittern: Formen gegen die Brüchigkeit der Dinge. Im Laufe der Zeit jedoch entdeckte er seine Freude an der Gestaltung einer perfekten Oberfläche. Er begann, hoch glänzende Lacke zu benutzen, verfeinerte seine Technik immer mehr. Seine neueren Wand- und Bodenskulpturen veredeln jede Umgebung mit ihrer Ästhetik.
Das Werk ist variabel
Leuchtende Ziegelformen und Schalen auf Sockeln von Birkenholz können nach Wunsch, Geldbeutel und Raumgröße zusammengestellt werden. Man möchte sie gleich mitnehmen. Größere Anschaffungen sind schimmernde Tafelobjekte mit Einbuchtungen oder Noppen, faszinierend wie gefrorene Bergseen in der Sonne. Es gibt auch einzelne Skulpturen aus Stahlbändern oder Rohren, die Siber wie „Powerpakete“ zusammenfügt und mit Chromlack verwandelt hat.
An einer Seitenwand verschwimmt der Blick. Siber hat zwei Reliefs mit glatten Einbuchtungen erst weiß lackiert und dann so fein geschliffen, dass eine Kunst-Haut entstand, die das Auge wahrnimmt wie eine nebelige Mondlandschaft. Erlösung von den Zumutungen der Realität.
Eine neue Galerie
Die Galerie Benden & Ackermann ist an der Cheruskerstr. 56 in Düsseldorf-Oberkassel eröffnet worden. Sie zeigt bis zum 2. April die Wand- und Bodenobjekte von Willi Siber: „Form – Farbe – Raum“. Geöffnet Mi.-Fr. 11 bis 19 Uhr, Sa. 11 bis 16 Uhr und nach Vereinbarung. www.galerie-benden-ackermann.de