Düsseldorf: 1600 Menschen gegen Corona-Schwurbler auf der Straße
Ein breites Bündnis aus Parteien, Gewerkschaften, Kirchen, dem Bündnis „Düsseldorf stellt sich quer“, Antifa und kapitalismus-kritischen Gruppen hat am Samstag (5.2.) den größten Anti-Schwurbler-Protest der vergangenen zwei Jahre in Düsseldorf auf die Beine gestellt: Rund 1600 Menschen machten mit einem eigenen Demo-Zug den Neonazis, AfDlern, Reaktionären, Impfgegnern und Corona-Maßnahmen-Skeptikern deutlich, dass ihre Lügen und Umsturz-Phantasien in Düsseldorf unerwünscht sind. Und dass sie sich besser impfen lassen sollten, als Verschwörungserzählungen durch die Straßen zu brüllen.
Gegenprotest angemeldet
Nachdem die seit Monaten in der Kritik stehende Düsseldorfer Polizei am vergangenen Samstag Anzeigen gegen protestierende Anwohner geschrieben hatte, übernahm der grüne Landtagsabgeordnete aus Düsseldorf, Stefan Engstfeld. Er sorgte dafür, dass sich diese Polizei-Aktion nicht wiederholte und hatte an zahlreichen Orten der Stadt Mahnwachen angemeldet.
Startpunkt: Corneliusplatz
Auf dem Corneliusplatz versammelte sich der Gegenprotest. Fünf Düsseldorfer Parteien machten mit: Die SPD, CDU, FDP, Grüne und Die Linke. Hinzu kamen Kirchenvertreter. Pater Wolfgang von der Altstadt-Armenküche kam, ebenso wie Stadtsuperintendent Heinrich Fucks. Dieser machte in seinem Redebeitrag deutlich, dass man auf die Wissenschaft hören müsse, anstatt Lügen und Mythen zu verbreiten. „Auch mir gefallen die Corona-Maßnahmen nicht, aber ich folge ihnen, um meine Mitmenschen zu schützen.“ Kritisch setzte sich Fucks als Vertreter des Düsseldorfer Appells damit auseinander, dass Rechtsextreme die Ängste der Menschen als Deckung für ihre eigene Sache nutzen.
Kritik an der Impfpflicht
Während seit einigen Samstagen im Corona-Protest von Menschen in Pflege-Schutzkitteln mitlaufen, sprach als nächster der Personalratsvorsitzende der Universitätskliniken Düsseldorf, Martin Koerbel-Landwehr. Er berichtete vom Druck und der Personalknappheit, unter dem in den Uni-Kliniken Düsseldorf gearbeitet werden müsse. Ja, mit den Mitteln des Landes und des Bundes sei eine Intensivstation für Menschen mit schweren Covid-19-Verläufen aufgebaut und in Betrieb genommen worden. „Doch dafür mussten zwei andere Intensivstationen geschlossen werden, weil dort Personal fehlte. Vor dem Hintergrund solcher Vorgänge hält es Koerbel-Landwehr für falsch, dem Krankenhaus und Pflegepersonal ab März eine Impfpflicht zu verordnen: „Dann werden uns nur noch mehr Kräfte verlassen.
Gegenrede aus der Praxis
Betti von DSSQ griff die vermeintlichen Pflegekräfte im Lager der Corona-Leugner an. Sie kümmert sich unter anderem um die Obdachlosen in Düsseldorf und sagt, 96 Prozent der Pflegekräfte seien längst geimpft.
FDP-Chefin Strack-Zimmer sauer über Pharma-Kritik
Die weiteren Wortbeiträge und einige Transparente stießen der Düsseldorfer FDP-Chefin und Bundestagabgeordneten Marie-Agnes Strack-Zimmer sauer auf: „Gegen die Pharmaindustrie oder gegen hohe Mieten in Düsseldorf kann man protestieren, natürlich. Nur hier ging es darum, Bürger, die sonst nicht demonstrieren, gegen Rechtsradikale auf die Straße zu bringen.“ Strack-Zimmermann befürchtet, dass Parolen gegen die Industrie und Kapitalismuskritik abschrecken könnten. Sie empfahl, dass der Düsseldorfer Appell weitere Veranstaltungen organisiert. „Die sind notwendig, denn der Einsatz gegen Neonazis ist eine ernste Sache.“
Demos voneinander trennen
Auf dem Demoweg über die Königsallee, die Hüttenstraße, Kruppstraße, Ellerstraße, Kölner Straße bis zum Oberbilker Markt bemühte sich die Polizei, Gegenprotest und Schwurbler möglichst weit auseinander zu halten. Bei der Abschlusskundgebung auf dem Oberbilker Markt gab es weitere Wortbeiträge gegen die Pharmaindustrie und zur Freigabe von Impfstoffpatenten, damit auch in armen Ländern genügend Impfstoff hergestellt werden kann. Zudem dürfe Wohnraum nicht wie eine beliebige Ware gehandelt werden. Zu diesem Zeitpunkt waren vom Parteienbündnis einzig die Linken noch anwesend.
Für kurzzeitige Aufregung sorgte ein Protest gegen den Auftritt des Rappers S Castro, dem eine Handvoll Teilnehmer Israelfeindlichkeit und Verschwörungsmythen vorwarf. Andere Teilnehmer der Demo stellten sich mit Transparenten und ausgebreiteten Jacken vor die Protestgruppe.