Düsseldorf: „Zuhören.draußen“ schenkt Menschen Zeit und ein offenes Ohr
Am Samstagnachmittag (29.1.) stand es auf dem Bahnhofsvorplatz, das Team von „Zuhören.draußen“ mit den orangen Papp-Sprechblasen, die einladen das Gespräch zu suchen. Im Dezember ist die Initiative „Zuhören.draußen“ mit dem Ziel gestartet Menschen zusammenzubringen, denen, die reden wollen und die, die zuhören. Denn nicht erst seit Corona tut es gut, jemanden zu haben, der einem ein offenen Ohr schenkt. Der oder die zuhört – egal ob man sein Herz ausschütten oder einfach nur Erlebnisse mit jemandem teilen möchte. Einsamkeit empfinden viele Menschen in der Großstadt.
Einige Passanten eilen am Hauptbahnhof ohne einen Blick vorbei, andere schauen skeptisch, einige wenige suchen das Gespräch. Wie dieses dann ausfällt ist immer sehr unterschiedlich, berichtet Initiatorin Christine von Fragstein, die auch bei diesem Einsatz dabei ist. Sie hat die Initiative ins Leben gerufen, um durch Zuhören Brücken zu bauen und das Miteinander in der Gesellschaft zu stärken. „Wir sind an mehreren öffentlichen Orten gestartet, um Menschen zuzuhören. Was wir erlebten war berührend, bedeutsam und öffnete unseren Blick und die Herzen der Menschen, denen wir zuhörten. Wir stießen auf immense Dankbarkeit“, erklärt von Fragstein.
Am Samstagmittag war das Team der Ehrenamtler*innen – es sind immer mehrere gemeinsam unterwegs, um sich bei Bedarf gegenseitig unterstützen zu können – bereits zum zweiten Mal von der Stadtbücherei ins KAP1 eingeladen worden. Dort sind täglich 3000 Menschen aller Schichten, Generationen und Nationen, um sich Büchern zu widmen oder einfach nur Kaffee zu trinken oder Schach zu spielen. Ein idealer Ort für „Zuhören.draußen“ auch drinnen ein Gesprächsangebot zu machen.
Gehen und Reden
Für Februar sind auch wieder Spaziergänge am Rhein geplant, bei denen man mit Menschen, die einen Zuhörer suchen, am Rheinufer entlang schlendert. Treffpunkt ist der Apollo-Platz. Die genauen Termine und weitere Informationen gibt es hier.
Podcast
Neu ist ein Podcast-Format mit Sebastian Kremser, der unter dem Titel “Empathieschenker” bereits verschiedene Stücke veröffentlicht hat. Mit Christine von Fragstein gibt es nun die Folge „Ich höre dir zu!“, in der die Initiative vorgestellt wird und was sie dazu bewegte diese ins Leben zu rufen. Kremser ist Trainer für Kommunikation und lebt in Düsseldorf. Zum Podcast geht es hier.
„Zuhören macht Türen auf, öffnet Herzen und bringt uns in den Austausch“
Gestemmt wird die Initiative von Ehrenamtler*innen, die Lust am Zuhören haben. Sie erhalten vorab eine Schulung und erfahren, was von ihnen erwartet wird und wie der Ablauf ist. Erkennungszeichen für das Projekt ist das Herz, auf dem steht: “Ich höre Dir zu.” Die Zuhörer halten Abstand zueinander, um den Menschen, die sprechen möchten, eine vertrauliche, ungestörte Situation zu bieten. Gleichzeitig ist die Gruppe nah beieinander, um sich gegenseitig zu schützen. Ziel ist das Zuhören ohne Kommentar, Meinungen werden stehen gelassen, Ratschläge werden nicht erteilt, es wird nicht beraten. Dabei ist es egal, ob die Menschen positive oder negative Erlebnisse oder Geschichten erzählen. Oft sind es persönliche Themen und es geht nicht unbedingt um Politik oder Corona. Es soll keine Pop-Up-Seelsorge sein. Für den Notfall können Hinweise auf Hilfsorganisationen gegeben werden, aber dies soll nicht das Ziel sein. Das Kultusministerium NRW unterstützt das Pilotprojekt im Rahmen eines Stipendiums.
Zoom-Konferenz für Interessierte
Am Dienstag, 8. Februar 2022, von 18 bis 20 Uhr gibt es auf ZOOM ein virtuelles Treffen für alle Interessierten an „Zuhören.draußen“ mit einer Einführungen ins “Zuhören” mit Alexandra Perl und Planung mit Christine von Fragstein. Besprochen werden auch Termine, Ideen, Orte, an denen „Zuhören.draußen“ ab Februar 2022 stattfinden kann.
Anmeldung und Information hier.