Düsseldorf Flingern: Bürgerinitiative setzt sich für Erhalt des ehemaligen Güterbahnhofs ein
Der ehemalige Güterbahnhof Grafenberg an der Schlüterstraße steht leer und vergammelt immer mehr. Umgeben ist er vom „Stadt Natur Park Flingern“ und vielen modernen Hochhausbauten. Die Bürgerinitiative Flingern und die Arbeitsgruppe FlingerPfad befürchten, dass der Eigentümer des Gebäudes dieses verkauft und auf dem Grundstück ein weiteres Bürohaus entsteht. Deshalb wenden sie sich mit einem offenen Brief an die Mitglieder aller Parteien der Bezirksvertretung 2, um auf die historische Bedeutung des Gebäudes hinzuweisen und den Erhalt zu fordern.
Da die Bezirksvertretung 2 (Flingern Nord, Flingern Süd und Düsseldorf) nach dem Rücktritt von Patrick Schiffer keinen Bezirksbürgermeister hat, werden die Stellvertreteter*in Annelies Böker (CDU) und Dr. Uwe Wagner (SPD) sowie alle Bezirksvertreter*innen gebeten, sich für den Erhalt des Grafenberger Bahnhofs einzusetzen. Unklar ist den Absendern, ob der Eigentümer bereits einen Antrag auf Abriss gestellt hat.
Industriekultur erhalten
Die Initiative setzt sich dafür ein, die Geschichte des Stadtteils mit seinen historischen Gebäuden und Industrie-Standorten zu erhalten. Dafür wurde der Rundgang FlingerPfad entwickelt, der in 30 Stationen an wichtige Orte erinnert. Vier Stationen konnten bereits mit Stelen versehen werden. Im Dezember wurde unweit des Grafenberger Bahnhofs an der Schlüterstraße die Stele “Am Prellbock” enthüllt (hier geht es zum Bericht bei Ddorf-aktuell). Wer heute die modernen Bürogebäude an der Schlüterstraße sieht, kann sich kaum vorstellen, wie mit der Eisenbahntrasse der Unteren Ruhrtalbahn die Industrialisierung und damit zahlreiche Arbeitsplätze in den Stadtteil kamen. Die Trasse führte von Oberbilk kommend durch den heutigen Stadt Natur Park Flingern und weiter in Richtung Norden. Der Bahnhof Grafenberg war wichtig für die Anlieferung von Waren für die Produktion und den Abtransport der fertigen Güter. In der Hohenzollern AG an der Neumannstraße wurden bis 1929 Lokomotiven gebaut. Im Zweiten Weltkrieg war in der ehemaligen Fabrik das Außenlager Berta des KZ Buchenwald.
Etwa 130 Jahre lang sorgte der Bahnhof Grafenberg für Transportdienste, bis das Stellwerk im Jahr 2004 endgültig seinen Dienst aufgab. Eine Zeit lang wurde das Bahnhofsgebäude gastronomisch betrieben, steht jetzt aber schon länger leer.
Öffentliche Nutzung
Wunsch der Initiative ist es, den Bahnhof als Ort der Industriekultur zu erhalten und damit die Historie lebendig zu halten. Sie schlagen eine Nutzung vielleicht sogar als Sitz der Bezirksverwaltungsstelle vor. Damit würde ein Sitzungssaal mit guter Verkehrsanbindung entstehen, der auch anderen Vereinen zur Verfügung stände. Räume für Ausstellungen könnten sich die Mitglieder der Bürgerinitiative Flingern ebenfalls vorstellen, vielleicht sogar ein kleines Museum zur Geschichte des Stadtteils.
Der offene Brief endet mit der Bitte: „Falls Ihnen Anträge für eine Abrissgenehmigung und/oder Bauanträge vorgelegt werden, bitten wie Sie, die Spielräume, die Ihnen durch das Baurecht gegeben werden, so weit wie möglich zu nutzen, um den von uns angestrebten Erhalt und dem Gemeinwohl dienende Nutzungsmöglichkeiten zu garantieren“.
Weitere Informationen zur Bürgerinitiative Flingern finden sie hier.