Düsseldorf: „Ihr seid nicht das Volk“ – Corona-Demonstranten treffen auf Gegenprotest
Irgendwas war anders an diesem Samstag (22.1.): Düsseldorf zeigte den rund 7000 Impfgegnern und Schwurbler erstmals rote Karten. Und Klobürsten. Und Gegenprotest-Plakate. Und Schafsköpfe. Gerade hatten sich die, die gegen Covid-Maßnahmen sind, samt ihrem kruden Weltbild prima eingerichtet in Düsseldorf. Das bedeutet aus deren Sicht: Die Grundrechte werden böswillig eingeschränkt, Impfung wird mit Genozid gleichgesetzt und die Demokratie in Deutschland wird als Diktatur diffamiert. Das wollen Düsseldorfer*innen sich nicht länger vordröhnen lassen. Das Bündnis „Düsseldorf stellt sich quer“ (DSSQ) hatte zum Gegenprotest mobil gemacht.
Den Düsseldorfern reicht es, dass ihre Stadt zum Sammelbecken für Impfgegner, Coronaleugner, Esotheriker, Rechtsradikale und sonstige Schwurbler wird. Aus ganz NRW reisen die Teilnehmer*innen mittlerweile an, um unter dem Motto „Friede, Freiheit, Selbstbestimmung – Freie Impfentscheidung“ gegen die – in ihren Augen – Corona-Diktatur zu demonstrieren. Am Samstag standen zahlreiche Bürger*innen am Rand der Demostrecke und machten ihrem Ärger über so viele Lügen Luft. Sie zeigten rote Karten, hatten Plakate mit „impfen statt schimpfen“ oder „Nazis raus“ dabei.
Viele der Gegenprotestler*innen waren Anwohner, die es einfach Leid sind, dass sie die Sprüche der unsolidarischen Schwurbler ertragen müssen. „Ihr seid nicht das Volk“ hatte eine Frau an der Kronprinzenstraße auf ihr Schild geschrieben. Die Polizei hatte Einheiten im Einsatz, die sich schützend vor die Gegendemonstranten stellten. Dass dies wichtig war, zeigte so mancher Hitzkopf unter den Demonstranten, die versuchten übergriffig zu werden. Ihre Hilflosigkeit gegenüber dem Protest am Straßenrand versuchten sie mit dem Spruch „Nazis raus“ zu übertönen – offenbar waren sie sich nicht bewusst, wie lächerlich das wirkte. Sie verhöhnten die „kleinen“ Gruppen, mussten aber im Laufe der Demonstration feststellen, dass es sehr viele kleine Gruppen gab, die ein Spalier des Gegenprotests bildeten.
Oliver Ongaro von DSSQ zeigte sich am Abend zufrieden mit der Form des Gegenprotests. Er hofft in der nächsten Woche noch mehr Düsseldorfer*innen mobilisieren zu können, um das deutliche Zeichen für Solidarität in der Gesellschaft noch zu verstärken.
Anmelder Ingo Marks hatte bei der Eröffnungskundgebung auf dem Johannes-Rau-Platz darauf hingewiesen, dass von ihm angemeldete Veranstaltungen noch nie unter „Querdenken“ gelaufen wären. Ein weiterer Versuch mit seiner neuen Gruppe „APO“ (außerparlamentarische Opposition) den Anschein zu erwecken, man sei frei von rechtsextremen und radikalen Einflüssen. Der Versuch, nationalistische Fahnen und parteipolitische Plakate von der Demonstration auszuschließen, gelang dem Anmelder der Demonstration ebenso wenig wie das Durchsetzen der Corona-Auflagen: Abstand halten, Maske tragen und 3G-Status.
Nach Aussage der Polizei waren deren Einsatzkräfte zuständig für den friedlichen Verlauf der Demonstration. Die Kontrolle der Auflagen sei Sache des Ordnungsamtes der Stadt Düsseldorf. Deren Teams waren unsichtbar. So freuten sich die Teilnehmer der Demonstration, denn die fehlenden Masken wurden nicht als Ordnungswidrigkeit geahndet.
So mancher Gegendemonstrant schüttelte fassungslos den Kopf über die Ignoranz der Demonstranten, die sich für „das Volk“ halten und die Wahrheit für sich gepachtet haben. Immer wieder wurden Schilder hochgehalten wie „Impfpflicht = Genozid“. Spätestens bei so einer Aussage sollten sich die Teilnehmenden fragen, ob sie solche Thesen wirklich unterstützen wollen.