Buchneuerscheinung: „Die Kommissare“ – ein Einblick in die teilweise unrühmliche Vergangenheit der Düsseldorfer Kriminalpolizei
Über vier Jahre recherchierte ein Autorenteam für die Texte des Buches "Die Kommissare. Kriminalpolizei in Düsseldorf und im rheinisch-westfälischen Industriegebiet (1920-1950)". Auf 504 Seiten wurde am Dienstag (11.12.) nun das Werk mit den Einblicken in den Alltag der Kripo vorgestellt. Dabei wird auch die unrühmliche Tätigkeit für das NS-Regime deutlich, bei dem die Kripo "Asoziale" oder "Volksschädlinge" regelrecht "aussortierte" und in Konzentrationslager verschleppte.
Am Dienstag (11.12.) wurde das Buch in der Mahn- und Gedenkstätte präsentiert
Das Buch möchte die Geschichte der Düsseldorfer Kriminalpolizei von den zwanziger Jahren bis in die frühe Nachkriegszeit aufarbeiten. Herausgeber und der Leiter der Mahn- und Gedenkstätte, Dr. Bastian Fleermann, wurde dabei von seinen Kollegen und zahlreichen Historikern und Autoren unterstützt. Ein Team von 16 Personen recherchierte in verschiedenen Archiven im In- und Ausland und hatte dabei die Entwicklung der Kriminalpolizei von 1920 bis 1950 im Blick.
Nach der Modernisierung der Kriminalpolizei im Anschluss an den Ersten Weltkrieg, wollte die Kripo mit neuen Techniken und Prävention überzeugen, gleichzeitig jedoch hart und unnachgiebig gegenüber Kriminellen auftreten. Das NS-Regime machte sich nach 1933 die Arbeit der Kripo zu nutze und setzte sie gegen Bettler, Außenseiter, Prostituierte, Trinker und "Arbeitsscheue" ein. Wie das Buch beschreibt, verstanden sich die Kriminalisten als "Ärzte am Volkskörper", die die Gesellschaft von "Gemeinschaftsfremde" oder "Volksschädlinge" säuberten. Sie sortierten diese Menschen aus und verschleppten sie in Konzentrationslager. Nach Kriegsbeginn waren die Kriminalisten auch in den besetzten Gebieten Europas an Massenerschießungen, der Ghettoüberwachung und angeblicher "Bandenbekämpfung" beteiligt. Kripobeamte aus Düsseldorf und dem Rhein-Ruhr-Raum wurden zu Kriegsverbrechern und Tätern des Holocaust. Mit dem Jahr 1945 endeten zwar die Strukturen der nationalsozialistischen Kriminalpolizei, aber viele der Mitarbeiter blieben im Dienst bis in die Nachkriegszeit hinein.
Polizeipräsident Norbert Wesseler lobte bei der Buchvorstellung die geleistete Aufklärungsarbeit
In dem Buch haben die Autoren Beispiele aus Düsseldorf, Krefeld, Hilden, Mönchengladbach, Essen und Duisburg, Dortmund und Wuppertal recherchiert. Beteiligt waren neben dem Team der Mahn- und Gedenkstätte bestehend aus Dr. Bastian Fleermann, Andrea Ditchen, Annette Janatsch, Hildegard Jakobs und Immo Schatzschneider, die Historiker Walter Daugsch, Markus Günnewig, Heidi Sack, Joachim Schröder und Stephan Stracke, der Hildener Stadtarchivar Wolfgang Antweiler, die Autoren Stefani Geilhausen und Hermann Spix, Peter Henkel vom Haus der Landesgeschichte NRW, die pensionierte Kriminalbeamtin Karin Kienast und die Juristin Waltraud Vietor.
Das Buch wird im Auftrag des Förderkreises der Mahn- und Gedenkstätte herausgegeben und konnte durch Unterstützung von Sponsoren realisiert werden.
"Die Kommissare. Kriminalpolizei in Düsseldorf und im rheinisch-westfälischen Industriegebiet (1920-1950)“, Herausgeber Dr. Bastian Fleerman, Droste Verlag, ISBN-13: 978-3770060320, 49 Euro erhältlich im Buchhandel und in der Mahn- und Gedenkstätte.
Fotos: Stadt Düsseldorf, Melanie Zanin