Düsseldorf: Nach Kritik will Henkel Werbung im belarusischen Staats-Fernsehen stoppen
Nachdem das Unternehmen Henkel im August 2021 noch verhalten auf die Anfrage von Ddorf-aktuell reagierte, als es um die platzierten Werbespots im Staatsfernsehen von Belarus ging, hat der öffentliche Druck nun offenbar zu einer veränderten Beurteilung der Situation seitens des Konzerns geführt.
Kritik an Werbespots für Henkel-Produkte
Am 9. August 2021, zum Jahrestag der manipulierten Präsidentschaftswahl in Belarus, wurde auf dem Düsseldorfer Burgplatz gegen Diktator Alexander Lukaschenko und seine Schreckensherrschaft demonstriert. Eine Rednerin äußerte dabei heftige Kritik an Firmen wie Henkel oder L’Oreal. Sie würden immer noch Werbung im belarusischen Staatsfernsehen schalten und damit das Regime unterstützen. Dabei bezog sie sich auf eine Untersuchung der Nichtregierungsorganisationen Libereco – Partnership for Human Rights und Professional Union of Belarusians in Britain (PUBB), die die Werbezeiten analysiert hatten. Die Rednerin zitierte den Code of Conduct, den Henkel auf seiner Homepage deklariert und die Verpflichtung zur Achtung der Menschenrechte beinhaltet. Sie forderte alle Aktivisten auf, von Henkel in den sozialen Netzwerken und mit Briefen die Beendigung des Engagement zu verlangen.
Am 10. August teilte eine Unternehmenssprecherin auf Nachfrage von Ddorf-aktuell mit: „Henkel hält sich strikt an den geltenden internationalen Rechtsrahmen und die einschlägigen Vorschriften. Darüber hinaus pflegen wir einen systematischen Austausch mit Politikern insbesondere in Deutschland und der EU, um uns über die neuesten Entwicklungen zu informieren und entsprechende Guidance für unser eigenes Handeln abzuleiten“. Man betonte die Entwicklungen in Belarus mit Sorge zu betrachten und versicherte, man habe die lokalen Werbeaktivitäten angepasst.
Andere Unternehmen haben Werbung gestoppt
Libereco wiederholte die Analyse der Werbebeiträge der drei staatlichen Fernsehsender Belarus 1, ONT und CTV vom 15. bis 21. November, jeweils in der Zeit zwischen 19 und 22 Uhr. 58 Prozent der Werbespots wurden von westlichen Unternehmen geschaltet, 30 Prozent von belarusischen Unternehmen und die restlichen 12 Prozent von Unternehmen aus Russland, der Ukraine, Indien, Südkorea und einigen anderen Ländern.
Im Gegensatz zum ersten Beobachtungszeitraum im Juli hatten die Firmen Carlsberg (Dänemark) und L’Oreal (Frankreich) ihr Werbeengagement komplett gestoppt. Nestlé und Coca Cola reduzierten ihre Werbung deutlich. Deutsche Unternehmen wie Henkel und US-Konzerne wie Mars und Procter & Gamble werben immer noch am meisten, wie die aktuelle Erhebung zeigt.
„Wir sind sehr schockiert, dass vor allem deutsche Unternehmen trotz der zahlreichen und gut dokumentierten Menschenrechtsverletzungen in Belarus ungebrochen Lukaschenkos TV-Sender mit Werbegeldern finanzieren. Unmittelbar vor und nach propagandistischen Nachrichtensendungen und im Umfeld agitatorischer Hetzsendungen, in denen Regimekritikern buchstäblich die schmutzige Wäsche gewaschen wird, schaltet Henkel Werbung für Waschmittel. Dieses moralisch äußerst fragwürdige Werbeengagement muss sofort gestoppt werden. Ich bin es leid, mir länger die Ausreden all dieser werbenden Unternehmen anzuhören“, sagt Marco Fieber, Vorsitzender der deutschen Sektion von Libereco.
Änderung für 2022
Henkel teilte auf Nachfrage am 8. Dezember mit: „Wir verfolgen die Entwicklungen in Belarus sehr aufmerksam und nehmen die Kritik an unseren Werbeaktivitäten im belarussischen Staatsfernsehen sehr ernst. Daher haben wir unsere lokalen Marketingaktivitäten seit Sommer angepasst und keine neuen Werbezeiten im Staatsfernsehen gebucht. Für 2022 sind keine neuen Werbeaktivitäten im staatlichen Fernsehen geplant oder gebucht“.