Karneval in Düsseldorf: So wird die Verlegung des Rosenmontags kritisiert
Den Rosenmontagzugs in Düsseldorf verschieben auf dem 8. Mai 2022 – diese Reaktion des Comitees Düsseldorfer Carneval auf die vierte Corona-Welle trifft auf gemischte Reaktionen. Neben Zuspruch von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann und Oberbürgermeister Stephan Keller gibt es auch eine Menge Kritik. Ein Überblick. Aktualisierung (26.11.,23 Uhr): Dem Vernehmen nach hat Oberbürgermeister Stephan Keller die Karnevalisten gebeten, einen neuen Ausweichtermin für den Rosenmontagszug zu suchen.
Das falsche Datum
Die Jüdische Gemeinde Düsseldorf, die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, VVN, das Bündnis DSSQ – Düsseldorf stellt sich Quer und die Partei die Linke kritisierten, dass der 8. Mai als Ausweichdatum für den Rosenmontagszug gewählt wurde.
Oded Horowitz, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, bewertet die Entscheidung für den Tag der Befreiung und des Endes des Zweiten Weltkriegs als „unsensibel und problematisch“. Für Horowitz steht der 8. Mai in einer Reihe mit dem 9. November – Gedenken an die Reichspogromnacht – und dem 27. Januar – dem Tag der Befreiung des KZ Auschwitz, der dem Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus gilt. Horowitz regt an, den Termin für den Rosenmontag zu verlegen.
Jürgen Schuh, Sprecher des VVN Düsseldorf kritisiert die Terminwahl so: „Hier treffen sich Ignoranz, politische Instinktlosigkeit und Rechtskonservatismus. Den „Tag der Befreiung vom Faschismus“ zum „Rosenmontag“ zu machen, scheine kein verzeihlicher „Ausrutscher“, sondern Ausdruck einer politischen Grundhaltung.
„Wir hätten uns bei der Wahl des neuen Termins für den Rosenmontagszug mehr Sensibilität bei den Veranstaltern gewünscht“, erklärt Oliver Ongaro vom Bündnis „Düsseldorf stellt sich quer“. Es falsch, am 8. Mai den „Rosenmontagszug“ in der Landeshauptstadt Düsseldorf zu veranstalten. Dies störe das Gedenken an die Opfer des zweiten Weltkriegs und setz ein falsches Signal.
Julia Marmulla, Sprecherin der Linken Ratsfraktion im Düsseldorfer Rat, fordert Oberbürgermeister Stephan Keller auf, mit dem Comitee Düsseldorfer Carneval ein anderes Ausweichdatum für den Rosenmontagszug zu suchen: „Am 8. Mai gedenken wir international des Kriegsendes und der Opfer des Nationalsozialismus. Gerade in den Augen der internationalen Öffentlichkeit wäre ein Karnevalsumzug am 8. Mai deshalb pietätlos und geschichtsvergessen.“
Kritik des Prinzenclubs
Das CC hat die Verschiebung des Rosenmontagszugs nicht allein entschieden, In einer Präsidentenrunde mit den Chefs der rund 60 angeschlossenen Karnevalsvereine wurde der Plan zuvor besprochen. Dabei soll der Präsident des Prinzenclubs, Jobsi Driessen, das CC mehrfach für den Vorschlag einer Velegung gelobt haben – so Teilnehmende der internen Runde. In der Öffentlichkeit kritisiert Driessen nun das Vorgehen unter Hinweis auf das „falsche Timing“. Er soll dem CC kurz vor der Sitzung eine Umfrage unter den Düsseldorfer Karnevalsvereinen vorgeschlagen haben. Dabei geht es im Wesentlichen um die Frage, ob unter 2G oder 3G Karneval gefeiert werden soll; also Nicht-Geimpfte mit einem aktuellen Negativ-Test Zutritt haben. Diese Umfrage laufe zurzeit. In NRW gilt für den gesamten Freizeitbereich 2G.
Die kleinen Vereine
Die Terminverschiebung wurde ausdrücklich damit begründet, dass kleine Karnevalsvereine so die Möglichkeit haben, ihre Sitzungen, Biwaks und Umzüge ebenfalls in eine Zeit verlegen, in der die Inzidenzen mutmaßlich niedriger sein werden als zurzeit. Ein großer Teil der Präsidenten lobt ausdrücklich diese Möglichkeiten; einige kritische Stimmen besagen, man müsse die Entscheidung erst einmal sacken lassen. Ob Termine, Vortragende und Bands so einfach umterminiert könnten, sei ungeklärt.
Die anderen Städte
Karnevalsvertreter als Köln, Bonn und Aachen zeigten sich bei einem Treffen mit der NRW Landesregierung „überrascht und irritiert“ über die Düsseldorfer Initiative: „Der Karneval ist kein reines Partyevent, das man beliebig planen und verschieben kann. Er ist ein jahrhundertealtes Brauchtum und bewegt sich als solches in einem festen zeitlichen Rahmen. Entsprechend dem Kirchenkalender endet das Fest zwangsläufig an Aschermittwoch mit Beginn der Fastenzeit.“ Die Kölner betrachten sich als „Träger des Immateriellen Kulturerbes der Bundesrepublik Deutschland“.
Christoph Kuckelkorn, Präsident des Festkomitees Kölner Karneval betont, den Düsseldorfer Karnevalisten gehe es nicht um die Gesundheit, sondern ums Geld: „Es ist mehr als traurig, dass in Düsseldorf rein wirtschaftliche Gründe dafür sorgen, dass alle Regeln des Brauchtums über Bord geworfen werden.“ Falls es die Pandemie nicht anders zulasse, werde man auch in diesem Jahr notfalls wieder kleine kreative Lösungen finden müssen. „Das entspricht aber viel mehr der Seele des Karnevals, als einfach alle Sitzungen und Züge ins Frühjahr zu verlegen. Wir wollen nicht um jeden Preis feiern!” Michael Jansen, Präsident des Hauptausschusses Duisburger Karneval, kritisierte wegen des schnellen, nicht abgestimmten Vorpreschens und sprach von einem „Marketing-Gag.“
CC zur Terminfrage
CC-Geschäftsführer Hans-Jürgen Tüllmann hat erläutert, wie die Düsseldorfer Karnevalisten auf den 8. Mai gekommen sind. Demnach scheidet der April wegen Ostern und den Osterferien aus. Am 1. Mai sei „Tag der Arbeit“, am 15. Mai wähle NRW den neuen Landtag. Zurzeit steht das CC nach Angaben eines Sprechers auf dem Standpunkt, dass das Kriegsende 1945 gefeiert worden sei – und sich Ansatz mit dem rheinischen Karneval sehr wohl verbinden lasse.