Düsseldorf Rath: Über 2.000 Beschäftigte kämpfen für den Erhalt der Vallourec-Werke
Die Ankündigung von Edouard Guinotte, Vorsitzender des Verwaltungsrates und CEO der Vallourec Gruppe, mit der Bekanntgabe der Quartalszahlen in der vergangenen Woche, die Werke in Rath und Mülheim zu verkaufen, schlug bei der Belegschaft ein wie eine Bombe. Auch die Betriebsräte und die Gewerkschaft wurden davon überrascht. Holger Lorek, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Vallourec Deutschlandland GmbH betont: „Als deutscher Aufsichtsrat sind wir immer noch nicht offiziell über die Verkaufspläne unterrichtet“.
Beschäftigte kämpfen für ihre Zukunft
Von den 2.400 Arbeitsplätzen in beiden Werken entfallen 1.650 auf den Standort in Rath. In einem Aktionstag zogen am Montag (22.11.) fast alle Mitarbeitenden durch Rath und demonstrierten für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Bei der Kundgebung ließ sich die Geschäftsführung aus der Düsseldorfer Hauptverwaltung per Live-Stream zuschalten – offenbar traute man sich nicht die Botschaft direkt vor den Beschäftigten zu verkünden: Man versuche in den nächsten sechs Monaten einen Käufer für die Werke zu finden. Gelinge dies nicht, würden die Werke geschlossen, hieß es brutal deutlich. Was die Belegschaft davon hielt, zeigte unter anderem ein Ei, das auf die LED-Wand geworfen wurde.
Dabei hätten die Beschäftigten in den vergangenen Monaten jedes Kosteneinsparungsprogramm des Managements mitgemacht, betonte Nicole Schermann, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende am Standort Rath. „Wir kämpfen für unsere Zukunft“, skandierten alle gemeinsam.
Missmanagement statt Zukunftsorientierung
Für die wirtschaftliche Schieflage der beiden Werke macht die Belegschaft das Management verantwortlich. „Die Verluste, die die Konzernleitung uns ankreidet, sind uns zugeschoben worden: Aufträge wurden aus deutschen Standorten nach Brasilien abgeschoben, teures Vormaterial uns in Rechnung gestellt und obendrauf wurden wir mit sogenannten konzerninternen Verrechnungspreisen belastet – da ist es kein Wunder, dass sich rote Zahlen anhäufen“, sagte der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Vilson Gegic. „Die Arbeit an beiden Standorten kann wieder profitabel sein, wenn man das richtige Zukunftskonzept hat. Unser Management hat es jedoch bisher nicht geschafft, den richtigen Weg einzuschlagen, deshalb zeigen wir ihn jetzt gemeinsam mit unseren Beratern Q & A Banner Küster auf“, so Gegic.
Karsten Kaus, Geschäftsführer der IG Metall Düsseldorf-Neuss fordert das deutsche Management von Vallourec auf, Zukunftstarifverhandlungen zu führen. Die Verkaufsverhandlungen will die IG Metall eng begleiten und erreichen, dass die Arbeitsplätze erhalten bleiben.
Städte wollen sich für den Erhalt der Standorte einsetzen
Düsseldorfs Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller und Sigrid Wolf, Regionsgeschäftsführerin DGB Düsseldorf – Bergisch Land, hatten sich gleich nach Bekanntwerden der Verkaufspläne darüber verständigt, dass es gemeinsam mit dem Mülheimer Oberbürgermeister Marc Buchholz, eine Einladung zu Gesprächen geben soll. Neben Vertreter*innen der Vallourec-Geschäftsführung sollen Beschäftigte dazu eingeladen werden, um eine Standortperspektive der Werke zu entwickeln.