Flughafen Düsseldorf: Verschlossene Türen, stundenlanges Warten auf das Gepäck, Schmutz – so endet eine Urlaubsreise
Das Beste am Flug nach Düsseldorf war die reibungslose Abfertigung am Flughafen im portugiesischen Faro: So erlebten am Sonntag (14.11.) 189 Menschen den Tui Fly Fluges X32815. Dicht an dicht hockten sie ein einer bis auf den letzten, engen Sitzplatz gefüllten, knapp 20 Jahre alten Boing 737-800. Es gab keine Chance auf Corona-konforme Abstände. Das Popo-Meter signalisierte so manchem ein durchgesessenes Gestühl. Kein Wunder, angeblich wird die eingesetzte Maschine am Monatsende von Tui außer Dienst gestellt. Doch das war erst der Anfang. Am Flughafen Düsseldorf sollte alles noch schlimmer kommen, an diesem grauen November-Sonntag, fernab aller Hauptreisezeiten.
In Düsseldorf waren die Fluggäste kurz nach dem vorbildlich corona-konformen Aussteigen nach Sitzreihen an einer Brücke des Flugsteigs B unvermittelt 15 Minuten lang in einer Sackgasse gefangen. Denn sämtliche Automatiktüren waren schlichtweg verschlossen. Es ging weder vor noch zurück. Das bedeutete: Erneut keine Chance, Abstände einzuhalten, weil ständig Passagiere nachrückten – bis eine Seniorin in der ersten Reihe beherzt zu einem Flughafentelefon griff und um Hilfe bat. Ansonsten wäre das Abhandenkommen einer ganzen Flugzeugfüllung voller Menschen eventuell bis jetzt nicht aufgefallen. Doch damit war es noch nicht genug.
Vortasten zur Gepäckausgabe
Anschließend mussten sich Passagiere durch eine dunkle und größtenteils unbeleuchtete Abfertigungshalle B zur Gepäckausgabe vortasten. Die dann lange Zeit nicht stattfand. Nach dem dreistündigen Flug konnte der letzte Fluggast erst mit weiteren zwei Stunden Verspätung den Flughafen Düsseldorf verlassen. Übereinstimmend geben Flughafen und Fluggesellschaft die Netto-Ausladezeit für Gepäck mit 90 Minuten an. Die anschließenden Fußwege kommen hinzu. Da waren die längst bezahlten Zugverbindungen längst verpasst. Abholende Angehörige mussten ein Vielfaches an Parkhausgebühren blechen. Wer diese Mehrkosten ersetzt? Das haben wir gefragt, aber niemand hat es beantwortet.
Zudem war an den Gepäckbändern in Düsseldorf ganz offensichtlich lange Zeit nicht geputzt worden. Und zumindest auf einem Herrenklo drückten selbst die hartgesottensten Nutzer die Innenklinke der Tür nur mit den Ellenbogen. Ein undefinierbarer, weißlich-milchiger Belag umhüllte die Klinke, deren ausgerissene Verkleidung jede Bewegung mit einem kläglichen Klimpern quittierte.
So nimmt der Flughafen Düsseldorf Stellung zu den Ereignissen rund um die verkorkste Abfertigung von Flug X32815: „Wir bedauern sehr, dass es am … Sonntag bei der Ankunft des Fluges X32815 zu negativen Erfahrungen für die Passagiere gekommen ist. Am Düsseldorfer Airport liegen die Prozesse zum Anbringen der Fluggastbrücke sowie die Gepäckausladung nach Ankunft bei den jeweiligen Airlines und ihren Dienstleistern – im Fall von Tuifly handelt es sich dabei um den Dienstleister Acciona. Der Flughafen Düsseldorf kann auf diese Abläufe keinen Einfluss nehmen. Die Dienstleister bewerben sich um Lizenzen, die vom Verkehrsministerium vergeben werden. Verträge bestehen ausschließlich zwischen Dienstleister und den Airlines, die für die operativen Handling-Prozesse verantwortlich sind. Der Flughafen stellt die nötige Infrastruktur zur Verfügung.“
Bestens organisiert: die Nicht-Verantwortung
Mit anderen Worten: Am Düsseldorfer Flughafen ist eines bestens organisiert: die Nicht-Verantwortung für das, was dort geschieht. Doch was sagt der Airport zu verschlossenen Türen?
„In dem von Ihnen geschilderten Fall musste das Zeitfenster für die automatisch betriebene Türöffnung aufgrund des verspäteten Ansetzens der Fluggastbrücke nochmals verlängert werden. Dies geschieht nicht automatisch, sondern muss manuell durchgeführt werden, sobald dem Flughafen die entsprechende Information vorliegt. Auch bei der Gepäckausgabe ist es bedauerlicherweise zu Verzögerungen gekommen, vermutlich bei der zweiten Gepäckfahrt vom Flugzeug. Nach Erreichen der Parkposition um 13.20 Uhr war zwar der erste Koffer rund 20 Minuten später am Band, der letzte rund eine gute Stunde später.“
Wartezeiten
Also alles halb so schlimm? Ein Sprecher von Tui Fly warnt vor übertriebenen Erwartungen der zahlenden Kunden. Zur Erinnerung: Die Fluggesellschaft ordert und zahlt die Bodenabfertigung: „Es kann zu Stoßzeiten immer zu längeren Wartezeiten bei der Gepäckausladung kommen. Alle Fluggesellschaften, Bodenabfertiger und Flughäfen sind daher im Austausch, wie die Auswirkungen von Personalengpässen minimiert werden können. Es handelt sich grundsätzlich auch eher um eine bundes- bzw. europaweite Herausforderung. Im hier genannten Vorgang handelt es sich aber um viel Sonder- und Sportgepäck, dass die Ausladung verzögert hat.“
Golftaschen zuerst
Tatsächlich kam eine Vielzahl von Golftaschen als erstes. Und dann lange Zeit nichts. Sagen die, die dabei waren. Zu den Hygienemängeln sagt der Flughafen, es werde regelmäßig geputzt, aber wenn es „zwischen den Reinigungsintervallen aufgrund des Nutzungsverhaltens einiger Besucher oder auch durch Vandalismus phasenweise zu Verunreinigung kommt, liegt das nicht im Einflussbereich des Flughafens und lässt sich nicht vermeiden.“
Hilfsgelder aus Steuermitteln
Wenn doch so wenig im Verantwortungsbereich des Spitzenmanagements am Flughafen Düsseldorf liegt, dann fragt sich der selten fliegende Steuerzahler, wofür der Flughafen Düsseldorf Anfang 2021 vom Bund 60 Millionen Euro aus Steuergeldern bekommen hat, dazu 100 Millionen Euro der Stadt Düsseldorf und der privaten Flughafengesellschafter und noch einmal 250 Millionen Euro Kredit der NRW-Bank – abgesichert durch eine Landes-, also durch Steuerzahlers Bürgschaft? Dieses Geld gab es nicht dafür, den Subunternehmern, den laut ver.di unterbezahlten Lohnkräften und am Ende auch noch den Nutzern die Schuld für die unzumutbaren Zustände am Flughafen Düsseldorf zuzuschieben.