Düsseldorf: Belarus-Kundgebung gegen Lukaschenko vor dem Hauptbahnhof
Das schlechte Wetter hielt die belarusiche Gemeinschaft am Samstagnachmittag (13.11.) nicht davon ab, vor dem Düsseldorfer Hauptbahnhof erneut auf die Lage in Belarus hinzu weisen. Sie demonstrieren abwechselnd in verschiedenen NRW-Städten, um die Aufmerksamkeit auf ihr Land zu lenken. Denn Solidarität und Aufmerksamkeit sind ihre einzige Hoffnung, dass der Druck auf Diktator Alexander Lukaschenko seitens der Welt größer wird. Lukaschenko hatte sich am 9. August 2020 zum Sieger der Präsidentenwahlen erklärt, aber offensichtlich das Wahlergebnis manipuliert. Seitdem versuchen sich die Belarusen gegen den Diktator zu wehren, doch der lässt jeglichen Protest von seinen Sicherheitskräften niederknüppeln und Oppositionelle verhaften oder töten.
Eskalation an der polnischen Grenze
Auf den Konrad-Adenauer-Platz vor dem Hauptbahnhof erfuhren Passanten, dass es für diese Kundgebung drei Beweggründe gab. Seit 15 Monaten protestieren sie und Lukaschenko lässt sich immer neue Schikanen einfallen. Mit der aktuellen Eskalation um die Geflüchteten, die von Belarus nach Polen geschickt werden, zeigt der Diktator erneut seine menschenverachtende Einstellung. Im Konflikt um die unerlaubten Einreisen aus Belarus erwägt Polen reguläre Grenzübergänge zu schließen. Tausende Geflüchtete harren bei winterlichen Temperaturen an den Grenzen aus.
“Lukaschenko orchestriert diese schreckliche Krise ganz bewusst. Er will sich damit an der EU rächen, weil sie die demokratische Bewegung in Belarus unterstützt. Lukaschenko will erreichen, dass die EU mit ihm verhandelt. Das ist ein klarer Erpressungsversuch, dem die EU nicht nachgeben darf. Zudem will Lukaschenko mit den Migranten davon ablenken, dass seine Schergen weiterhin die Opposition in Belarus brutal unterdrücken,” betont Swetlana Tichanowskaja, ehemalige Präsidentschaftskandidatin, die jetzt in Litauen im Exil lebt.
Jahrestag des Todes von Bondarenko
Am 12. November 2020 starb der Künstler Roman Bondarenko mit 31 Jahren in Minsk. An den Jahrestag seines Todes wurde besonders gedacht, da er vor seinem Tod einen neuen Slogan für die Bewegung geschaffen hatte. Bondarenko wohnte in einem Minsker Viertel, in dem in einem Hof zwischen den Häusern ein „Platz des Wandels“ entstanden war. An einer Wand war die Zeichung von hochgestreckten Armen zweier DJ’s, ein Symbol für das Spielen der Protesthymne „Wandel“, für das sie ins Gefängnis kamen. Der Ort wurde zum Treffpunkt des Protests, Fahnen und Protestbändchen wurden angebracht und regelmäßig von den Sicherheitskräften wieder entfernt. Am Abend des 11. November sah Bondarenko, wie sich erneut maskierte Männer in zivil am Platz zu schaffen machten. Er schrieb noch in den Chat seiner Gruppe „ich gehe raus“ und stellte dann die Männer zur Rede. Daraufhin wurde er verprügelt und so schwer verletzt, dass er am 12. November im Krankenhaus starb. Die Täter wurden nie zur Rechenschaft gezogen – wie auch in den vielen anderen Fällen, bei denen Lukaschenkos Schergen hart durchgreifen. „Ich gehe raus“ ist zum Slogan der Protestbewegung geworden.
Drohende Annexion
Der einzige Verbündete von Lukaschenko ist Wladimir Putin, Präsident der Russischen Föderation. Doch der folgt ganz eigenen Interessen. Bereits 1999 haben Russland und Belarus einen sogenannten Unionsvertrag geschlossen. Darin ist die Regierung durch ein gemeinsames Staatsoberhaupt vorgesehen. Die angespannte Lage dürfte Putin seinem Ziel näher bringen, Belarus der Föderation zuzuschlagen. Damit verlöre Belarus seine Unabhängigkeit, was das belarusische Volk verhindern möchte.
Hier geht es zu weiteren Informationen zum Solidaritätsprogramm und wie jeder helfen kann.